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100 Jahre BOGL

Großer Festakt in Metzingen

Am 15. Juli 2023 lud der Verein der Beratungskräfte Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (BOGL) anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums Mitglieder und Ehrengäste zur Zusammenkunft im Bindhof in Metzingen ein - mit einem ungewöhnlichen Einstieg ins Programm.
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Auch bei 38 Grad Celsius Außentemperatur schmeckte das abwechslungsreiche Mittagsbuffet.
Auch bei 38 Grad Celsius Außentemperatur schmeckte das abwechslungsreiche Mittagsbuffet.T. Petsch
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„Was wir heute raten gegen die Kirschmaden morgen ist es schon nicht mehr da“, singt der eigens zum 100-jährigen Jubiläum gegründete Chor aus den Reihen der Beratungskräfte Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (BOGL) zur Eröffnung der Jubiläums-Feierlichkeiten. Am 15. Juli 2023 lud der BOGL-Mitglieder und Ehrengäste zur Zusammenkunft im Bindhof in Metzingen ein. Der Chor thematisierte in dem von Franz-Josef Klement (Obst- und Gartenbauberater im Ostalbkreis) auf die bekannte Melodie von Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ geschriebenen Text die Existenzängste der Obstbauern und Streuobstwiesenbewirtschafter. „Mittellos stehn wir davor, Pflanzenschutz kommt nicht mehr vor“ heißt es in einer anderen Strophe.

Etwas fröhlicher das folgende Lied: eine unterhaltsame, kurze Abhandlung der 100-jährigen Verbandsgeschichte, verpackt in eine Neuinterpretation von „The Wellerman‘ von Nathan Evans – den Text schrieb Christiane Karger, Kreisfachberaterin für Obst- und Gartenbau am Landratsamt Ostalbkreis. 

Großer Wunsch nach mehr Forschung

Die etwa 90 Gäste genossen das abwechslungsreiche Programm mit reichlich Möglichkeiten zum persönlichen Austausch, Fachvorträgen, Mitgliederehrungen, Mundart-Kabarett, musikalischen Einlagen und hervorragender Verpflegung. Ebenso vielfältig wie das Programm ist auch der Aufgabenbereich der BOGL-Fachberater: Neben der fachlichen Beratung gehören unter anderem auch die Aus- und Fortbildung in den Bereichen des Obst- und Gartenbaus, die Planung und Bauleitung in den Bereichen Landespflege und Grünplanung sowie die Versuchsarbeit dazu. „Unsere Themen sind zukunftsrelevant! Wir stoßen auf großes Interesse. Die Fachberater recherchieren Wissen und geben es dann zusammen mit ihrer Erfahrung weiter in die Praxis“, erklärt Nele Kemper – im Ehrenamt die zweite Vorsitzende des BOGL und hauptberuflich Obst- und Gartenbauberaterin in Karlsruhe. „Die Landwirte und GärtnerInnen stehen vor großen Herausforderungen. Wir damit auch. Bei vielen Fragen haben wir selbst noch Fragen“, beschreibt sie die aktuelle Situation und fordert, dass mehr Geld in die Forschung investiert werde.

Dr. Franz Rueß, Diplom-Agraringenieur an der LVWO Weinsberg, schloss sich in seinem Vortrag dieser Forderung an: „Die Beratung braucht vom Versuchswesen Ergebnisse und Antworten auf aktuelle Anbaufragen als Grundlagen für Beratungsempfehlungen.“

Das fordert schließlich auch Franz Josef Müller in seinem Grußwort. Wenn man von der großen Menge an Pflanzenschutzmitteln wegwolle, gehe das nur mit Beratung und mit begleitenden Versuchen. Außerdem sei es wichtig, dass die Betriebe in Baden-Württemberg bei der Bewässerung nicht zusätzlich durch Gebühren belastet werden. „Wenn man das Biodiversitätsgesetz ernst nehmen will, müssen wir unsere Standorte in Baden-Württemberg stärken“, fordert der Obstbauer, Brenner und Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau Baden-Württemberg e.V. (LVEO). „Wir brauchen Sie an unserer Hand“, erklärt er. „Nehmen Sie auch uns an die Hand, damit wir den Obstbau auch zukünftig gestalten können und unsere schöne Kulturlandschaft und die hohe Biodiversität in unseren Anlagen erhalten können.“ 

Es wurde schon viel erreicht

Ein Jubiläum lade auch ein, den Blick zurückzuwerfen, so der Reutlinger Landrat Dr. Ulrich Fiedler.  Eduard Lukas hat 1879 den ersten Baumwärterkurs eingeführt. „Durch die Arbeit der Kreisfachberater wird heute auch das Erbe von Eduard Lukas gepflegt“, sagte der Landrat in seinem Grußwort. In diesem Sinne sei es auch wichtig, zurückzublicken und zu sagen: „Wir haben schon so viel erreicht! Es fühlt sich oft an wie ein Kampf gegen Windmühlen im Streuobstbau, aber es ist in den letzten Jahren schon sehr viel vorwärtsgegangen. Was da in den letzten Jahrzehnten entstanden ist, kann sich blicken lassen. Deshalb möchte ich an der Stelle danke sagen für Ihre Arbeit. Es ist eine Ehre, dass Sie heute hier sind.“ Der Landkreis Reutlingen verfüge mit 3850 ha Streuobstfläche über eine der größten zusammenhängenden Streuobstlandschaften in Europa und sei ein im Obst- und Gartenbau sehr aktiver Landkreis, der seit 1954 mit zwei Kreisfachberatern ausgestattet ist.

Gute Beziehungen zum LOGL

Die Beratung an den Landratsämtern sei eine wichtige Maßnahme für die Erhaltung unserer Kultur und Gartenlandschaft in Baden-Württemberg, so die Präsidentin des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL), Sigrid Erhardt. Sie betonte die große Verbundenheit von BOGL und LOGL, aus der unter anderem in gemeinsamer Arbeit die Ausbildung zum LOGL-Geprüften Obst- und Gartenfachwart hervorging. „Wir freuen uns weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit“, so Erhardt. Noch nie habe sie erlebt, dass sich so viele amtierende und ehemalige Fachberater in einem Raum befinden. „Das finde ich sehr schön. Wir alle ziehen an einem Strang!“  Ute Ellwein, die erste Vorsitzende des BOGL antwortete: „Ihr wisst, was ihr an uns habt und wir wissen, was wir an euch haben. Und so machen wir weiter.“

Thomas Lochmann vom Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum sprach in Vertretung für Minister Peter Hauk ebenfalls ein Grußwort. „Das Ministerium zieht mit den Verbänden am gleichen Strang. Es lohnt sich, dass wir alle Kräfte bündeln!“, betonte er das gemeinsame Ziel. Er thematisierte die veränderten Anforderungen, die die Gesellschaft heute an die Gestaltung des Obstbaus richtet. Dies sei ein Prozess, den viele der Anwesenden auch unterstützen würden. 

Im Anschluss an die Grußworte überreichte Ute Ellwein Ehrungen für die langjährigen Mitglieder Hermann Sattler (seit 1958 Mitglied), Herbert Bischoff (seit 1965 Mitglied), Peter Düngen (seit 1976 Mitglied) und Anton Vaas (seit 1979 Mitglied).

Hintergrund

Die Beratungskräfte des BOGL verfügen über eine fundierte Berufsausbildung im gärtnerischen, landwirtschaftlichen oder landespflegerischen Bereich. Sie sind überwiegend im öffentlichen Dienst oder an anderen Beratungs- und Forschungseinrichtungen beschäftigt. 

Zur Zielgruppe des BOGL zählen sowohl Erwerbsobstbäuerinnen und Erwerbsobstbauern, die im Haupt- oder Nebenerwerb tätig sind, wie auch Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter von Streuobstwiesen, die ihre obstbauliche Tätigkeit überwiegend als Hobby betreiben. Der BOGL unterstützt Bürgerinnen und Bürger mit Privatgärten, in allen Fragen des Anbaus und der Gartengestaltung. Er berät Kommunen und öffentliche Einrichtungen wie z.B. Kindergärten und Schulen, hinsichtlich der Grünpflege und Grüngestaltung.

Der BOGL arbeitet eng mit Verbänden und Vereinen zusammen, die auf dem obst- und gartenbaulichen Gebiet tätig sind. Er bietet verschiedene Veranstaltungen wie z.B. Schnittkurse für Obst- und Ziergehölze, Weiterbildungsveranstaltungen und Vorträge zu unterschiedlichen Themen, die Ausbildung zum Baum- oder Fachwart und Lehrgänge und Fortbildungen im Bereich der Pflanzenschutz-Sachkunde an.

Mit seiner Arbeit will der BOGL den Erwerbsobstbau unterstützen, den landschaftsprägenden Streuobstbau fördern und mit Hilfestellungen für den Freizeitgartenbau den Erhalt der vielfältigen Gartenkultur sichern.

 

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