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VdF-Prognose 2022 liegt vor

Mittlere Streuobsternte erwartet

Nach Angaben des Verbandes der deutschen Fruchtsaft-Industrie e. V. (VdF) wird in diesem Jahr nur mit einer mittleren Streuobsternte von 500.000 Tonnen gerechnet. Das ist das Ergebnis der Fruchtbehangschätzungen, die in dieser Woche abgeschlossen wurden.
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VdF
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In etwa fünf Wochen wird die Ernte auf den Streuobstwiesen in Deutschland beginnen. „Wir haben aufgrund der Alternanz auf eine höhere Erntemenge gehofft, aber das abnehmende Ertragspotenzial der Streuobstbestände in Deutschland wird von Jahr zu Jahr deutlicher“, erklärt VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger. Die Folgen der momentanen Trockenheit könnten sich darüber hinaus noch signifikant auf die Prognose auswirken, da die Fruchtgröße zurzeit unterdurchschnittlich ist. „Sollte das heiße und trockene Wetter anhalten, ist mit einer Reduzierung der Erntemenge zu rechnen. Die Bäume werfen vorzeitig viele Äpfel ab und die auf dem Baum verbleibenden Äpfel wachsen nicht mehr. Jeder fehlende Zentimeter im Durchmesser des Apfels hat einen um 30 Prozent geringeren Ertrag zur Folge“, so Heitlinger weiter.

Dabei ist die Streuobstsaison ist in diesem Jahr zunächst gut gestartet. Nach einer üppigen Baumblüte Ende April/Anfang Mai konnten die Bäume im Rhythmus der Alternanz, also der sich abwechselnden starken und schwachen Erntejahre, viele Früchte ausbilden. Aber die Entwicklung der Früchte war unterproportional aufgrund der seit vielen Jahren rückläufigen Niederschlagsmengen. Die Bäume haben keine Reserven mehr, um die Äpfel ausreichend mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen und aus diesem Grund bereits viele Früchte vorzeitig abgeworfen. Wenn in den kommenden fünf Wochen bis zum Start der Ernte keine nennenswerten Regenfälle mehr kommen, bleiben die Äpfel verhältnismäßig klein, was sich gegebenenfalls noch signifikant auf die Ertragsmengen auswirken könnte. Denn so wie jeder zusätzliche Zentimeter im Durchmesser des Apfels den Ertrag um circa 30 Prozent steigern kann, so fehlt dieser Ertrag, wenn der Apfel nicht mehr wächst.

Klimastress und überalterte Baumbestände

Die Bäume auf den Streuobstwiesen stehen schon seit einigen Jahren enorm unter Klimastress: späte Nachtfröste zur Blütezeit, anhaltende Hitzeperioden in den Sommermonaten und insgesamt das fehlende Wasser hat die Bäume geschwächt und sie anfälliger gemacht für Krankheiten wie den schwarzen Rindenbrand, einer Pilzkrankheit, die zu schwarzen Stellen an der Baumrinde führt und die Bäume im schlimmsten Fall absterben lässt. Zudem sind viele Bäume von Misteln befallen, die den Baum weiter auszehren. Da auch viele Streuobstbestände überaltert sind oder nicht mehr gepflegt und bewirtschaftet werden, wird die Rohwarensituation für die Safthersteller von Jahr zu Jahr problematischer, denn es fehlen wichtige Menge zur Saftherstellung.

Ökosystem Streuobstwiese

In Deutschland werden aktuell noch rund 250.000 Hektar Fläche als Streuobstwiesen bewirtschaftet. Neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung bieten sie als botanisches Kulturgut über 5.000 Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum, der dringend geschützt werden muss. Auch die Fruchtsafthersteller fördern den Streuobstanbau, tragen durch Pflanzaktionen zur Erhaltung bei und nutzen die Vielfalt der Obstarten und ihre besonderen Geschmacksvarianten für die Fruchtsaftherstellung. Spezielle Angebote wie Streuobstwiesenapfelsäfte oder Quitten- und Birnensäfte werden insbesondere von Saft-Liebhabern geschätzt, die viel Wert auf die ausgeprägte, charakteristische Aromenvielfalt dieser meist naturtrüben Säfte legen.
 

5 Kommentare
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  • User_MTgwODU1Nw 15.08.2022 16:03
    Als Kelterei sind wir selbst ratlos, wie es mit dem Streuobst weitergehen kann. Jedes Jahr schließen Keltereien für immer ihre Tore und die Verwertungsmöglichkeiten werden dadurch immer weniger. Gerne sucht man einen Schuldigen für diese Entwicklung, aber mir fällt keiner ein. Der Apfelsaftkonsum ist seit 2003 stetig rückläufig. Unsere erfolgreichen Produkte haben einen immer geringeren Apfelsaftanteil, bis auf Cider. Bio-Tees und Limonaden sind auf dem Vormarsch, dafür braucht es jedoch leider keinen einzigen Apfelbaum. Die Erfassung von Streuobst, jenseits der Keltereien ist kaum wirtschaftlich zu betreiben, wenn man nicht gerade eine geeichte Waage, Förderband, Gabelstapler und Personal sowieso zur Verfügung hat. Hinzu kommt die aufwendige Transportlogistik. Das Obst muss gefahren werden, solange es noch frisch ist, und nicht erst, wenn der Container voll ist. Eine goldene Nase verdient sich jedenfalls keiner, der sich die Hände schmutzig macht.
  • User_MTgwNjQzMQ 04.08.2022 13:08
    Wir haben uns 15 Jahre engagiert und dann schließlich aufgrund fehlender /zu geringer Fördermittel aufgegeben. Ob nun Aufpreisobst, lächerliche Förderung bei Neupflanzungen und fachlicher Pflege.,Auflagen und Bürokratie oder fehlenden Möglichkeiten, Grundstücke einzuzäunen oder vor Diebstahl, Verwüstung oder dreisten Aufenthalten von Fremden zu schützen - wir haben inzwischen Alles erlebt und viel Zeit und Geld investiert - und nun einfach keine Lust mehr! Die Säulen des Rechtssystems kommen jemanden, der Obst gezielt stiehlt oder einen Kothaufen hinterlässt mehr entgegen, als uns Streuobstidealisten! Wenn die Politik, die Förderung und auch die Gesetze und deren Einhaltung, bzw. Anpassung sich nicht ändern, wird der allergrößte Teil zwangsläufig untergehen - darauf jedenfalls, stellen wir uns ein.
  • Redaktion Obst&Garten 04.08.2022 11:09
    Das Preisbarometer von Hochstamm Deutschland bietet sei 2021 eine Vergleichsbasis für aktuelle Preise (https://www.hochstamm-deutschland.de/preisbarometer). Die von Ihnen erlebten 6€/dt bildeten in der Abfrage 2021 das unterste Limit. Der Durchschnitt lag mit ca. 10 €/dt für konventionelles Obst und ca. 16 €/dt für Bio-Mostobst höher. Dass 6€/dt zu wenig sind, steht außer Frage. Der LOGL und Vertreter aus Natur- und Streuobstschutz geben 20€/dt als fairen Auszahlungspreis an. Die veränderten Bedingungen dieses Jahr erhöhen den Druck: Dürre, steigende Kraftstoffpreise, Inflation. Da wären sicher höhere Auszahlungspreise angemessen. Vor allem, wenn es zudem an regionalen Annahmestellen mangelt und weitere Wege in Kauf genommen werden müssen. Zur Verteidigung der Keltereien sei gesagt, dass auch sie unter massivem, internationalen Preisdruck stehen. Demnächst startet das Preisbarometer 2022 wieder und alle Erzeuger und Erzeugerinnen sind herzlich eingeladen, ihre realisierten Preise einzutragen, um die Preistransparenz zu erhöhen.
  • User_MTYwNjg3OA 03.08.2022 08:45
    Da kann man Dirk nur zustimmen. Es bleibt regelmäßig viel Obst auf den Wiesen weil es nicht geerntet wird. Dabei spielt der Annahmepreis eine Rolle aber auch die Tatsache dass es immer weniger Annahmestellen gibt. Nur wenn das Produkt vernünftig verkauft werden kann, werden die Streuobstbestände erhalten. Wolfgang
  • User_ODAxNzc 01.08.2022 14:39
    Ich weiß nicht warum sich der VdF beschwert: Bei 4-6 ct/kg Vergütung für vertragsfreies Mostobst sollten sich die Mostereien nicht über ausbleibende Rohware wundern..... Dirk Metzlaff, 67433 Neustadt/W.
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