Nachhaltig gut versichert
Flächenfraß, Überalterung der Bestände, mangelnde Pflege: Immer mehr ökologisch wertvolle Streuobstflächen fallen aus der Bewirtschaftung. Um dies zu stoppen, haben sich die Familie Bösch aus Bad Waldsee-Gaisbeuren mit der LBV-Unternehmensberatungsdienste GmbH (LBV-U) und der bbv Service GmbH zusammengetan und Ende November 2021 eine Baumpflanzaktion gestartet. Die Federführung für das Projekt hat die Firma "besser grün".
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Es herrscht leichter Schneefall an diesem nasskalten Novembermorgen, als die Mitarbeiter der Firma Karg GmbH aus Bad Waldsee mit der Pflanzaktion beginnen. Bagger, Bohrer und Schaufeln stehen bereit. Der Boden ist aufgeweicht und matschig. Die ersten Löcher sind bereits ausgehoben. Sie sind etwa 40 Zentimeter tief und 50 Zentimeter breit und müssen mit einem Drahtgitter ausgelegt werden, damit die Jungbäume später nicht dem Mäusefraß zum Opfer fallen. Mit im Gepäck haben die Landschaftsgärtner außerdem Pfähle, Anbindematerial und Verbissschutz.
Alte Sorten neu gepflanzt
Die rund ein Hektar große Fläche erstreckt sich an einem nach Norden ausgerichteten Hang über 200 Meter Länge und 50 Meter Breite, eingebettet in die oberschwäbische Endmoränenlandschaft. Neu gepflanzt werden an diesem Vormittag insgesamt 60 hochstämmige Obstbäume in einem Abstand von etwa 25 Meter. Gezüchtet und veredelt wurden sie aus alten erhaltenswerten Sorten in der Baumschule Scheerer aus Bad Waldsee. Konkret handelt es sich um 40 Kernobstbäume mit Sorten wie "Alexander Lucas", "Welschisner" oder "Rheinischer Bohnapfel" sowie um 20 weitere Mirabellen-, Kirsch-, Zwetschgen- und Birnenbäume.
Wertvoller Lebensraum
"Mit diesem Nachhaltigkeitsprojekt wollen wir die wertvolle Kulturlandschaft der Streuobstwiesen in Oberschwaben sowie die Sortenvielfalt fördern und dazu beitragen, sie zu erhalten. In einem weiteren Schritt werden wir versuchen, die örtlichen Schulen in das Projekt mit einzubinden. Möglichkeiten wären zum Beispiel die Gestaltung von Sitzgelegenheiten und das Betreuen von Bienen", sagt Dirk Lambertz, Geschäftsführer der LBV-U. Der LBV-U und dem bbv Service sei es wichtig, ein lokales nachhaltiges Projekt zu fördern. "Gemeinsam mit unseren Partnern übernehmen wir ökologische und soziale Verantwortung", meint Lambertz. Das Folgeprojekt soll dann im kommenden Jahr in Bayern installiert werden.
Professionelle Vorbereitung
"Die Vorbereitungen für die Pflanzaktion laufen schon seit Monaten", berichtet Alexander Bösch, dem die Fläche gehört, musste doch der Rain aus hohen Bäumen und dichten Sträuchern erst einmal ausgelichtet und freigeschnitten werden. "Auf Empfehlung des Landschaftserhaltungsverbandes Ravensburg haben wir die hohen Pappeln herausgenommen und die Hecken ausgelichtet. Der niedere Aufwuchs ist jetzt ein wertvoller Lebensraum für die Arten", zeigt sich Bösch zufrieden. Familie Bösch, Eigentümer des Hotel & Restaurants Adler in Gaisbeuren, stellt die Fläche für das Projekt unentgeltlich zur Verfügung. Finanziert und unterhalten wird die künftige Streuobstwiese von der LBV-Unternehmensberatungsdienste GmbH (LBV-U), der bbv Service GmbH und der Firma "besser grün".
Innovation – von der Idee zum Projekt
Als Gastwirt und passionierter Jäger hat Bösch viel für die Natur übrig, sagt er. Er setze sich dafür ein, dass sein Land eher extensiv genutzt wird, damit Insekten und das Niederwild ihren Lebensraum nicht verlieren. "Die Idee mit der Streuobstwiese ist irgendwie zufällig bei einem gemeinsamen Glas Bier entstanden", erzählen Bösch und Lambertz. Lambertz war auf der Suche nach einer Fläche. Und als Versicherungsmakler vermittelt er wie auch der Kollege Martin Engelmayr vom bbv Service GmbH Versicherungsverträge über "besser grün", um den Nachhaltigkeitsaspekt mit abzudecken. Das komme bei den Kunden sehr gut an.
Gemeinsam mit den Landwirten
"Als berufsständische Vertretung war es uns wichtig, dass wir keinem aktiven Landwirt die Fläche wegnehmen", sagt Engelmayr. Bei dem Streifenstückle handele es sich jetzt keinesfalls um eine wertvolle Ackerfläche. Vielmehr sei die Fläche unlängst ohnehin aus der Pacht gefallen. Als Streuobstwiese wird die Fläche zunächst einmal "ausgemagert" und muss dann künftig auch gepflegt werden. Diese Pflege soll ein Landwirt aus dem Ort übernehmen, so der Plan. Zudem soll auf der Fläche eine Blühmischung ausgesät werden.
Nachhaltige Versicherungsprodukte
"Besser grün" ist eine Plattform, über die nachhaltige Produkte und Dienstleistungen in die Versicherungs- und Energiebranche gebracht werden. Über die Plattform werden unter anderem auch nachhaltige Versicherungsprodukte vertrieben, welche die LBV-U und der bbv Service GmbH ihren Kunden angebietet. ""Besser grün" arbeitet nicht gewinnorientiert, sodass unser Erfolg unserer Umwelt und unserer heutigen sowie zukünftigen Gesellschaft zugute kommt", sagt der Repräsentant der Firma, Patrick Hackl aus Reutlingen. Er vertritt Henning Bernau, Vorstandsmitglied von "besser grün" aus Itzehoe, der zur Pflanzaktion eigentlich persönlich nach Gaisbeuren kommen wollte. Wegen des Schneefalls konnte sein Flieger aber nicht starten.
Megatrend zum klimaneutralen Wirtschaften
Wie Hackl berichtet, ist die 2019 gegründete Firma "besser grün" deutschlandweit aktiv. Die Zahl der Projekte nehme von Jahr zu Jahr zu. In Schleswig-Holstein habe man schon über 10.000 Bäume gepflanzt, größtenteils im Forstbereich. "Wir hoffen auf 100.000 Bäume Ende des Jahres", so Hackl. Das Gute sei, dass sich die Kunden persönlich vor Ort vom Erfolg der einzelnen Projekte überzeugen könnten. "Wir haben klare Leistungsversprechen, die wir einhalten. Für jeden Vertrag wird ein Baum gepflanzt. Die Gelder werden nachhaltig angelegt. Das kann jeder nachvollziehen", so Hackl. Die Unternehmen ihrerseits müssen künftig nachweisen, was sie in Sachen Nachhaltigkeit machen - Stichwort "klimaneutrales Wirtschaften."
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