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Schutz von Flora und Fauna

Natur des Jahres 2025

Jedes Jahr wählen verschiedene Organisationen Naturobjekte aus, deren Bestand bedroht ist. Häufig spielt dabei der Schwund der Lebensräume dieser Tier- und Pflanzenarten eine bedeutende Rolle. Ihre Wahl soll auf den Schutzbedarf dieser Arten aufmerksam machen.

von Dr. Doris Spychalski erschienen am 13.12.2024
Hausrotschwanz © NABU/Frank Derer
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Mehr als 140.000 Menschen haben bei der online-Wahl des NABU zum Vogel des Jahres 2025 mitgemacht. Eine Mehrheit stimmte für den Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros). Der grazile Singvogel ist inzwischen häufig in Siedlungen unterwegs. Seine Bestände gelten als nicht gefährdet, durch Haussanierungen hat er es aber immer schwerer, Nistmöglichkeiten zu finden. Als Insektenfresser ist er außerdem vom Insektenrückgang durch die intensive Landwirtschaft und naturferne Gärten stark betroffen.

Der Hausrotschwanz ist morgens einer der ersten Vögel, der singt. Sie können ihn schon über eine Stunde vor der Morgendämmerung hören. Im Herbst bekräftigt der Hausrotschwanz seinen Revieranspruch noch einmal lautstark, bevor er sich auf die Reise in den Süden macht.

Hausrotschwänze sind recht schlanke Vögel und 13 bis 15 cm groß. Die Männchen sind grauschwarz gefärbt, die Weibchen und junge Männchen sind eher graubraun. Am Flügel erkennt man bei den Männchen ein weißes Flügelfeld. Der lange Schwanz hat eine rostrote Färbung. Der Hausrotschwanz wird häufig mit dem ähnlichen, aber helleren Gartenrotschwanz verwechselt, dessen Männchen eine orange Brust und einen hellen Streifen an der Stirn tragen.

Ursprünglich war der frisch gekürte Jahresvogel eher im Bergland anzutreffen. Mittlerweile ist er als Gebäudebrüter aber immer häufiger in unmittelbarer Nähe zum Menschen unterwegs und versucht, in Nischen und kleinen Öffnungen an Gebäuden Nistmöglichkeiten zu finden. Insekten, deren Larven, sowie Spinnen und Beeren stehen auf dem Speiseplan des Hausrotschwanzes.

© GMH/Bettina Banse

Der Bund deutscher Staudengärtner hat das Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) zur Staude des Jahres 2025 gekürt. Die attraktive Pflanze lässt wahlweise blaue oder weiße Blütenwölkchen über ihren Blättern schweben. Letztere bedecken den Boden bis weit in den Herbst und können sich sehen lassen.

Für gutes Gedeihen braucht der zuverlässige Bodendecker halbschattige bis schattige Standorte mit einem humusreichen und leicht feuchten Boden. Anders als das zweijährige Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) ist das Kaukasus-Vergissmeinnicht langlebig, bildet große, herzförmige Blätter und treibt nach einer kurzen winterlichen Ruhephase ab März dort wieder aus, wo es gepflanzt wurde. Zwischen April und Juni blüht Brunnera macrophylla in Blau oder Weiß auf und zieht auch danach die Blicke auf sich. Nach der Blüte begeistern die Blätter in diversen Spielarten: Je nach Sorte sind sie grün, weiß getupft, hell gerandet oder nahezu komplett versilbert. Die gemusterten Blätter zaubern an den schattigen Standorten willkommene Lichtreflexe in die Beete. Mittlerweile ist die Sortenauswahl so groß, dass der Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher Staudengärtner 2023 einen Praxistest in Deutschland und Österreich durchgeführt hat. Viele Sorten konnten in der Sichtung überzeugen. Frosthart sind sie alle – egal, für welche Spielart man sich entscheidet.

Sumpfblutauge
Sumpfblutauge © Cyrille Claudel

Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges (Comarum palustre) zur Blume des Jahres 2025 ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz der moorigen Ökosysteme auf und stellt deren Bedeutung für Pflanzen und Tiere, aber auch für uns Menschen in den Vordergrund. Mit dem Verlust wertvoller Moore steht nicht nur das Überleben einer Vielzahl gefährdeter Arten auf dem Spiel – auch das Klima wird in erheblichem Maße beeinflusst.

Blutstropfen, Teufelsauge oder Sumpf-Fingerkraut – im Volksmund ist die Blume des Jahres unter verschiedenen Namen bekannt. Doch auch in der Wissenschaft gibt es zwei Bezeichnungen. Ehemals als Potentilla palustris beschrieben, und somit den Fingerkräutern zugehörig, ergaben genetische Untersuchungen, dass das Sumpf-Blutauge die eigenständige Gattung Comarum bildet. Seit Anfang der 2000er Jahre heißt es daher Comarum palustre und gehört zur Familie der Rosengewächse. Seine 20-70 cm langen Stängel sind oft flaumig bis zottig behaart, die Blätter bestehen aus 3-5 unpaarig zusammengesetzten Blattfiedern. Während die Früchte heranreifen, erinnert die aufgequollene Blütenachse tatsächlich an eine Erdbeere. Es werden etwa 1,5 mm große Nüsse ausgebildet, die dank ihrer Hakenspitze zum Beispiel im Gefieder von Wasservögeln hängenbleiben und fortgetragen werden.

Die Pflanze wächst bevorzugt im Randbereich von Hochmooren und auf schlammigen, offenen Böden von Niedermooren, aber es kommt auch in nährstoffarmen Gräben sowie am Ufer stehender oder langsam fließender Gewässer vor. Von Mai bis August zieht seine auffällig purpurne, braune bis blutrote Färbung dort nicht nur unsere Blicke auf sich. Eine Vielzahl an Insekten, vor allem Wildbienen wie Baum-, Stein und Ackerhummeln sowie Fliegen, werden von ihr angelockt und für den Besuch mit zuckerreichem Nektar und Pollen belohnt.

Wiesenglockenblume
Wiesenglockenblume © Iris Willeckeba

Der Ökoanbauverband Bioland und der Umwelt- und Naturschutzorganisation NaturGarten e.V. hatten zum zweiten Mal zur digitalen Wahl der “Wildpflanze des Jahres“ geladen. Mehr als 2.400 Menschen haben abgestimmt, über ein Drittel der Teilnehmenden haben der Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) ihre Stimme gegeben und sie damit zur Wildbienenpflanze des Jahres 2025 gewählt. Die Wiesen-Glockenblume öffnet ihre lila Blüten auf Wiesen und in wilden Säumen. Doch sie steht auf der Roten Liste, da sie immer seltener vorkommt. Starke Düngung, Überweidung und häufige Mahd haben die Pflanze von vielen Flächen verdrängt. Damit steht die Wiesen-Glockenblume zugleich sinnbildlich für etliche weitere Wildpflanzen, mit denen vielerorts der Lebensraum zahlreicher Arten aus der Landschaft verschwunden ist. Auch für Wildbienen hat dieser Trend Folgen. So gehört die Glockenblumen-Scherenbiene zu den Dauerbesuchern der Wiesen-Glockenblume. Die kleine Wildbiene wird leicht übersehen, immerhin erreicht sie nur eine Länge von 8 bis 10 mm. Die Weibchen sammeln ausschließlich an Glockenblumen Nahrung. Das macht den Schutz dieser Pflanzen für sie überlebenswichtig. Die Wahl zur Wildbienenpflanze des Jahres ist eine Fortsetzung der Reihe “Wildpflanze des Jahres”, die im vergangenen Jahr mit der Wahl zur Schmetterlingspflanze startete. Mit der Wahl zur Wildpflanze möchten die beiden Verbände auf die Bedürfnisse diverser Insektenarten aufmerksam machen und Möglichkeiten aufzeigen, diesen durch die Pflanzung spezieller Wildpflanzen zu begegnen.

© Gabriele Hanke

Der Verein NHV Theophrastus hat die Linde (Sommer- und Winterlinde, Tilia platyphyllos & Tilia cordata) zur Heilpflanze des Jahres 2025 gekürt. Sommer- und Winterlinde werden zusammengefasst, da sie sich im Aussehen und in ihren Wirkstoffen stark gleichen. Die Blüten sind wissenschaftlich als traditionelles Erkältungsmittel und als hilfreich bei leichten Stresszuständen bestätigt. Überlieferungen nennen außerdem Blätter, Rinde und deren Asche und schreiben ihnen entzündungshemmende, harntreibende, blutreinigende und entspannende Wirkungen zu. „Dieser mächtige Baum verbindet Tradition und Moderne und tut das Seine zur Beruhigung der teilweise hyperbeschleunigten Gesellschaft“, begründet ein Jurymitglied die Wahl.

Die Linde, die sich in zahlreichen Ortskernen findet, ist vorzüglich dazu geeignet, die Wechselbeziehung von Gemeinschaft und Individuum unter gesundheitlichen Aspekten näher zu betrachten.

Natur des Jahres

Hier eine kleine Auswahl der Naturobjekte des Jahres 2025: Vogel: Hausrotschwanz | Fledermaus: Großes Mausohr | Staude: Kaukasus-Vergissmeinnicht | Blume: Sumpfblutauge | Heilpflanze: Linde | Wiesenglockenblume | Orchidee: Grünliche Waldhyazinthe | Pilz: Amethystfarbene Wiesenkoralle

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