Baumkartierung für die Sortenvielfalt
Der Obst- und Gartenbauverein Wenkheim e. V. hat sich ein ehrgeiziges Vorhaben vorgenommen. Im Rahmen einer umfassenden Kartierung investierte der Verein in Eigenleistung 7000 € in die Erfassung und Kartierung aller Apfel – und Birnbäume auf seiner Gemarkung.
von Tobias Hornung/OGV Wenkeim erschienen am 14.01.2025Auch anderes Obst und Walnüsse wurden erfasst. Die Bestandserhebung ist einzigartig im Landkreis Main–Tauber und kann durchaus als Pilotprojekt bezeichnet werden. Das Vorhaben wurde einstimmig in einer Vorstandssitzung 2023 abgestimmt und in der Jahreshauptversammlung 2024 beschlossen.
Über 1.350 Obstbäume wurden im Rahmen des Kartierungsprojekts aufgenommen. Die Bestimmung der Sorten erfolgte durch den Pomologen Werner Nussbaum, der als deutschlandweit bekannter Spezialist bereits für Kommunen und Landkreise über 30000 Obstbäume bestimmt hat. Auch Kreisfachberater Harald Lurz unterstützte den Verein bei der Bereitstellung von Satellitenbildern.
Die erhobenen Daten werden durch den Verein als Dokumente in Papierform und ebenso digital verwaltet. Dazu wurde sogar eine eigene Erfassungs-Software programmiert. Der Verein hielt neben der Sorte für jeden Baum seinen Standort (Flurname und GPS – Daten), das Baumalter, den Pflegezustand, die Vitalität und den Brusthöhendurchmesser des Stamms fest. Manche Bäume waren ohne Behang, deren Bestimmung wurde in dieses Jahr verschoben.
Der Verein entdeckte bei der Aktion auch einige Raritäten wie „Oberdiecks Renette“, den ‘Purpurroten Zwiebelapfel’, ‘Rambur Pableu’ oder ‘Parkers Pepping’. Sie werden im Frühjahr auf Unterlagen veredelt und somit erhalten. Auf dem Grundstück eines Vereinsmitglieds wurde bei der Kartierung ein Zufallssämling entdeckt, mit schönen roten und schmackhaften Äpfeln. Diese Sorte wird nun als ‘Wenkheimer roter Scheunenapfel“ beim Bundessortenamt zur Anerkennung beantragt.
Ein Baumkataster gibt Einblick in den momentanen Bestand. Anhand dessen können Sortenlisten erstellt und seltene Lokalsorten erhalten werden. Die Kontrolle des Bestandes gibt zuverlässige Zahlen über den Schwund von Bäumen und ganzer Bestände. Diese können genutzt werden, um für dessen Erhalt oder Ausgleich zu sorgen. Auch können Pflegekonzepte erstellt werden, um die Bestände zu erhalten, beispielsweise indem Bestände gezielt von Misteln befreit werden, um deren Ausbreitung zu verhindern. Mit der Kartierung wird also nicht nur der momentane Bestand dokumentiert, sondern auch eine Grundlage für künftige Nachpflanzungen und Schutzmaßnahmen geschaffen. Diese Initiative ist umso wichtiger, da viele der Streuobstbäume im Landkreis überaltert sind und durch Nachpflanzungen kaum ersetzt werden.
Ziel des OGV Wenkeim ist es, gefährdete Obstsorten zu bewahren, Pflegemaßnahmen gezielt zu planen und das Bewusstsein für den ökologischen und kulturellen Wert von Streuobstwiesen zu stärken. Das Projekt dient als Vorbild für den gesamten Landkreis und zeigt, wie Vereine aktiv zum Erhalt regionaler Biodiversität beitragen können. Für 2025 plant der Verein eine große Apfelausstellung, bei der die Ergebnisse der Kartierung präsentiert werden. Auch die restlichen Sorten sollen in diesem Rahmen bestimmt werden. Als besonderes Highlight wird der ‘Wenkheimer rote Scheunenapfel’ feierlich gepflanzt.
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