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Fachtagung „Insekten in Gefahr“

„Wir wissen genug - jetzt müssen wir handeln!“

Die Resonanz auf die von der Stadt Sindelfingen organisierte Fachtagung „Insekten in Gefahr - Ursachen und Konsequenzen“ am 12. Juli übertraf alle Erwartungen. Über 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen mit großem Interesse und vielen konkreten Fragen zur Tagung ins Haus Sommerhof direkt am Sindelfinger Wald. Das Fazit lässt sich prägnant auf den Punkt bringen: Der Rückgang der Insekten findet bereits seit mehreren Jahrzehnten statt und betrifft alle Lebensräume - auch Schutzgebiete. Zudem kennen wir die wichtigsten Ursachen und mögliche Schutzmaßnahmen.
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Allein in Deutschland gibt es rund 33 000 Insektenarten
Allein in Deutschland gibt es rund 33 000 InsektenartenGreiner/Ökonsult GbR
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"Man weiß genug, um zielgerichtet handeln zu können“, so der Referent Dr. Andreas Krüß vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn. „Es fehlt hier und da noch der Umsetzungswille, und es mangelt an den notwendigen Finanzmitteln." Als wesentliche Ursachen nannte er den Flächenverlust und die Fragmentierung von Lebensräumen durch Verkehr und Siedlung, den Verlust klein strukturierter Agrarlandschaften, die Intensivierung der Nutzung und den anhaltenden Eintrag von Nährstoffen und Pestiziden sowie die Lichtverschmutzung. Jürgen Trautner, Gründer und Inhaber der „Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung“ in Filderstadt, stellte an vielen Beispielen „Handlungsansätze und vorrangige Schutzmaßnahmen für Insekten“ vor. Unter anderem empfahl er, den dynamischen Charakter von Fließgewässern wiederherzustellen und mehr artenreiches Offenland und lichte Waldstrukturen zu schaffen. Dazu müssten auch Gehölze zurückgedrängt werden.

Die ökosystemare und wirtschaftliche Bedeutung der Insekten hob Prof. Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle hervor. So sind fast 90 Prozent aller Blütenpflanzen und mehr als 75 Prozent aller Nutzpflanzen für die menschliche Ernährung von Tierbestäubern abhängig. Und das sind vor allem Insekten. „Den Marktwert der Bestäubung schätzen Experten weltweit auf 250 bis 600 Milliarden Euro“, so der weltweit renommierte Wissenschaftler.

Was eine Kommune leisten kann, um die biologische Vielfalt zu fördern, zeigte Dr. Jürgen Hetzler vom Grünflächenamt der Stadt Heilbronn auf. Seit 1992 setzt die Stadt gemeinsam mit Landwirten ein Agrarumweltprogramm um. Mehr als 70 Hektar blütenreiche Ackerrandstreifen, Obstbaumreihen und Feldhecken konnten so geschaffen werden. Dabei sei es entscheidend, die Landwirte als wichtigste Landnutzer mit ins Boot zu nehmen. "Das gelingt jedoch nur", so Hetzler, "wenn ihnen die Stadt auch einen finanziellen Ausgleich für die Ernteverluste und den Pflegeaufwand bietet.“ Für einen begrünten Randstreifen zahlt die Stadt Heilbronn beispielsweise 1250,00 Euro pro Hektar und Jahr.

Dr. Heinz Bussler von der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen referierte am Ende über das Thema „Insekten im Wald“. Er betonte die Bedeutung von Habitatbäumen, einem hohen Bestandsalter, der Menge und Qualität von Totholz und von unterschiedlich aufgelichteten Strukturen im Wald.

Insgesamt zeigte die mit einer Exkursion in den Sindelfinger Wald abgerundete Tagung anschaulich: Es fehlt beim Thema „Insekten in Gefahr“ nicht in erster Linie an Wissen, sondern am Wissenstransfer und vor allem an der konsequenten Umsetzung von Schutzmaßnahmen.

Vortragsfolien der Referenten und weitere Informationen unter:
https://www.sindelfingen.de/aktuellesNES

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