Kartoffelkulturen treiben nochmals aus
Das Klima der vergangenen Wochen hat das Auskeimen der wachsenden Kartoffelknollen im Boden begünstigt, teilweise kam es sogar zur Bildung einer zweiten Generation von Knollen aus diesen Keimen heraus. Die Schweizer Forschungsanstalt Agroscope hat diese Phänomene bei mehreren Kartoffelsorten festgestellt. Zur Vermeidung von Ernteeinbussen müssen regelmäßig Proben genommen werden, auch bei
bewässerten Kulturen. In schlimmeren Fällen ist rasch eine Krautvernichtung durchzuführen.
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Die Kartoffel fühlt sich in einem kühlen bis gemässigten Klima wohl. Diese Kulturpflanze ist in der Vegetationsperiode sehr anfällig gegenüber klimatischen Widrigkeiten. Längere Trockenperioden oder sehr hohen Temperaturen zum Zeitpunkt der Knollenbildung bremsen das Wachstum der Knollen. Sobald es wieder Niederschläge gibt und die Temperaturen sinken, beschleunigt sich das Wachstum wieder. Bei
gewissen Sorten kann dieser erneute Wachstumsschub mit einer Keimung oder einer erneuten Ausbildung von Knollen an den wachsenden Knollen einhergehen, vor allem oben auf dem Damm.
Mehrere Sorten betroffen
Agroscope hat Beobachtungen an 47 Sorten in Goumoëns-la-Ville und in Moudon an Kulturen durchgeführt, die zwischen dem 10. Mai und dem 20. Juli lediglich 50-60 mm Niederschlag erhielten und im Juli oft Höchsttemperaturen von über 30°C ausgesetzt waren. Die Sorten Bintje, Agria, Victoria, Ditta, Annabelle und Erika bildeten eine zweite Generation von Knollen aus. Andere Sorten keimten im Boden, zum Beispiel Amandine, Charlotte, Jelly, Markies, Panda. Die Sorten Agata, Alexandra, Celtiane, Gourmandine, Gwenne, Challenger und Lady Rosetta zeigten zum Zeitpunkt der Untersuchung keine erneute Keimung.
Diese Keimungsphänomene waren auch an einigen Posten von Kartoffelpflanzen zu beobachten. Bei den betroffenen Posten wird es schwierig sein, sie unter geeigneten Bedingungen zu lagern, und es ist nicht sicher, ob sie im Frühling gut keimen werden.
Qualitätseinbußen
Die Keime oder neuen Knollen haben sich aus der ersten Knollengeneration gebildet, d.h. diese verlieren einen Teil ihres Gehalts an Trockensubstanz. Dies kann zu Qualitätseinbußen führen: glasige und missgebildete Knollen, zu niedriger Stärkegehalt und zu hoher Gehalt an reduzierenden Zuckern, die für die Bräunung frittierter Produkte verantwortlich sind. Solche Knollen eignen sich weder für den direkten Konsum noch für eine industrielle Verarbeitung zu Pommes Frites oder Chips.
Schadensbegrenzung durch rasches Handeln
Für die Kartoffelproduzenten ist es wichtig, regelmässig repräsentative Proben in den Feldern zu erheben. Sobald sich an den Knollen Keime bilden, müssen sie unverzüglich handeln und das Kraut vollständig vernichten. Das Wachstum einer zweiten Knollengeneration zu stoppen, ist das einzige Mittel um den Schaden zu begrenzen, auch wenn noch nicht der optimale Ertrag erreicht ist.
Regelmäßige Untersuchungen sind für alle Kulturen unabdingbar
Für die Produzenten von industriell genutzten Sorten (Pommes Frites und Chips) ist es wichtig, regelmäßig Proben zu erheben und Frittiertests durchzuführen, vor allem bei der Sorte Agria. Es ist möglich, dass gewisse Kartoffelposten, die für eine technische Verarbeitung vorgesehen sind, in diesem Stadium bereits so stark beeinträchtig sind, dass sie bei den Frittiertest nicht mehr genügende Noten erhalten.
Ein Grossteil der Kartoffelkulturen wird bewässert. Damit lässt sich eher eine gute Qualität und ein guter Ertrag der Kartoffeln sicherstellen. Bei Temperaturen von über 30°C ist jedoch eine Keimung der Knollen beim Wiedereinsetzen des Wachstums nicht ausgeschlossen. Deshalb sind Untersuchungen auch bei bewässerten Feldern zu empfehlen. Die Bewässerung muss bis zur Reife der Kulturen bzw. bis eine oder zwei Wochen vor der Krautvernichtung fortgesetzt werden.
Info: Ruedi Schwaerzel, Forschungsgruppe Sorten und Anbautechnik Agroscope, ruedi.schwaerzel@agroscope.admin.ch
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