
Weniger Schotter, mehr Grün
Nach einer aktuellen Umfrage von Gardena haben 83 Prozent der Deutschen die Möglichkeit zu gärtnern, viele nutzen private Grünflächen zur Erholung, Selbstversorgung oder als erweitertes Wohnzimmer. Doch das erhöhte Aufkommen von extremen Wetterereignissen verlangt nach Gärten, die sich anpassen können. Effiziente Wassernutzung und ein artenreiches Ökosystem sind Elemente einer widerstandsfähigen Bepflanzung. Hier haben deutsche Gärtner noch Aufklärungsbedarf, spielt doch für rund 70 Prozent bei der Gartenplanung die Berücksichtigung von Biodiversität noch keine Rolle.
von Redaktion/Gardena erschienen am 27.05.2024Private Grünflächen sind so unterschiedlich wie ihre Gärtner und können ganz verschiedene Funktionen haben: Nutzgarten, Spielwiese oder dekorativer Vorgarten als Visitenkarte der Eigentümer – Form und Funktion sind kaum Grenzen gesetzt. Doch auch der kleinste grüne Fleck sollte sich auf das geänderte Klima einstellen, damit er für Starkregen, Hitze- und Trockenheit gewappnet ist. Denn Dürreperioden setzen den Pflanzen stark zu, die zusätzliche Bewässerung kann teuer werden. Und wenn es plötzlich zu viel Nass gibt, werden manche Pflanzungen in Mitleidenschaft gezogen.
Stabile Ökosysteme für robuste Gärten
Besonders stark gegenüber extremem Wetter sind naturnahe, langjährig angelegte Grünflächen. In ihnen finden sich schattenspendende Bäume, mehrjährige Stauden und Bodendecker. Sie halten mit ihren Wurzeln die Erde auch bei Starkregen fest, und sind durch ihre tiefergehende Verwurzlung auch toleranter gegenüber Hitze und Trockenperioden. Heimische Pflanzen werden hier so nebeneinandergesetzt, dass sie sich gegenseitig unterstützen oder einen ähnlichen Wasserbedarf haben – so gelingt eine bedarfsorientierte Bewässerung leichter.
Solche Pflanzungen bieten fast das ganze Jahr über Heim und Nahrung für die Fauna und machen die Grünfläche abwechslungsreich und farbenfroh.
Biodiversität beginnt bei der Gestaltung
Bereits rund 64 Prozent der Befragten finden generell naturnahe Gärten wichtig und wollen der Natur Raum schaffen. Bei der Gartenplanung gibt es unterschiedliche Elemente zur Förderung der Biodiversität, die berücksichtigt werden können.
Die bestehende Grünfläche muss jedoch auch nicht von heute auf morgen radikal umgestaltet werden, damit sie den Herausforderungen gewachsen ist. Schon kleine Änderungen in der Gartenroutine, Umgestaltungen oder eine bewusste Auswahl von Pflanzen helfen, das Wasserbedürfnis des Gartens zu verringern und die Anlage widerstandsfähiger zu machen. Dies spiegelt sich auch in der Umfrage wider: 71 Prozent der deutschen Hobby-Gärtner setzen auf heimische Pflanzen bei der Gestaltung von Balkon oder Garten, 74 Prozent achten auf Insektenfreundlichkeit. Bereits 62 Prozent der Gärtner achten auf den Wasserbedarf der Pflanzen.
Doch auch die Förderung eines gesunden Bodens, zum Beispiel mit Kompost oder durch den Verzicht auf Pestizide, hilft den Grünflächen, resilienter gegen den Klimawandel zu werden. Ein intaktes Ökosystem kann Wetterextreme leichter verkraften als eine Monokultur.
Schottergärten sind keine Option
Kies und Splitt als dominierende Elemente, kombiniert mit vereinzelten Pflanzen – für 60 Prozent der Befragten sind die einst beliebten Schotterwüsten aus guten Gründen ein Tabu. Durch Vergrünung der Steine, Laub oder Unkraut sind sie wartungsintensiv, zudem heizen sie sich bei Sonnenschein auf, speichern die Hitze und strahlen sie wieder ab. Derart versiegelte Flächen nehmen Regenwasser nur bedingt auf, sodass sie nicht mehr für die kühlende Verdunstung zur Verfügung stehen. Sie bieten weder Nahrung noch Unterschlupf für Vögel und Insekten. Ein natürlicherer Garten hingegen verlangt weniger Pflege, unterstützt die Biodiversität und dient als Klimaanlage vor dem Haus.
Eine Vorgarten-Variante, die wenig Aufwand bereitet, ist eine Kombination aus Gehölzen und Stauden. Anspruchslos, aber zu jeder Jahreszeit interessant ist beispielsweise die Felsenbirne mit weißen Blüten im Frühjahr, essbaren Früchten im Sommer und bunten Blättern im Herbst. Stauden, wie beispielsweise Lavendel, Salbei, Witwenblume oder Sterndolde sind mehrjährig, machen wenig Mühe und sind Augenweide für den Mensch sowie ein Festmahl für Tiere.
Symbiosen im Nutzgarten nutzen
Bei Nutzgärten liegt der Fokus auf der Lebensmittelgewinnung. Nutz- oder Naschbepflanzungen gelingen auch auf dem Balkon oder der Terrasse. Auch wenn die Mehrheit der Befragten Beschränkungen bei der Wasserentnahme in Trockenperioden befürworten, nehmen sie die Bewässerung solcher Nutzflächen aus (70 Prozent).
Robuster und vielfältiger wird der Nutzgarten, wenn zu Obst und Gemüse Pflanzen gesetzt werden, die sich gegenseitig unterstützen. Solche grünen Partner beschatten Nutzpflanzen und schützen sie so vor zu viel Sonne. Außerdem lockern sie den Boden oder halten Schädlinge fern. Sie bieten Insekten Nahrung und fördern so die Befruchtung der Nutzpflanzen.
Die zusätzliche Pflanzung kann auch verhindern, dass bei Starkregen die Erde aus den Beeten geschwemmt wird. Ein Beispiel für solche Teamplayer ist der Spinat, der durch seine tiefen Wurzeln einen feinen Boden für die nachfolgenden Radieschen oder Salat bestellt. Wer es dekorativ mag, pflanzt daneben noch Kapuzinerkresse. Sie spendet Schatten und die essbaren Blüten sind ein Blickfang.
Jeder Schritt hilft
Es gibt viele Möglichkeiten, den Garten „klimafest“ zu machen: die Auswahl der Pflanzen, die artenfreundliche Gestaltung des Gartens und auch das Speichern von Regenwasser in Regentonnen oder Zisternen. Regenwasser ist nicht nur kostenlos und schont den Geldbeutel. Durch seine Weichheit ist es zudem ideal für Pflanzen.
Ganz gleich, wie: Wichtig ist, dass mit dem Aufbau einer Resilienz gegenüber den veränderten klimatischen Gegebenheiten angefangen wird. Jeder Schritt hilft – und macht die Grünflächen nicht nur fitter, sondern auch zu einem attraktiven Lebensraum.
Die Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von GARDENA. 1.054 Personen, die Zugang zu privaten Grünflächen haben, nahmen zwischen dem 30.01. und dem 02.02.2024 an der Umfrage teil. Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung (18+).
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