Neuer Schädling an Erdbeeren: Gepunktete Nesselwanze
Pflanzenfressende Wanzen haben zunehmend
Einfluss auf die landwirtschaftliche
Produktion in ganz Mitteleuropa.
Manche exotische Arten konnten
sich dank Klimawandel oder als Folge
ungewollter Einfuhren bei uns verbreiten:
- Veröffentlicht am
Die Grüne Reiswanze (Nezara viridula)
kam schrittweise aus dem Mittelmeerraum
und die aus China stammende,
marmorierte Baumwanze (Halyomorpha
halys) ist auf gutem Weg, sich
auf unserem Kontinent zu verbreiten.
Es kommt vor, dass einheimische Wanzen,
die bisher keinen nennenswerten
Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion
hatten, plötzlich zu gefürchteten
Schädlingen werden. So stellten Erdbeerproduzenten
in der Region Genfersee
auf den Früchten in den Gewächshäusern
im Laufe der letzten Jahre Veränderungen
fest, die auf die Aktivität
einer ihnen bis dahin unbekannten Wanzenart
hindeuteten: die Gepunktete Nesselwanze
(Liocoris tripustulatus). Zu dieser
Wanze existieren kaum wissenschaftliche
Veröffentlichungen, denn man ging
bisher davon aus, dass sie nur auf Brennnesseln
vorkommt. Angesichts der wirtschaftlichen
Schäden, die die Wanze verursacht,
leitete die Schweizer Forschungsanstalt
Agroscope 2013 entsprechende
Untersuchungen ein.
L. tripustulatus verursacht Schäden
durch Einstiche auf den noch unreifen,
grünen Erdbeeren. Wenn die Früchte
größer werden, verwandeln sich die Einstiche
in spektakuläre Verformungen. Sie
sind vergleichbar mit den Schäden der
verwandten Wanzenart Lygus rugulipennis,
wenngleich L. tripustulatus bei vergleichbarer
Populationsdichte ein deutlich
höheres Schadenspotenzial hat.
Die wenigen zugelassenen Pflanzenschutzmittel
sind nicht kompatibel mit
dem biologischen und integrierten Pflanzenschutz
aufgrund ihrer Toxizität gegenüber
Nützlingen, die in den Gewächshäusern
zur Bekämpfung anderer
Schädlinge eingesetzt werden. Daher
basieren die aktuellen Bekämpfungsversuche
von Agroscope auf dem Prinzip
der „Fangpflanzen“, die bereits für Lygus
entwickelt wurden. Ziel ist es, die schädlichen
Wanzen auf Pflanzen zu locken,
die sie besonders mögen, und diese
Pflanzen dann mit einem Insektizid zu
behandeln, damit die Schädlinge gar
nicht in die zu schützende Kultur eindringen
können.
Info: Serge Fischer, serge.fischer@agroscope.admin.ch
Info: Serge Fischer, serge.fischer@agroscope.admin.ch
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