Kommentar: Klima im Wandel
Alles ist im Fluss, und sicher ist nur die Vergänglichkeit – diese Lebensweisheit ist eine zentrale Aussage aller bedeutenden Weltreligionen. Wenn die letzten Blätter abgefallen sind und der Herbst dem Winter die Hand reicht, aber auch in Zeiten des Abschieds wird uns die Wahrheit dieser Aussage besonders bewusst.
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Gerne trösten wir uns dann damit, dass jedem Abschied ja auch ein neuer Anfang innewohnt und dass es nach einer Talfahrt irgendwann wieder bergauf geht. Ehrlicher wäre es, den Tatsachen ins Auge zu blicken und die Vergänglichkeit
als Teil des Lebens zu akzeptieren
– wertvolle Energie ginge dann nicht mehr dadurch verloren, der „ewigen Jugend“
nachzuhängen, sondern stünde uns für wichtigere Dinge zur Verfügung.
Auch das Ökosystem Erde ist dem Prinzip
der Vergänglichkeit unterworfen. Am deutlichsten wird dies momentan durch den weltweiten Klimawandel, der Politik und Medien beschäftigt und für die Menschheit zur Bedrohung werden könnte.
Nach Aussage von Wissenschaftlern hat sich die Durchschnittstemperatur bereits um fast 1 °C erhöht, im städtischen Umfeld
sogar um bis zu 5 °C. Das Abschmelzen
der Gletscher geht schneller voran als erwartet, ein Anstieg des Meeresspiegels um 1 m hätte bereits verheerende Auswirkungen.
Besonders stark betroffen wären u.a. die Malediven: 80 % der Fläche der rund 1100 Inseln im südasiatischen Meer liegt weniger als 1 m über dem Meeresspiegel.
Um auf diese prekäre Situation aufmerksam
zu machen, hielt die maledivische
Regierung am 17. Oktober 2009 eine Sitzung auf dem Meeresboden ab und unterzeichnete
dort ein Dokument, das zur Reduzierung der Treibhausgase aufruft, die für den Anstieg der Temperatur verantwortlich
sind.
Angesichts dieser bedrohlichen Aussichten
wäre die Politik aufgerufen, schnell die richtigen Weichen zu stellen. Leider spielen
kurzfristige wirtschaftliche Interessen offensichtlich eine größere Rolle als nachhaltige
Strategien zum Klimaschutz – die globale Verantwortung wird nationalem Gewinnstreben untergeordnet. Der Klimagipfel
Anfang Dezember in Kopenhagen droht zu scheitern.
Was der Klimawandel für den Gartenbesitzer
im Land bedeutet, darüber konnten sich die Obst- und Gartenbauvereine auf dem vom LOGL veranstalteten Klimatag informieren (siehe S. 450). Einerseits werden
Krankheiten und Schädlinge zunehmen
und der Zusatzwasserbedarf der Pflanzen wird steigen, andererseits stehen uns eine längere Vegetationszeit und eine erweiterte Palette von Kulturpflanzen zur Verfügung. Stecken wir den Kopf also nicht in den Sand, sondern leisten wir unseren
aktiven Beitrag zum Klimaschutz und pflanzen wir auch angesichts der Katastrophe
noch ein Apfelbäumchen – wohl wissend, dass alles vergänglich ist…
Dr. Doris Spychalski
Dr. Doris Spychalski
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