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Wildtier des Jahres 2023

Gut getarnt: Der Gartenschläfer

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat den Gartenschläfer (Eliomys quercinus) zum Wildtier des Jahres 2023 ernannt. Er ist ein eher unbekanntes Familienmitglied der Bilche, zu denen auch der Siebenschläfer, die Haselmaus und der sehr seltene Baumschläfer gehören.
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Der Gartenschläfer ist ein Kletterkünstler, Winterschläfer und ein echter Allesfresser.
Der Gartenschläfer ist ein Kletterkünstler, Winterschläfer und ein echter Allesfresser.Kerstin Hinze
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Einst in vielen Landesteilen verbreitet, steht das Nagetier mit der Augenmaske inzwischen als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste Deutschlands. Mit dem Titel „Tier des Jahres“ möchte die Stiftung auf diese faszinierende und bedrohte Art aufmerksam machen, um so zu ihrem Schutz beizutragen.

Schwarze Augenmaske, langer Schwanz und große Ohren – das sind die drei charakteristischsten Merkmale des gut faustgroßen Pelzträgers. Er ist ein Kletterkünstler, Winterschläfer und ein echter Allesfresser. Sein Name kommt nicht von ungefähr: Der Gartenschläfer schlummert oft in unseren Parks und Gärten – in Südwestdeutschland sind sie seine Hauptverbreitungsgebiete. Dort verkriecht er sich in Hecken, Mauerspalten, Schuppen oder Nistkästen. Und so kann man seine Zorro-Maske manchmal sogar auf dem Balkon entdecken. Allerdings nur nachts, denn das Tier verschläft seine Tage und ist nur in der Dunkelheit aktiv. Sein Winterschlaf dauert rund 6 Monate und seine Körpertemperatur sinkt dann bis auf -1 Grad. In Spanien, wo der Gartenschläfer ganzjährig Futter findet, muss er nicht in den Winterschlaf gehen; dafür hält er dort in besonders heißen Monaten schon mal eine mehrtägige Siesta.

Der Speiseplan des Gartenschläfers ist vielfältig und variiert je nach Jahreszeit: Im Frühjahr und Sommer frisst er vor allem Schnecken, Käfer und Blüten, manchmal sogar junge Wirbeltiere wie Mäuse, Kleinvögel oder Vogeleier. Ab August bevorzugt der Bilch Beeren und Früchte. Im Siedlungsraum bedient er sich auch gerne an Vogelfutter oder Gartenfrüchten. Vor dem Winterschlaf frisst sich der Gartenschläfer eine Fettschicht an, die ihn warm hält und als Energiereserve dient.

Besonders während der Paarungszeit im Frühjahr sind Gartenschläfer äußerst mitteilsam. Sie beherrschen dann ein großes Lautrepertoire von Murmeln über Knarren und Keckern bis Grunzen. Weibchen signalisieren mit lautem Pfeifen ihre Paarungsbereitschaft und locken Männchen an. Die Lautäußerungen des Gartenschläfers werden sogar als Ansatz für eine neue Methode zur Kartierung der Art erforscht.

Ursprünglich war der maskierte Schläfer in vielen struktur- und felsreichen Mittelgebirgen beheimatet – in diesen natürlichen Lebensräumen gibt es ihn heute nur noch im Harz, im Schwarzwald und in Bayern. Dort findet er ausreichend Versteckmöglichkeiten in Felsspalten, Baumhöhlen oder Totholz und dazu seine Lieblingsnahrung wie Käfer und Tausendfüßer. Wichtig ist für ihn zudem eine deckende Kraut- und Strauchschicht, in der er auch pflanzliche Nahrung wie Wildfrüchte und Beeren findet und sich vor allem gut vor seinen Feinden wie Füchsen, Mardern und Eulen verstecken kann. Da diese vielfältigen Strukturen in unseren Wäldern selten geworden sind, sind die Gartenschläfer-Bestände in natürlichen Lebensräumen sehr stark rückläufig. In Siedlungsbereichen lauern dagegen ganz andere Gefahren wie offene Regentonnen, Rattengift oder hungrige Hauskatzen auf ihn. Insgesamt ist das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Europa in den letzten 30 Jahren um fast die Hälfte geschrumpft.

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