
Der langsame Tod
Mit Holzzerstörern befallene Bäume sind noch lange lebensfähig, wenn auch mit reduzierter Vitalität und deutlich geringerer Standfestigkeit. Sie verursachen meist eine Braun- oder Weißfäule des Holzes, die sich nur langsam ausbreitet.
von DR. JAN HINRICHS-BERGER erschienen am 25.02.2025Zu den Holzzerstörern gehören vor allem die Großpilze, die durch ihre leicht erkennbaren Fruchtkörper auffallen. Zu dieser Gruppe gehören z. B. die Hallimasche. Sie infizieren das Holz fast ausschließlich über die Wurzel. Die Infektion erfolgt hier nicht über die Sporen, sondern über sogenannte Rhizomorphe. Das sind schwarz-braun gefärbte, im Inneren weiße, verzweigte Myzelstränge mit einem Durchmesser von 0,5–3 mm. Sie durchziehen das morsche Holz und den Boden ähnlich wie Adern.
Der Hallimasch tötet das besiedelte Gewebe sofort ab und wächst dann früher oder später in den Stamm ein. Im Holz entwickelt sich eine Weißfäule während das Rindengewebe einschließlich des Kambiums abstirbt. Zwischen Holz und Borke wird eine weiße flächige Myzelschicht gebildet, die unter der sich leicht ablösenden Rinde sichtbar wird. Zwischen September und November zeigen sich am Stammfuß befallener Bäume in Horsten die gelbbraunen, hutoberseits schuppigen Fruchtkörper mit weißlich-braunen Lamellen und einem Ring am Stiel. Im gegarten Zustand sind diese sogar essbar.
Die Hallimasche (Gattung Armillaria) umfasst zahlreiche Arten, von denen im Obstbau der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea) die größte Bedeutung hat. Sein Wirtspflanzenkreis ist mit mehr als 700 Pflanzenarten aus über 100 Gattungen ausgesprochen groß.
Der Name Hallimasch soll sich von „Heil im Arsch“ herleiten, weil er als Heilmittel gegen Hämorrhoidalleiden verwendet wurde.
Hallimasche überdauern an befallenen Holz- und Wurzelresten im Boden. Im Forst sind sie als Schaderreger weit verbreitet und gefürchtet und können dort als größter bekannter lebender Organismus eine große Fläche einnehmen. Befallene Obstgehölze sind oft in Waldnähe zu finden. Neben einer Ausbreitung im Boden über die Rhizomorphe kann der Pilz auch über infizierte Rinden- und Holzschnitzel zur Mulchabdeckung des Bodens in eine Fläche gelangen. Trockenstress begünstigt einen Befall. Eine Bekämpfung ist nicht möglich. Auf befallenen Flächen sollte deshalb besser davon abgesehen werden, anfällige Pflanzenarten nachzupflanzen.

Achtung: Verwechslungsgefahr
Eine Verwechselungsgefahr besteht mit dem Sparrigen Schüppling (Pholiota squarrosa), der eine ähnliche Hutfarbe hat und auch Schuppen aufweist. Dieser hat jedoch im Gegensatz zum Hallimasch braunes statt weißes Sporenpulver und keinen oder einen häutigen statt einem wattigen Ring am Stiel.

Die Fruchtkörper des Sparrigen Schüpplings findet man vor allem im Herbst auf der Obstwiese. Hier erscheinen sie in großen Büscheln, bevorzugt an Apfelbäumen, aber auch an anderen Obstgehölzen. Darüber hinaus wachsen sie an anderen Laub- und Nadelbäumen – häufig kann man sie an Bäumen in Parks und an Straßenrändern sehen. Der Sparrige Schüppling führt im Holz zu einer Weißfäule. Damit beeinträchtigt er mittel- bis langfristig die Standfähigkeit des Baumes. Die Infektion erfolgt über Sporen an Rindenverletzungen, wie sie beispielsweise durch Anfahrschäden beim Mulchen entstehen.
Häufig übersehener Feuerschwamm
Ebenfalls am Fuße seines Wirtes ist der Stachelbeer-Feuerschwamm (Phylloparia ribis) zu finden. Seine konsolenartigen, braunen Fruchtkörper, die sich zum Teil dachziegelartig überlagern, sind im Querschnitt zweischichtig: Während die obere Schicht schwammartig ist, ist die untere hart und geht schließlich in die Röhren über. Die 4 bis 10 cm großen Fruchtkörper dieses Feuerschwamms werden oft übersehen, obwohl sie mehrjährig sind und damit auch ganzjährig auftreten. Das könnte daran liegen, dass sie häufig von Grünalgen und Gras überwachsen sind.

Man findet den Stachelbeer-Feuerschwamm nicht nur an Stachelbeeren, sondern auch an anderen Ribesarten (Johannisbeeren) und dem Pfaffenhütchen (Euonymus europaea). Die Infektion mit dem Pilz erfolgt über Wunden und ruft im Holz eine Weißfäule hervor. Diese entwickelt sich relativ langsam, sodass die Fruchtkörper erst an älteren Sträuchern sichtbar werden. Die Pflanzen kränkeln zwar, können aber noch sehr lange mit dem Schaderreger leben.
Auffällig gelb-orange Fruchtkörper
Der Gemeine Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) fällt dagegen von Mai bis September sofort ins Auge: Seine großen, direkt am Stamm wachsenden, dachziegelartig angeordneten und leuchtend gelb-orangefarbenen Fruchtkörper sind nicht zu übersehen. Junge Exemplare sind in gekochtem Zustand essbar und sollen geschmacklich an Hühnerfleisch erinnern.

Der Schwefelporling befällt Nadel- und Laubbäume, darunter auch Obstbäume wie Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschge und Walnuss. Befallene Bäume sind noch lange lebensfähig, da er zunächst nur im Kernholz eine intensive Braunfäule hervorruft, die später auch auf das Wasser führende Splintholz übergreift. Dann sterben zunehmend die Äste ab und es besteht eine akute Windbruchgefahr.
Mächtige Fruchtkörper in großer Höhe
Ebenfalls große Konsolen bildet der Zottige Schillerporling (Inonotus hispidus). Die bis zu 30 cm breiten und 10 cm dicken, roten bis dunkelbraunen Fruchtkörper erscheinen ab dem Frühsommer. Ihre Unterseite ist hell und weist lange, braune Röhren auf. Man sieht sie teils hoch am Stamm. Die einjährigen Fruchtkörper sterben im Herbst ab und sehen im Folgejahr schwarz verkohlt aus. Der Zottige Schillerporling besiedelt ausschließlich Laubbäume, darunter Äpfel und Walnüsse. Im Holz entwickelt sich eine Weißfäule.
Besiedelung vorgeschädigter Bäume
Den Gemeinen Spaltblättling (Schizophyllum commune) hat wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen. Die muschelartigen, bis zu 4 cm breiten, weißlichen Fruchtkörper besitzen auf der Unterseite gespaltene Lamellen und tauchen am Stamm oft in großer Zahl auf. Ihre Konsistenz ist bei Feuchtigkeit lederartig, bei Trockenheit dagegen sehr hart.

Der Spaltblättling ist an Laub- und Nadelhölzern ein Weißfäuleerreger, der an verbautem Holz zu beträchtlichen Schäden führen kann. Als Wundparasit infiziert er das Holz nicht nur über Verletzungen, sondern beispielsweise auch über eine von Sonnenbrand geschädigte Rinde. Beim Spaltblättling handelt es sich um einen sogenannten sekundären Besiedler: Er kann erst Fuß fassen, wenn die Borke bereits vorgeschädigt ist – z. B. durch andere phytopathogene Pilze wie den Diplodia-Rindenbrand oder durch Rindenbrand-Bakterien wie Pseudomonas syringae.
Die lichtliebende Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) wächst ebenfalls als dünner Konsolenpilz aus dem Stamm oder aus Ästen heraus, die meist schon recht trocken oder sogar bereits tot sind. Die Oberseite des Fruchtkörpers ist mit einem dichten, steifen Haarfilz (Striegel) besetzt und weist eine Zonierung auf. Allerdings ist diese oft unter grünem Algenbewuchs verborgen. Der Rand des Pilzes ist meist braun pigmentiert. Auf der Unterseite findet man eine weißliche Röhrenschicht.
Die einjährigen Fruchtkörper sind das ganze Jahr über sichtbar. Man findet sie deutlich häufiger an Laubholz als an Nadelholz. Befallen werden vor allem deutlich geschwächte Bäume – unter Obstbäumen insbesondere die Kirsche. Insofern kann die Striegelige Tramete als eher schwacher Schaderreger betrachtet werden. Im Holz führt sie zu einer Weißfäule.
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