Engagierte Mitglieder gewinnen und führen
Für viele Vereine ist es herausfordernd, genügend Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen und erfolgreich zu führen. Obst- und Garten-Coach Christian Heubaum gibt Tipps, wie Sie Menschen für das Ehrenamt begeistern.
von Christian Heubaum erschienen am 06.11.2024Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen, erfordert mehr, als nur einen Aufruf zur Mithilfe. Es geht darum, die Menschen für die gemeinsame Sache zu begeistern und ihnen zu zeigen, dass ihr Engagement einen Unterschied macht. Hier sind einige bewährte Ansätze:
Persönliche Ansprache und Vorbilder schaffen
Direkte Ansprache: Ein persönliches Gespräch ist oft viel effektiver als eine allgemeine Einladung. Wenn Sie Menschen direkt ansprechen und ihnen zeigen, dass ihre Fähigkeiten gebraucht werden, fühlen sie sich wertgeschätzt und sind eher bereit, sich zu engagieren. Das fängt schon mit kleinen Tätigkeiten für einzelne Aktionen an, z. B. Unkraut entfernen auf der Verkehrsinsel oder Kuchen backen für ein Vereinsfest. Es muss nicht immer gleich eine Funktion im Verein sein. Fangen Sie mit kleinen Aufgaben an, die ein interessierter Mensch gern für den Verein erledigt.
Vorbilder im Verein: Menschen lassen sich inspirieren, wenn sie sehen, dass andere bereits aktiv sind. Stellen Sie die Arbeit und Erfolge von aktiven Mitgliedern und Vorstandsmitgliedern heraus. Persönliche Erfolgsgeschichten und positive Erfahrungen können andere motivieren, sich ebenfalls einzubringen.
Sinn und Gemeinschaft betonen
Bedeutung des Engagements: Vermitteln Sie klar, dass die Arbeit im Verein nicht nur dem Verein selbst, sondern der gesamten Gemeinschaft zugutekommt. Ehrenamtliches Engagement fördert den Zusammenhalt und schafft eine lebendige Gemeinschaft, in der sich jeder einbringen kann.
Gemeinschaftserlebnisse schaffen: Organisieren Sie regelmäßige Treffen, gemeinsame Arbeitseinsätze und Feste, bei denen Mitglieder und Interessierte zusammenkommen. Diese Erlebnisse stärken das Gemeinschaftsgefühl und fördern das Engagement.

Aufgaben nach Fähigkeiten verteilen
Richtige Aufgabenverteilung: Menschen engagieren sich lieber, wenn sie wissen, dass ihre speziellen Fähigkeiten gebraucht werden. Finden Sie heraus, welche Stärken die potenziellen Ehrenamtlichen haben, und bieten Sie ihnen passende Aufgaben an, bei denen sie ihre Talente optimal einsetzen können. Sie können bestimmte Aufgabenpakete auch auf einen Zeitraum begrenzen. Beispielsweise, wenn Sie ein Fest oder eine Aktion geplant haben und jemanden benötigen, der Bilder für die Öffentlichkeitsarbeit macht. Fragen Sie gezielt einzelne Mitglieder oder Studenten/Schüler, ob Sie Fotos machen können. Wenn diese Person Spaß daran hat, wird sie beim nächsten Mal vielleicht wieder Fotos machen.
Für einen geplanten Artikel in der örtlichen Presse können Sie auch einzelne Mitglieder fragen, ob sie allein oder als Team für die nächsten drei bis sechs Monate die Presseartikel schreiben wollen. Geben Sie dieser Person oder Gruppe die Freiheit, einen eigenen Stil beim Schreiben der Artikel zu entwickeln. Bestimmte gewünschte Vorgaben sollten Sie im Vorfeld bereits klar kommunizieren, damit der Artikel im Nachgang nicht geändert wird (das demotiviert). Meist bleiben Personen, die sich einmal für eine Tätigkeit begeistern konnten, auch nach dieser Testphase dabei, da sie sich entfalten können und Spaß an der Aufgabe haben.

Fachwissen: Jedes Mitglied bringt die eigenen Erfahrungen ganz automatisch ein. Es braucht nicht an jeder Position perfekt ausgebildete Gärtner. Wir leben von der guten Mischung aus Hobby, Laien und Profis. Wenn Ihnen eine Frage gestellt wird, auf die Sie keine fundierte Antwort wissen, dann sagen Sie es ganz offen. Nehmen Sie die Frage auf, klären Sie diese mit den Personen in Ihrem Netzwerk. Ein spätere, richtige Antwort auf die Frage ist dann oft sehr viel mehr wert als eine schnelle, weniger fundierte.
Weiterbildung und persönliche Entwicklung
Schulungen und Workshops: Bieten Sie Weiterbildungen an, die nicht nur für die Vereinsarbeit nützlich sind, sondern auch die persönliche Entwicklung fördern. So geben Sie den Ehrenamtlichen die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erwerben, die ihnen auch außerhalb des Vereins nützen. Eine gute Möglichkeit ist die Ausbildung zum LOGL-geprüften Fachwart für Obst- und Gartenbau: Hier lernt das Mitglied nicht nur Fachliches für den eigenen Garten, sondern auch andere Personen mit gleichen oder ähnlichen Interessen kennen. Dadurch entwickelt jeder ein persönliches Netzwerk, in dem man einander unterstützen kann. Das gelernte Wissen wird automatisch in den Vereinen eingebracht und so entsteht ein Mehrwert für alle.

Generationsübergreifende Gesprächskultur fördern
Eine generationsübergreifende Gesprächskultur ist der Schlüssel, um wertvolles Wissen zu bewahren und neue Ideen zu integrieren. Schaffen Sie Gelegenheiten für den Austausch, wie gemeinsame Projekte oder Workshops, bei denen jüngere und ältere Mitglieder zusammenarbeiten. Nutzen Sie Gesprächsrunden oder Stammtische, um Erfahrungen und Wissen zu teilen.
Wichtig ist dabei, dass alle Generationen zu Wort kommen und auf Augenhöhe kommunizieren. Jüngere können durch gezielte Fragen das Wissen der Älteren hervorlocken, während die Älteren offen für die frischen Ideen der jüngeren Generation sein sollten. Zudem können Mentoring-Programme oder Patenschaften eine gute Möglichkeit sein, um den Austausch zu fördern und gleichzeitig das Verantwortungsbewusstsein im Verein zu stärken.
Kurz und effizient – so sollten Sitzungen ablaufen, um die Motivation und das Engagement der Mitglieder hochzuhalten. Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel: Setzen Sie eine klare Tagesordnung mit zeitlichen Vorgaben für jeden Punkt und verschicken Sie diese im Voraus, damit sich alle darauf einstellen können. Beginnen Sie pünktlich und achten Sie darauf, dass Beiträge prägnant bleiben. Wenn einzelne Mitglieder dazu neigen, abzuschweifen, hilft es, höflich, aber bestimmt zum Thema zurückzuführen, indem man auf die Tagesordnung verweist: „Danke, das ist ein wichtiger Punkt, aber lassen Sie uns das im Anschluss vertiefen.“
Ein Zeitwächter kann zudem sicherstellen, dass die Redezeiten eingehalten werden. Auch Pausen für vertiefende Gespräche außerhalb der Sitzung helfen, die Diskussionen im Rahmen zu halten und den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Ein festgelegter Zeitrahmen für die gesamte Sitzung sorgt dafür, dass sich jeder auf das Wesentliche konzentriert. Außerdem motiviert ein knackiges, strukturiertes Meeting die Teilnehmer dazu, regelmäßig teilzunehmen und sich aktiv einzubringen.
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