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Was ist nun zu tun? Und was sollte man wissen?

Am Baum wachsen Pilze

Immer wieder sieht man an Bäumen größere Fruchtkörper von Pilzen: Hüte, Konsolen, Krusten. Sowohl an der Stammbasis als auch am Stamm selbst sowie an den Ästen erscheinen sie. Die Frage ist: Handelt es sich um einen Schadpilz?

von Dr. Jan Hinrichs-Berger erschienen am 25.02.2025
Fruchtkörper des Sparrigen Schüpplings an einem Apfelbaum © Theresa Petsch
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Hat man Fruchtkörper von Pilzen an Obstbäumen gefunden, stellt sich zunächst die Frage, ob es sich um einen Schadpilz handelt oder ob sich dieser Pilz nur von ohnehin abgestorbenem Holz ernährt. Eine Antwort auf diese Frage führt direkt zu weiteren: Was ist zu tun? Nichts machen, Fruchtkörper entfernen oder gleich den ganzen Baum fällen?

Ein Blick in die Biologie der Pilze

Die Fruchtkörper selbst sind in der Regel nur der kleinste Teil des Organismus Pilz. Sie entstehen meist erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Pilzentwicklung, die mit der Sporenkeimung beginnt. Daraus entwickeln sich Hyphen (Pilzfäden), mit de­nen der Pilz das pflanzliche Gewebe erschließt. Die Gesamtheit der Hyphen bildet das Myzel, aus dem auch der Fruchtkörper besteht.

Neben den Großpilzen, die man sofort mit bloßem Auge erkennen kann, gibt es aber auch noch die so­­-ge­nannten Kleinpilze, die nicht ohne Weiteres zu er­ken­nen sind. Während die Kleinpilze vor allem am Kambium und der Borke zu finden sind, ernähren sich die Großpilze überwiegend vom Holz.

Holz besteht zu ca. 75 % aus Cellulosefasern für die Zugfestigkeit und ca. 25 % Lignin, das die Zellwände inkrustiert und dadurch die Druck- und Bruchfestigkeit erhöht. Holzzerstörende Pilze sondern Enzyme ab, die das Holz in kleinste Bestandteile zerlegen, von denen sich die Pilze ernähren. Man unterscheidet zwei Fäulnistypen: Bei der sogenannten Braunfäule wird vor allem die Cellulose abgebaut und kaum das Lignin. Das Holz verfärbt sich braun, wird brüchig, trocken, weist würfelartige Risse auf und lässt sich schließlich zwischen den Fingern pulverisieren. Bei der Weißfäule wird dagegen vorrangig das Lignin abgebaut. Das Holz ist oft feucht und weist eine noch lange gut erkennbare Faserstruktur auf. Der Fäulnistyp kann für die Pilzbestimmung he­rangezogen werden, da er bei den holzbewohnenden Pilzen typisch für die jeweilige Art ist.

Vorbeugen durch Schutz vor Infektionen

Bäume, die mit Pilzen befallen sind, welche die Rinde und das Kambium besiedeln, sterben oft rasch ab. Dagegen sind mit Holz zerstörenden Pilzen befallene Bäume oft noch lange lebensfähig, da das Kambium und das Leitgewebe unter der Borke nicht zerstört ­werden. Allerdings ist ihre Stabilität beeinträchtigt, sodass es spontan zu einem Ast- oder Stammbruch kommen kann. Das gilt es im Hinblick auf die Ver­kehrssiche­rungs­pflicht zu beachten.

Die Fruchtkörper selbst sind in der Regel nur der kleinste Teil des Organismus Pilz. Dr. Jan Hinrichs-Berger

Treten Frucht­kör­per am Baum auf, ist die Holzfäule schon weit fortgeschritten. Entfernt man sie, beseitigt dies nicht das Pilzmyzel im Baum – die Fäule schreitet trotzdem wei­ter voran. Man kann dadurch lediglich die Ausbreitung über Sporen, die in den Fruchtkörpern ­gebildet werden, reduzieren. Dadurch sinkt das Infek­tions­risiko für die benachbarten Bäume. Immerhin kann ein großer Fruchtkörper während seiner achttägigen Sporulationszeit bis zu 500 Milliarden Sporen ausschütten.

Die Rinde mit der Borke stellt jedoch einen exzellenten Schutz vor einer Infektion dar. Aufgrund ihrer Zusammensetzung können keimende Sporen sie nicht überwinden. Für eine Infektion sind in den meisten Fällen Verletzungen der Rinde erforderlich, in welche die Sporen gelangen müssen, um dort auszukeimen. Am besten beugt man Pilzinfektionen daher vor, indem man Verletzungen der Rinde vermeidet.

Eine natürliche Schwachstelle der Bäume ist jedoch die Wurzel und hier insbesondere die Wurzelspitzen – sie werden nicht von einer Rhizodermis („Wurzelrinde“) geschützt.

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