Streuobst zukunftsfähig machen
Am 13. Mai fand der 17. Landesweite Streuobsttag in Baden-Württemberg unter dem Motto „Neue Ziele und Wege zum Erhalt durch Nutzung“ statt. Themen waren neben der Inwertsetzung von Streuobstwiesen und zukünftigen Vermarktungsoptionen von Streuobstprodukten auch Maßnahmen gegen die zunehmende Trockenheit.
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Etwa 100 Personen aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern sowie dem deutschsprachigen Ausland nahmen an der Hybridveranstaltung im Audimax der Universität Hohenheim und online teil.
Martina Hörmann von Hochstamm Deutschland e.V. sprach das erste von drei Grußwörtern. „Bio-Streuobstvermarktung war für viele Jahre ein guter Weg, um Wertschöpfung aus der Streuobstwiese zu erzielen. Nun ist der Bio-Apfelmarkt von Billigware überschwemmt und die Preise sind nicht mehr auskömmlich“, erklärt sie das Motto des Streuobsttags. „Hier müssen wir neue Wege suchen.“
Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg betonte, dass die Arbeit der Streuobstwiesenbewirtschafter wesentlich für den Erhalt der Streuobstwiesen ist. „Ohne ihr Wissen und Ihre Erfahrung, ginge überhaupt nichts in den Streuobstwiesen […] und unsere Küchen und Keller wären um Einiges ärmer.“ Der Streuobstanbau gehöre zur regionalen Identität und sei maßgeblich für den Erhalt der Biodiversität. „Schützen durch Nützen“ sei ihrer Meinung nach der beste Weg, wenn man etwas bewahren will. Das Motto „Streuobst in Szene setzen“ zeige, was man heute leisten muss, um ins Blickfeld der Verbraucher zu rücken.
Prof. Dr. Ralf Vögele, Dekan der Fakultät für Agrarwissenschaften der Uni Hohenheim, erklärte, dass „einfach nur schön und nützlich zu sein“ nichts mehr nütze, wenn es um den Erhalt der Streuobstwiesen geht. „Wir müssen das Ganze an Mann und Frau bringen, um zu zeigen, wo der Wert steckt.“
Was Verbraucher am Streuobst schätzen
Aber wo steckt der Wert aus Verbrauchersicht? Dieser Frage widmet Sophia Philipp, Doktorandin der Universität Kassel am Fachgebiet für Agrar- und Lebensmittelmarketing, ihr Forschungsprojekt „Wahrnehmung und Wissen von Verbrauchern gegenüber Streuobstprodukten“ mit dem Fokus auf Streuobstsaft. Die ersten Ergebnisse stellte sie auf der Tagung vor.
Der Großteil der über 900 Umfrageteilnehmer (18-75 Jahre alt) kannte zwar den Begriff „Streuobst“, wusste jedoch kaum etwas darüber. Die meisten assoziierten mit Streuobst „etwas Gutes“ – unter anderem aufgrund der Natürlichkeit eines unbehandelten Lebensmittels. Nur ein Fünftel der Befragten hatte einen persönlichen Bezug zum Streuobstanbau. Definitiv noch nie Streuobstsaft getrunken hatte ebenfalls ein Fünftel der Befragten. Wobei von den übrigen 80% die Hälfte unsicher war, ob sie eventuell – ohne explizit darauf zu achten – schonmal Saft von Streuobstwiesen probiert hatten.
Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer wäre auch bereit, rund 15 Cent/Liter mehr für Streuobstsaft zu zahlen. Gründe hierfür waren vor allem die Bioqualität sowie der Verzicht auf Spritzmittel. Allein die Bezeichnung „Streuobstsaft“ auf dem Produkt erhöhte die Zahlungsbereitsschaft allerdings kaum. Artenvielfalt und Co. spielten als Kaufmotiv auch kaum eine Rolle.
Umfrageergebnisse: Was spricht aus Verbrauchersicht für Streuobstsaft?
- Naturtrüb, Direktsaft
- Das Wissen, dass Menschen dahinter stehen
- Gesundheitsnutzen
- Hohe Qualität
- Guter Geschmack
- Regionale Herkunft
Umfrageergebnisse: Wer zahlt mehr für Streuobstsaft? Menschen, die…
- Jünger sind
- Qualitätsorientiert einkaufen
- Regionale Produkte bevorzugen
- Eine hohe Umwelteinstellung haben
- Erfahrung mit Streuobst haben
- Streuobstsaft schon einmal – bewusst – getrunken haben
In der Vermarktung von Streuobst könnte man sich dessen ohnehin guten Ruf zu Nutze machen und zum Beispiel die Eigenschaften des Produkts wie die Natürlichkeit auf dem Etikett betonen. Auch „selbstverständliche“ Hinweise wie „naturtrüb“ und „Direktsaft“ auf dem Etikett sprächen die Verbraucher an. Ein starkes Kaufmotiv sei zudem die persönliche Erfahrung mit Streuobstwiesen und dem Geschmack von Streuobstprodukten. Dementsprechend bieten sich Produktverkostungen z. B für Familie, Freunde oder Kollegen bei Arbeit an, um Streuobst bekannter zu machen.
Positiv reagierten die Umfrageteilnehmenden auf die Möglichkeit, sich z.B. über einen QR-Code tiefergehend über das Produkt zu informieren. Das fördere das Vertrauen. Den Verein, die Initiative, die Region und die Menschen hinter dem Streuobstsaft vorzustellen, kann aus ähnlichen Gründen eine positive Wirkung haben. Als Bühne hierfür bieten sich neben dem Etikett auch Social-Media Plattformen an.
Zu der Präsentation von Sophia Philipp meldete sich Dr. Günther Schäfer von der Stahringer Streuobstmosterei aus dem Publikum. Die Zukunft der Streuobstvermarktung sehe er nicht im Saftbereich, sondern bei den Alkoholika. „Es wäre eine Sackgasse, wenn wir auf den Saft setzen“, warnt er. „Den Kontakt zum Verbraucher müssen wir kollektivieren und große Feste feiern. Es bringt nichts, wenn da jeder einzeln Kontakt aufbaut. Wir brauchen in Baden-Württemberg Cider- und Mostzelte auf dem Wasen.“ Staatssekretärin Sabine Kurtz wies an dieser Stelle darauf hin, dass Bundesregierung anstrebe, Werbung für Alkohol stärker zu kontrollieren.
Streuobsterhalt: Ein Blick in die Zukunft
Größere Wellen schlug die Präsentation von Matthias von Wuthenau, Referent für Biodiversität und Landnutzung am Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Er gab ein Update zur Förderung.
Bestehende Förderinstrumente seien erweitert worden. Das betreffe unter anderem die Förderung nach FAKT II/C1: Seit 2023 wurde der Fördersatz auf 5 Euro pro Baum verdoppelt.
Für die Förderung „Baumschnitt-Streuobst“ gingen für die Förderperiode 2020-2025 etwa 1200 Anträge von ca. 9500 Menschen bei den staatlichen Stellen ein. Insgesamt betreffe dies an die 460.000 Streuobstbäume. Die Vor-Ort-Kontrollen würden derzeit laufen. Mindestanforderung für die Förderung ist es, die Bäume innerhalb von fünf Jahren mindestens zwei Mal zu schneiden. Für den fachgerechten Baumschnitt großkroniger, starkwüchsiger und in weiträumigem Abstand stehender Kern- und Steinobstbäume werden bis zu 15 Euro pro geschnittenem Baum gezahlt (ab dem 3. Standjahr mit einer Stammhöhe von mindestens 1,40 m im Außenbereich beziehungsweise in der freien Landschaft).
Mehr Infos zur Förderung „Baumschnitt-Streuobst“ unter: https://foerderung.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Foerderwegweiser/Foerderung+Baumschnitt_Streuobst
Das Publikum äußerte Unmut angesichts der niedrigen Fördersätze im Streuobstbau. Außerdem seien manche Förderbedingungen kontraproduktiv für den Erhalt der Streuobstwiesen – so würde zum Beispiel Streuobst ohne Wiesen nur als Brache anerkannt (Nutzungscode 481) und in der Folge im Bewirtschaftungszeitraum von 1. April bis Ende August gesperrt. Auch der Wunsch, die Fachwarte-Ausbildung einerseits zu intensivieren und andererseits nach Schwerpunkten zu differenzieren wurde ans Ministerium herangetragen.
Aktuelle Streuobstprojekte
Matthias von Wuthenau stellte außerdem die aktuellen Projekte im Streuobstbereich vor. Ein Ausschnitt der vorgestellten Projekte folgt:
Streuobstkonzeption 2030
Die Streuobstkonzeption 2030 befinde sich in den letzten Zügen. Handlungsfelder seien unter anderem die Bewirtschaftung und Bestandssicherung von Streuobstwiesen, Verarbeitung und Vermarktung sowie die Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Beratung.
Mehr Infos unter: https://mlr.baden-wuerttemberg.de/de/unsere-themen/biodiversitaet-und-landnutzung/streuobst
Erhaltung alter Kirschsorten (2020-2023)
Das dreijährige Projekt widmet sich der Kartierung und Pflanzung historischer Kirschsorten in Mössingen und Wiechs. Ziel ist es, die vorhandene Kirschsortenvielfalt für die nächste Generation zu sichern.
Mehr Infos unter: https://streuobst.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Biodiversitaet/Sorten
Mostbirnenforschung (2022-2023)
Das Projekt „Züchtung klimaresilienter Mostbirnensorten“ zielt nicht nur auf die Züchtung klimaresilienter Mostbirnensorten für die regionale Verwertungsindustrie ab, sondern auch auf Sichtung und Screening alter Sorten auf ihre Zukunftsfähigkeit. Das Projekt wurde 2022 begonnen und soll 2024 abgeschlossen werden.
Mehr Infos unter: https://mlr.baden-wuerttemberg.de/de/unsere-themen/biodiversitaet-und-landnutzung/sonderprogramm-biol-vielfalt/projekte-landwirtschaft/
Schwarzer Rindenbrand (2020-2023)
Ziel dieses Mitmach-Forschungsprojekts war die Entwicklung von Prophylaxemaßnahmen. Erste Ergebnisse finden Sie hier: https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/,Len/Kulturpflanzen/Schwarzer+Rindenbrand
Einführung Qualitätszeichen Streuobst BW
Gespräche mit Akteuren zu den Kriterien eines Qualitätszeichens finden derzeit statt. Noch zu klären seien der geforderte Prozentanteil von Streuobst im Endprodukt sowie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (ja/nein/nur in Jugendphase). Die Vorstellungen hierzu gingen bislang auseinander.
EIP-Projekte
Die EIP-Projekte
- Entwicklung von Strategien und Konzepten für einen zukunftsorientierten und an den Klimawandel angepassten Streuobstbau (u.a. am KOB) und
- Nachhaltige Eindämmung des Mistelbefalls in Streuobstwiesen (u.a. StadtLandFluss)
haben Antragsstufe 1 erfolgreich durchlaufen. Beim an den Klimawandel angepassten Streuobstanbau werden unter anderem neue Unterlagen (z.B. ViruTherm) getestet, Walnussbäume selektiert und erhalten, Lagerversuche mit Streuobstsorten gemacht und die Eignung von Sorten zur Cider-Produktion untersucht. Im Mistel-Projekt sollen Maßnahmen zur Freihaltung mistelfreier Streuobstbestände sowie zur Kontrolle und Sanierung bereits befallener Bestände entwickelt werden.
Ansprechpartnerin am MLR für alle EIP-Projekte ist Frau Katja Beutel, Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart, Telefon: (0711) 126-2434, E-Mail: eip-agri@mlr.bwl.de
Ein Projekt auf Initiative der Fraktion Grüne widmet sich der Klimawandelanpassung im Streuobst. Die Ausschreibung laufe derzeit. Anhand einer Potentialstudie für klimaresiliente Bewirtschaftungssysteme sollen praxisbezogene Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Außerdem sollen alternative, trockentolerante Baumarten wie Esskastanien, Pfirsich, Maulbeeren, Mandeln und Wildobst auf ihre Eignung geprüft werden.
Streuobstpreis Baden-Württemberg 2023 ausgeschrieben
Der Streuobstpreis Baden-Württemberg ist aktuell ausgeschrieben. Das Motto für 2023 lautet „Streuobstbestände im Wandel – aufwerten, neuanlegen, nachpflanzen“. Bewerbungen können Sie unter https://streuobst.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Aktiv/Wettbewerbe+und+Preise einreichen.
Streuobst sichtbar machen
Hannes Bürckmann von neuland+ GmbH & Co KG Schrozberg stellte Neuigkeiten rund ums Streuobst vor. Der Tag der Streuobstwiese 2023 (2021 ins Leben gerufen von ARGE Streuobst Österreich) sei sehr erfolgreich gewesen. Über 200 Veranstaltung in 7 Ländern fanden statt – von Verkostungen über Führungen bis hin zu Online-Terminen. Die Resonanz in der Presse werde jedes Jahr größer.
Wer Interesse an einer eigenen Aktion zum Tag der Streuobstwiese hat, kann sich bereits das letzte Aprilwochenende 2024 (26. April 2024) vormerken.
Neben dem Tag der Streuobstwiese will der Hochstamm Deutschland e.V. auch mit einer digitalen europäischen Streuobst-Landkarte dazu beitragen, die Sichtbarkeit von Streuobst zu verbessern. In dieser Karte können sich alle Streuobstbetriebe kostenfrei und datenschutzrechtlich abgesichert eintragen lassen unter https://www.hochstamm-deutschland.de/streuobst-erleben/streuobstlandkarte
Der Streuobstanbau in Deutschland ist seit 2021 als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Derzeit laufen weitere Anträge zur Anerkennung als immaterielles Kulturerbe in Österreich und Irland. Der Hochstamm Deutschland e.V. verfolgt das Ziel, bis 2028 einen multinationalen Antrag bei der UNESCO einzureichen. Wenn dieser Antrag erfolgreich ist, müssen die Länder keine Einzelanträge mehr stellen, sondern können einfach beitreten.
Markenzeichen für Streuobst-Produkte
Aktuell sei der Hochstamm Deutschland e.V. dabei, ein Markenzeichen für 100% Streuobst-Produkte einzuführen. Derzeit stünden neben einem Entwurf für die Erzeugungsrichtlinie noch die Veröffentlichung im Newsletter, der Beschluss in der Mitgliederversammlung, die Eintragung des Markenzeichens sowie die Etablierung eines Kontrollsystems an. Das Qualitätssiegel „Schwäbisches Wiesenobst“ des WiesenObst e.V. setzt ebenfalls auf kontrollierte Qualität und Produktbezeichnungen.
Der Hochstamm Deutschland e.V. ist zudem Mitgründer des neuen Kasachisch-Deutschen Instituts zum Schutz der Ökosysteme und der Biodiversität (KaGEB), das unter anderem mit der Kasachischen Agrarforschungsuniversität und der NETSCI GmbH zusammenarbeitet. Hintergrund sind die großen kasachischen Bestände des asiatischen Wildapfels (Malus sieversii), auch als Ur-Apfel bezeichnet. Sophia Philipp habe vor, die erste deutsch-kasachische Ur-Apfel-Plantage anzulegen.
Streuobst 2030 – Wertschöpfungskette
Im Modellprojekt Streuobst 2030 befasst sich der Hochstamm Deutschland e.V. mit der Steigerung der Wertschöpfung für Streuobst. Bis Ende 2023 soll anhand von Best Practice-Beispielen (Praxisbeispiele werden weiterhin gesucht!) Antworten auf die Frage liefern, wie die optimale Wertschöpfungskette für Streuobst aussieht. Dazu soll auch ein interaktives Online-Tool zur Analyse der individuellen Streuobst- Wertschöpfungskette entwickelt werden.
Untersucht wird im Rahmen des Projekts auch die Frage, inwiefern sich von der Streuobstwiese erbrachte Ökosystemleistungen zu einer handelbaren Ware machen lassen. Dies hätte den Vorteil einer direkten Entlohnung für Pflege und Erhalt der Streuobstwiesen unabhängig vom Produkt. Die Erprobungsphase ist für Frühjahr 2024 geplant.
Trockenstress vorbeugen
Andreas Siegele von der Obstbauberatung Stuttgart stellte Maßnahmen vor, mit denen sich der Trockenstress in der Streuobstwiese verringern lässt. Die drei wichtigsten Ansätze gegen durstende Bäume seien:
- die Lage,
- die Lage und
- die Lage!
Soll heißen: Passen Art und Sorte zu den Boden-, Nährstoff- und Wasserverhältnissen vor Ort, ist schon viel gewonnen – selbstredend unter der Voraussetzung, dass sich der Standort grundsätzlich für den Obstbau eignet. Manche Sorten wie die Birne 'Conference' reagieren besonders empfindlich auf zunehmende Strahlungsintensitäten und Hitze. Sie verbrennen schnell und eignen sich weniger für einen zukunftsorientierten Anbau. Eine Kaolin-Spritzung könne die Sonneneinstrahlung in Notfällen etwas reduzieren.
Entscheidend sind auch das Pflanzmaterial und die Pflanzung selbst. Der Baum sollte wüchsig, gut gewachsen und gepflegt sowie auf keinen Fall überständig sein. In Siegeles Worten zusammengefasst: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“ Der Obstbauberater rät außerdem zu trockenresistenten Unterlagen. Achtung: Auch deren Wurzeln müssen erst Fuß fassen und wollen in den ersten Jahren nach der Pflanzung bei Trockenheit gewässert werden.
Empfehlungen für gute Baumschulen kamen aus dem Publikum: Die Bio-Baumschule Pflanzlust bei Kassel und die Baumschule von Josef Jacoby im Saarland.
„Ich sehe die Bäume als meine Mitarbeiter. Und wenn die Durst oder Hunger haben, brauchen die was zu trinken und zu essen. Und wenn die krank sind, muss ich schauen, dass sie wieder auf die Beine kommen!“
Andreas Siegele, Obstbauberater
Es ist wichtig, den Boden gleichmäßig feucht zu halten. „Oft wird zu spät angefangen, zu gießen“, bemerkt Siegele. In vielen Jahren müsste bereits ab März oder April damit begonnen werden, denn in dieser Zeit beginnt die Wachstumsphase des Baums. „20 Liter im Mai ersparen 100 Liter im Sommer“, so Siegele.
Die Herbstpflanzung erhöht im Vergleich zur Frühjahrspflanzung die Chance, dass der Baum in den ersten Monaten genügend Wasser bekommt, um anzuwachsen. Ein drei Spaten breites und tiefes Pflanzloch genügt in der Regel. Beim Verfüllen könne man gleich eine Vorratsdüngung einmischen. Saugfähige Zuschlagstoffe wie Stockosorb (Gefa Fabritz) können zudem dafür sorgen, dass der Boden Feuchtigkeit länger speichert. Wunder vollbrächten die Zuschlagstoffe aber nicht. „Ein feuchtespeicherndes Granulat wird schließlich auch nicht von allein feucht. Da muss auch Wasser da sein“, bemerkt Siegele. Ebenso nütze die vielseits gelobte Pflanzenkohle allein nichts.
Beim Pflanzen sollten die Hälfte bis zu zwei Drittel der Triebe abgeschnitten werden, um die Verdunstungsfläche zu minimieren. Ein Baumanstrich schütze außerdem nicht nur vor Frostrissen, sondern auch vor starker Erhitzung im Sommer. In den ersten Jahren nach der Pflanzung heißt es nun, die Baumscheibe frei zu halten und als Verdunstungsschutz abzudecken. Siegele empfiehlt hierfür Miscanthushäcksel. Die halten drei Jahre, enthalten keine Fremdsamen oder Ausfallgetreide und sind aufgrund der scharfen Kanten bei Mäusen äußerst unbeliebt.
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