
Heimisches Luxusholz
Der seltene und deshalb von der Holzindustrie umso gefragtere, dürreresistente Edelholzbaum eignet sich ideal für Agroforst und Obstwertholzwiesen. Das am höchsten bewertete Edelholz hat interessante Eigenschaften.
von Dr. Helga Buchter-Weisbrodt erschienen am 28.10.2025Bei einer Wildobstart, deren Früchte schwierig zu ernten sind, ist es kaum möglich, sie rein über den Fruchtnutzen vor dem Verschwinden zu bewahren. Der Elsbeere kommt aber zugute, dass sie nicht nur aufgrund ihrer Hitze- und Dürretoleranz als Zukunftsbaum gilt, sondern auch das bestbezahlte heimische Laubholz bietet.
Holzwert einst und jetzt
Heute dient die Elsbeere als Schnittholz, Rundholz, Säge- und Messerfurnier für Massiv- und Furniermöbel, Täfelungen, Luxusausstattungen hochpreisiger Hotels und Gasträume, Parkettböden und für Musikinstrumente wie Geige, Gitarre, Blockflöte, Schalmei und Orgel. Auch für Schmuckgegenstände wie Kästchen, Kerzenhalter oder Schäfte bzw. Stiele für Kämme, Schreibstifte und Queues ist Elsbeerenholz beliebt. Früher waren Intarsien gefragt, das Holz diente aber meist für praktische Gegenstände wie Spulen, Walzen, Holzschrauben und Messgeräte wie Zollstöcke oder Lineale.
Elsbeerenholz ist makro- und mikroskopisch nur schwer von anderen Sorbus-Holzarten zu unterscheiden. Erst seit Ende der 1980er Jahre wird es als eigenständige Holzart gehandelt – davor war es zusammen mit Wildbirne und Speierling als „Schweizer Birnbaum“ gelistet. Gelegentlich gibt es einzelne Stämme, die bei Wertholzsubmissionen weit höhere Preise als andere Baumarten erreichen, darunter 2008 rund 4400?€/m³ und 2009 sogar sagenhafte 13.460?€/m³. Aber auch der übliche Preis von durchschnittlich 600 bis 1000 € ist bereits sehr hoch.
Holzeigenschaften
Die bei der Weltausstellung 1900 in Paris als schönstes Holz der Welt gekürte Elsbeere hat 10 bis 25?m lange Stämme mit maximal 10?m astfreiem Schaft bei 20 bis 60?cm Durchmesser. Bei idealem Wuchs werden bis zu 33?m Höhe und 90?cm Durchmesser erreicht. Die Reifholzbaumart ohne Farbunterschied zwischen Splint- und Kernholz hat anfangs weißlich-gelbes bis schwach rötliches Holz, ähnlich der Rotbuche. Im Alter ist es gelbrot. Etwa 30?% der Stämme haben wie die Birne einen Falschkern, sind im Inneren also kräftig braun.
Das Holz ist zerstreut- und sehr feinporig, außerdem homogen strukturiert mit feiner Zeichnung. Teils gibt es Riegelung, eine besonders hochpreisige, wellenartige Maserung. Frisch wiegt die Elsbeere um 1100?kg/m³, getrocknet um 730. Die mittlere Rohdichte des dichten, feinfaserigen Holzes liegt bei 0,7?g/m³ bei 12 bis 15?% Holzfeuchte und gilt damit als schweres Holz. Entsprechend ist es fest und elastisch – mit der Eiche vergleichbar – und zudem sehr zäh, biegsam sowie spaltfest. Das Volumenschwindmaß von 17?% ist hoch, weshalb das Holz sehr langsam und sorgfältig trocknen muss, damit es keine Risse und Verwerfungen gibt. Einmal trocken, bleibt es stabil und nimmt auch kaum Feuchtigkeit auf. Für Außenanwendungen eignet sich das Holz nicht, denn hier ist es anfällig für Schaderreger. Die Oberfläche lässt sich einfach behandeln, beizen und polieren. Am besten kommen die Farbe und Maserung mit Klarwachs, farbloser Lasur oder Leinöl zur Geltung. Schwarz gebeizt gilt es als Ebenholzersatz. Das Bearbeiten gestaltet sich ähnlich wie bei der Birne: Hobeln, Drechseln, Schnitzen und Profilieren sind gut möglich. Nägel und Schrauben halten gut. Nur Verleimen gestaltet sich aufgrund der dichten Holzoberfläche schwierig.
Baumart für Obstwiesen
Seit gut 25 Jahren gibt es Bestrebungen, den ökologisch wertvollen Lebensraum Streuobstwiese attraktiv zu erhalten, indem hier gezielt hochpreisige Hölzer angepflanzt und so gepflegt werden, dass lange, astfreie Stämme entstehen, die Wertholzpreise erzielen können. Sollen die Bäume neben Holz auch Früchte liefern, geht das nicht ohne Kompromisse: Für raschen Holzzuwachs sollte die Baumkrone wenig, für hohe Fruchterträge eher stark geschnitten werden. Die Krone muss für Pflege und Ernte in erreichbarer Höhe liegen, was bei Wertholzstämmen mit möglichst über 3 oder 5?m Länge nicht mehr gewährleistet ist. Kein Problem bereitet hier die Walnuss: Sie benötigt wenig Schnitt und die reifen Früchte fallen herunter.
Die Elsbeere ist zwar eine Wildobstart mit vielseitig nutzbaren Früchten, eine Doppelnutzung von Früchten und Holz gestaltet sich aber schwierig. Die Früchte fallen nicht ab und lassen sich auch nicht schütteln – sie müssen von Hand geerntet werden. Das geht am besten bei sehr kurzen Stämmen. Wird die Wertholzproduktion angestrebt, muss der Stamm mehrfach geästet werden, um bis zum Kronenansatz mindestens 5?m Länge zu erreichen. Genügt eine kleinere Elsbeerenernte, kann man einen oder zwei Bäume niedrig erziehen und die übrigen hoch aufästen. In jedem Fall sind Elsbeeren in Streuobstwiesen ein Gewinn: Sie sehen zu jeder Jahreszeit apart aus, sind für zahlreiche Tiere wertvoll, kommen mit Hitze und Trockenheit zurecht, schmecken gut und mit etwas Augenmerk bescheren sie der nächsten Generation gute Erlöse.
Zukunft im Wald
Wegen ihrer Klimaresilienz rückt die Elsbeere neu ins Blickfeld. Forstwissenschaftler empfehlen, diesen „heimischen Exoten“ bei der Baumartenwahl verstärkt zu berücksichtigen. Waldbaulich ist aber einiges zu beachten. Zu schaffen macht zunächst der Wildverbiss: Die Jungbäume müssen über Jahre hinweg sorgsam geschützt werden. Am Waldtrauf werden Mühlmäuse zum Problem. Die Elsbeere hält Beschattung aus, liefert dann aber kein Wertholz. Deshalb muss der Förster schon früh mindestens 100 bis 150 Elsbeeren je Hektar im Abstand von 8 bis 10 m auswählen und sie überwachen. Bei einer grünastfreien Schaftlänge von 4 m werden daraus erneut 50 bis 100 Exemplare mit mindestens 10 m Abstand bestimmt und freigehalten. Schlagreif sind sie mit ca. 80 Jahren.
Wertholz muss definierte Mindestanforderungen erfüllen:
- Stammlänge bei Obstraritäten möglichst mindestens 2 m Länge, bei sonstigem Laubholz 3 m
- Durchmesser ohne Rinde bei Raritäten ab 25 cm, ansonsten mindestens 40, besser 50 cm
- astfrei oder wenige überwallte Äste (“Astsiegel“)
- ohne Krümmung, Obergrenze 1 cm/m Holzlänge
- kein Drehwuchs, maximal 2 cm/m Holzlänge
- ohne Risse, Fäulnis und Farbfehler















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