Knappes Obstangebot
Mit dem offiziellen Startschuss zur Fruchtsaftsaison 2024 hat die Firma Streker Natursäfte aus Aspach gemeinsam mit der Staatssekretärin Kurtz, MdL, und zahlreichen Vertretern der Brancheaus Politik und interessierten Gästen die Ernte 2024 eingeläutet.
von Timo Schumann, VDAW erschienen am 09.09.2024Obwohl in einigen Regionen bereits Mitte August mit der Erfassung von Mostobst begonnen wurde, sehen wir erst seit der letzten Woche eine flächendeckende Erfassung berichtete Timo Schumann vom Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW). Der Mostobstmarkt ist in diesem Jahr von einem knappen Angebot in Europa geprägt, und auch der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) rechnet für Deutschland mit einer durchschnittlichen Ernte. In Baden-Württemberg erwarten wir ebenfalls eine durchschnittliche Ernte, wobei es regional große Unterschiede gibt. Besonders in Oberschwaben und im Raum Stuttgart tragen einige Bäume erfreulich gut. Diese Rahmenbedingungen führen vielerorts zu hohen Auszahlungspreisen, was die Lieferanten und Bewirtschafter der Streuobstwiesen natürlich erfreut. Da diese Rohstoffpreise sich auf den Absatzmärkten beim preissensiblen Verbraucher nicht gut umsetzen lassen, stehen die Keltereien vor zusätzlichen Herausforderungen in einem ohnehin umkämpften Segment.
Wie viele andere Branchen stehen auch die Fruchtsaftkeltereien vor erheblichen Herausforderungen. Neben den erwähnten hohen Rohstoffpreisen belasten die allgemeinen Kostensteigerungen, Personalmangel und eine rückläufige Nachfrage nach klassischen Fruchtsäften die Betriebe. Die Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbundenen Unsicherheiten führen global zu stark schwankenden Preisen, wie aktuell beim Orangensaft zu beobachten ist. Umso bedeutender sind die Rohstoffquellen vor der Haustüre. „Die Qualität der angelieferten Äpfel spielt eine zentrale Rolle“, betont Herr Schumann. „Für hochwertige Säfte mit intensivem Aroma ist es entscheidend, dass die Früchte reif und frei von Fäulnis sind.“ Gerade die kühleren Herbstnächte und die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht unterstützen die Ausbildung des charakteristischen Geschmacks.
Zwei Themen im Fokus
Während der Saisoneröffnung wurden zwei zentrale Themen intensiv diskutiert: die langfristige Sicherung des Rohstoffs Apfel und die Zukunftsfähigkeit der Streuobstwiesen. Der schlechte Pflegezustand und die Überalterung vieler Bestände führen zu rückläufigen Erntemengen. Zahlreiche Flächen werden nicht mehr bewirtschaftet oder abgeerntet, was dringenden Handlungsbedarf erfordert. In der Branche gibt es bereits verschiedene Aufpreisinitiativen und Unterstützungsprogramme für Neupflanzungen. „Doch diese Maßnahmen allein reichen nicht aus“, warnt Herr Jakoby, ein erfahrener Baumschulbetreiber. Es sei notwendig, die Rahmenbedingungen zu verbessern und wirtschaftliche Anreize für die Bewirtschaftung von Streuobstflächen und allgemein für die Erzeugung von Verarbeitungsobst zu schaffen.
Auch für professionelle Anbauer könne die Streuobstwiese wieder attraktiver werden. Eine genaue Betrachtung der Fördermöglichkeiten und Bewirtschaftungskosten zeige, dass eine extensive Obsterzeugung wirtschaftlich nicht zwangsläufig schlechter dastehe als andere landwirtschaftliche Kulturen. Neben den Streuobstwiesen wird auch die Apfelproduktion in Plantagen künftig eine Rolle bei der Rohstoffsicherung spielen. In einem aktuellen Forschungsprojekt der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) wird untersucht, wie durch gezielte Maßnahmen die Biodiversität in Plantagen gestärkt und weitere Nachhaltigkeitsaspekte umgesetzt werden können. Frau Feile-Benscheid stellte den Teilnehmer, Möglichkeiten, wie die Biodiversität gestärkt werden kann, vor. Jedoch betonte sie auch, dass die Bewirtschafter von den Abnehmern hier Unterstützung und eine Honorierung erwarten.
Streuobst bleibt wichtig
Trotz der Herausforderungen bleibt die Streuobstwiese von hoher Bedeutung für die Keltereien. „Sie ist nicht nur ein wertvolles Ökosystem, sondern auch ein bedeutendes Landschaftselement, das es zu erhalten gilt“, betont Frau Staatssekretärin Kurtz. Sie hob die Unterstützung des Landes durch Schnittprämien und die Einführung des neuen Produktbereichs „Streuobst“ im Qualitätszeichen Baden-Württemberg hervor. Die Diskussion verdeutlichte auch, dass sich der Markt für Fruchtsäfte und Erfrischungsge-tränke dynamisch verändert. Die Konkurrenz für Apfelsaftprodukte wächst, insbesondere durch das breiter werdende Angebot an Erfrischungsgetränken. Neben der Regionalität gewinnen Produktinnovationen zunehmend an Bedeutung. „Unsere Produktpalette zeigt, wie sich Natursäfte Streker auf diese Herausforderungen einstellt“, erläutert Frau Streker.
Die Aufgabe der Branche besteht nun darin, das positive Image des Apfels, der Streuobstwiese und der regionalen Strukturen in den Köpfen der Verbraucher zu verankern. Nur so können sich die hochwertigen Produkte am Markt behaupten. „Es ist nicht nachhaltig, höhere Preise für Mostobst zu fordern, wenn die Verbraucher gleichzeitig zu günstigeren Alternativen greifen“, warnt Timo Schumann abschließend.
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