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Projekt zur Artenvielfalt

Mehr Natur im eigenen Garten

Privatgärten nehmen zwei Prozent der deutschen Landesfläche ein und können einen wichtigen Beitrag für die biologische Vielfalt leisten. Viele Gärtner bemühen sich bereits um einen artenreichen Garten. Aber warum ist eigentlich Liguster besser als Thuja? Testen Sie selbst, wie viel Ihr Garten zur Biodiversität beiträgt!

von Red., Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Friedrich-Schiller-Universität Jena, (HWR Berlin), NABU e.V. und NaturGarten e.V. erschienen am 19.12.2024
© Theresa Petsch
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Laut dem Projekt gARTENreich gibt es in Deutschland 16,6 Millionen Privatgärten. Sie nehmen zwei Prozent der deutschen Landesfläche ein und können einen wichtigen Beitrag für die biologische Vielfalt leisten. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt gARTENreich hat viele Tipps für mehr Natur im Garten zusammengestellt.

Wenn es kalt wird, überwintern Insekten und Kleintiere im Garten. Neben Laubhaufen sind zum Beispiel auch abgeblühte Blumenstängel beliebte Quartiere. Man sollte also nur so viel von den verblühten Stauden zurückschneiden, wie für das ästhetische Gefühl unbedingt nötig ist, empfehlen die Forschenden. Zudem eignet sich der Spätherbst, um heimische Sträucher oder Obstbäume zu pflanzen.

Noch mehr Inspiration

Die Website www.gartenreich-projekt.de ermutigt Gartenbesitzer, den Artenschutz bewusst zu fördern: Erklärfilme, Steckbriefe für heimische Pflanzen, Anleitungen für Lebensraumstrukturen und ein Ratgeber helfen beim naturnahen Gärtnern. Das Projekt gARTENreich wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Warum Liguster besser ist als Thuja

„Das Info-Angebot reagiert auf ein ganz zentrales Hemmnis beim naturnahen Gärtnern, nämlich Wissenslücken“, sagt Jessica Rusch vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V. „Beim Pflanzenkauf wird häufig nicht klar, dass Liguster oder Wildrosen deutlich mehr Tieren nützen als Kirschlorbeer oder Thuja.“ Von einer freiwachsenden Liguster- oder Wildrosenhecke profitieren zum Beispiel Vögel, die dort Nahrung und Unterschlupf finden.

Mithilfe der Videos und Schritt-für-Schritt-Anleitungen kann man ohne Vorwissen direkt damit loslegen, einen Teil des Gartens umzugestalten. Auch für Fortgeschrittene sind etwa die Pflanzensteckbriefe nützlich, um noch einen Schritt weiter in Richtung Naturgarten zu gehen.

Selbsttest für die Biodiversität im eigenen Garten

Für das Projekt haben Bürger*innen in Gütersloh und Aumühle zusammen mit Forschenden ihre Gärten in vielseitige Lebensräume verwandelt. „Das Ergebnis lässt sich einfach auf den Punkt bringen“, so Projektleiterin Dr. Alexandra Dehnhardt vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW): „Je mehr unterschiedliche Strukturen es im Garten gibt – etwa Totholzhaufen, Wildstaudenbeete und heimische Sträucher – desto höher die Vielfalt an Pflanzen und Tieren.“

Insgesamt liegen die Gärten in Deutschland eher im Mittelfeld – verglichen mit dem, was machbar wäre, sagt Dehnhardt. Wie gut der eigene Garten aufgestellt ist, verrät ein Selbsttest, der auf einem eigens entwickelten Biodiversitätsindex beruht.

16,6 Millionen Gärten: Mehr Fläche für Biodiversität als in allen deutschen Nationalparks

Um den Zustand und das Potenzial der Gärten zu erheben, führte die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) unter Leitung von Dr. Tobias Börger, Professor für Umwelt-, Energie- und Ressourcenökonomik, eine bundesweite Umfrage durch. Auf dieser Basis ermittelte das IÖW erstmals eine fundierte Einschätzung davon, wie viele Privatgärten es in Deutschland gibt. Die Zahl der Gärten rund um Eigenheime – ohne Kleingartenanlagen – liegt bei 16,6 Millionen. Ihre Fläche ist damit in der Summe größer als alle Nationalparks in Deutschland zusammen.

„Privatgärten bieten auf kleinstem Raum abwechslungsreiche Strukturen und dienen den Tieren als Zufluchtsorte, auch um den Weg zu größeren Lebensräumen zu überbrücken. Daher macht es für die Biodiversität einen spürbaren Unterschied, ob Gärten naturnah gestaltet sind oder nicht“, betont die Ökologin Esther Felgentreff von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Naturgärten: Fördern oder vorschreiben?

Das Artensterben nimmt ein bedrohliches Ausmaß an. Trotzdem: leblose „Schottergärten“ zu verbieten, ist aus Sicht vieler Kommunen keine Lösung – zumal das Personal fehlt, um solche Vorschriften zu kontrollieren. Vielmehr können Kommunen auf öffentlichen Grünflächen mit gutem Beispiel vorangehen, Interesse wecken und informieren.

Die Stadt Gütersloh hat als Praxispartner des Projekts gute Erfahrungen mit zielgruppenspezifischen Angeboten gemacht: „Besonders effektiv sind Aktionen, über die man mit Menschen ins Gespräch kommt, die sich bisher wenig mit dem Thema Artenvielfalt beschäftigen. Wir haben Samentütchen verschenkt, Obstbäume und Bodenanalysen mit Düngeberatungen für Gärten gesponsert und konnten dadurch die Bürgerinnen und Bürger gut erreichen“, sagt Gisela Kuhlmann, Umweltberaterin in der Stadtverwaltung Gütersloh.

Unterstützend können Kommunen die Informationsmaterialien des Projekts bereitstellen: „Zum Beispiel könnten Städte gezielt in Neubaugebieten sensibilisieren, damit die Besitzer*innen von Anfang an informierte Entscheidungen treffen“, ergänzt Projektleiterin Dr. Alexandra Dehnhardt.

Über das Projekt

Im Projekt gARTENreich entwickelten Wissenschaftler*innen und Praxispartner*innen mithilfe von Beispielgärten und Umfragen Strategien und Informationsmaterialien zur Gestaltung naturnaher Gärten. Zum interdisziplinären Team gehörten Fachleute vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dem NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V., dem NaturGarten e.V., der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sowie der Stadt Gütersloh und der Gemeinde Aumühle. Gefördert wurde das Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

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