Obstgehölze im Winter erkennen
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Bevor es ins Detail geht, können folgende wichtige Hilfsmittel zur Bestimmung von Obstgehölzen herangezogen werden:
- das Etikett am Gehölz
- noch anhaftende Blätter oder Falllaub
- Fruchtmumien vom Vorjahr
- Baumform (wird jedoch durch Schnitt oft nivelliert)
- Rinde, Triebe, Zweige (Farbe, Struktur, Knospen)
- Form der Blatt- und Blütenknospen (vor allem im Spätwinter besser zu erkennen)
Fruchtholz erkennen
Fruchtholz bei Baumobstarten zu erkennen, ist wichtig, um die Intensität des Schnittes anzupassen. Wurden viele Blütenknospen angelegt, kann die Herausnahme von Fruchtholz, vor allem von älterem und hängendem, stärker erfolgen – eine Art vorweggenommene Behangregulierung. Aber auch für de Bestimmung der Obstart sind die Blütenknopsen hilfreich.
Blütenknospen erkennen
Unterscheiden kann man Blüten- und Blattknospen meist gut: Während die Blütenknospen rundlich und vom Trieb abgespreizt angeordnet sind, liegen die eher spitzen Blattknospen eng am Zweig an. Bei Süßkirschen sind Blüten büschelweise („Bouquetknospen“) angeordnet.
Bei Apfel, Birne und Süßkirsche sitzen die Blüten meist im zwei- und mehrjährigen Holz. Die Triebe, die im Frühjahr 2023 blühen werden, wurden beispielsweise im Jahr 2022 oder den vorherigen Jahren neu gebildet.
Pfirsiche, Aprikosen und einige Sauerkirschsorten (‘Schattenmorelle’, ‘Morellenfeuer’) bilden nur bzw. überwiegend Blüten am letztjährigen Neutrieb („einjähriges Holz“). Neuere Sauerkirschen wie ‘Achat’, ‘Jade’ und ‘Karneol’ blühen überwiegend im zweijährigen Triebbereich. Neue Zwetschgen- bzw. Pflaumensorten blühen und fruchten vereinzelt im ein- und verstärkt im mehrjährigen Holz. Besonders an flach stehenden oder durch Formieren flach gestellten, zwei- bis dreijährigen Trieben bilden sich an vom Zweig abstehenden, etwa 3 bis 10?cm langen Kurztrieben Blütenknospen.
Rinde und Borke geben Aufschluss
Pfirsich, Aprikose und Nektarine
Pfirsich und Nektarine bilden bei lichten Baumformen auf der Sonnenseite komplett rote einjährige Neutriebe. Auf der sonnenabgewandten „Rückseite“ können die Triebe auch gelbgrün und mit Rot überzogen sein. In dichten Kronen ist diese Triebfärbung deutlich schwächer ausgeprägt. Bei Aprikosen tragen die rötlichen bis braunen Jungtriebe deutlich erkennbare Lentizellen, später auch waagerechte Korkwarzen. Aprikosenneutriebe ähneln denen der Süßkirsche, unterscheiden sich jedoch von diesen, da sie auch Blütenknospen am einjährigen Holz tragen und keine Bouquetknospen aufweisen.
Süßkirschen
An der Basis glatte und silbergrau oder braun bis ocker gefärbte Triebe in Kombination mit einem rötlich verfärbten Stamm, der länglich-flache, waagerecht angeordnete Korkwarzen und Ringeln trägt, deuten auf Süßkirschen hin. Ihre Stämme können sich im Alter auch borkig und grau bis braun zeigen.
Zwetschge und Reneklode
Bei Zwetschge und Reneklode ist die Rinde des Stammes in der Jugend graubraun, dann grau, im Alter auch borkig. Die jungen Neutriebe sind silbergrau bis – vor allem bei guter Belichtung – rotbraun-violett. An diesen Steinobstarten können insbesondere an Ausläufern auch dornige Kurztriebe erscheinen.
Apfel, Birne und Quitte
Einjährige Apfeltriebe sind rötlich-braun und zeigen ockerfarbene bis graue Lentizellen. Ältere Triebe werden grau. Junge Stämme sind glatt, grünlich bis graubraun und tragen feine Schuppen. Bäume auf schwachen Unterlagen sind nicht standfest und ohne Pfahl meist schief gewachsen. Typisch für die zunehmend gepflanzten Säulenäpfel ist ein gestauchter Wuchs mit geringen Jahreszuwächsen und kurzen, mit Blütenknospen besetzten Seitentrieben.
Birnen haben oft braune Neutriebe, an denen – im Gegensatz zu Apfel oder Quitte – sehr spitze, abstehende, leicht piksende Blattknospen angeordnet sind. Die am mehrjährigen Holz gebildeten Blütenknospen sind hingegen größer und sehr rund. Die Rinde älterer Stämme ist graubraun borkig.
Bei Quitten zeigt sich die Basis einjähriger Triebe violettbraun mit dicht angeordneten, meist quergestreiften braunroten Lentizellen. Jungtriebe haben oft einen feinen, gräulichen Flaum. An älteren Stämmen kann die Rinde schuppenweise (fast wie bei Platanen) abblättern. Blütenknospen der Quitte lassen sich nicht eindeutig von ihren Blattknospen unterscheiden.
Spezifische Schaderreger
An Kirschen, Aprikosen, Pfirsichen und Zwetschgen erkennt man oft Gummifluss: Dieser Ausfluss am Stamm und an steil stehenden, starken Ästen ist zunächst weich, härtet aber aus und wird dann bernsteinfarben.
Krebsstellen an Stämmen, Ästen und Zweigen weisen auf Apfelbäume hin. Spitzendürre ist ein typisches Merkmal von Aprikosen und vielen Sauerkirschen – vor allem von den hoch anfälligen Sorten wie ‘Schattenmorelle’ und ‘Morellenfeuer’. Auch eingetrocknete, verpilzte Fruchtmumien verraten durch ihre Form die entsprechende Obstart.
Strauchbeeren sind leichter zu bestimmen
Strauchbeerenobst lässt sich im Winter meist leichter erkennen als Obstbäume. Johannisbeeren bilden dichte, je nach Standort und Nährstoffversorgung 1,25 bis 1,5?m hohe Büsche. Rote und Weiße Johannisbeeren zeigen kleine, spitze, oft in Büscheln stehende Blütenknospen. Die Blüten erscheinen vor allem am zwei- und mehrjährigen, verzweigten Holz. Typisch für Jungtriebe der Roten Johannisbeere ist die silbrige, oft abschiefernde Rinde der letztjährigen Neutriebe.
Johannisbeeren, Josta und Stachelbeeren
Schwarze Johannisbeeren tragen hingegen auch schon am letztjährigen Neutrieb; zudem sind die mehrjährigen Triebe weniger verzweigt. Ihre Blütenknospen sind rundlich und einzeln angeordnet. Reibt man mit den Fingern an Triebspitzen und Knospen, verschafft die anschließende Geruchsprobe Klarheit: Schwarze Johannisbeeren haben einen typischen, zum Teil strengen Geruch – die Roten dagegen nicht.
Josta (stachellos) ähnelt der schwarzen Johannisbeere, wächst jedoch stärker und bildet entsprechend längere und deutlich stärkere Triebe. Die im Wuchs deutlich schwächeren Stachelbeeren erkennt man an ihren Stacheln – unabhängig davon, ob sie als Busch oder Stämmchen kultiviert werden. Auch stachellose Stachelbeeren besitzen, zumindest an der Triebbasis, verkümmerte, weniger spitze Stacheln.
Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren
Kulturheidelbeeren können beim Stand in voller Sonne feuerrote Triebe aufweisen. Vor allem an (halb-)schattigen Standorten sind die Wintertriebe aber auch „nur“ grünlich.
Sonnenseits rötlich zeigen sich die sonst grünen einjährigen Brombeertriebe. Auch Himbeeren haben einjährige grüne, bei guter Belichtung auch rotviolette, Neuruten gebildet. Bei beiden Arten werden diese Neutriebe im folgenden Jahr fruchten, während die Ranken der vergangenen Saison nach der Ernte braun werden und absterben –meist mit anhaftenden, vertrockneten Blättern. Feine Stacheln können, zumindest bei entsprechenden Sorten, der Zuordnung dienen.
Reben, Aronia, Haselnuss, Kornelkirsche und Kiwi
Altes Holz von Rebstöcken (Stamm, waagerecht erzogene Kordons) zeigt sich verdickt, graubraun bis grau mit splitternden und abschiefernden länglichen Rindenfetzen. Die im letzten Mai aus den Zapfen waagerechter Arme entstandenen, mittelbraunen, senkrecht gewachsenen Ruten haben im Herbst gefruchtet und werden wieder auf Zapfen mit ein bis zwei Augen geschnitten.
Haselnüsse sind unbelaubt leicht an den Kätzchen erkennbar. Die Apfelbeere (Aronia) besitzt rötliche, eher kürzere Triebzuwächse mit schmalen, spitzen, eng anliegenden tiefroten Knospen. Die Kornelkirsche erkennt man bereits den ganzen Winter über an ihren ockergelben, runden und abstehenden Blütenknospen. Die Stängel der großfruchtigen Kiwi sind behaart; diejenigen der Kiwibeeren (Minikiwis) glatt. Für beide Kiwiarten sind lange, oft ineinander verschlungene Ranken typisch.
Gehölze im laublosen Zustand zu bestimmen, braucht mehr Übung als die Bestimmung während der Vegetationszeit. Wer sich damit noch unsicher fühlt, kann zur Kontrolle die Art im Laufe der Vegetation über Blüten, Früchte und Blätter eindeutig identifizieren.
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