Extremwetter erhöht Gefahr für Glasigkeit
Glasigkeit bei Äpfeln war in der Vergangenheit als sortentypisches Problem bekannt. Insbesondere Fuji galt dafür als anfällig. Doch der Klimawandel mit Hitzeperioden im Sommer scheint nun auch bei einer anderen Sorte diese physiologische Störung hervorzurufen. So mehrten sich nach dem vergangenen Sommer, der mit einer sechswöchigen Hitze- und Trockenperiode aufwartete, am Bodensee die Beobachtungen mit Glasigkeit bei der Sorte Magic Star.
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„In glasigem Fruchtfleisch ist mehr Sorbitol, eine wässrige Zuckerlösung, zu finden. Daher liegt der Verdacht nahe, dass die Ursache dieses Phänomens in einer Störung des Zuckerstoffwechsels liegt“, meinte Felix Büchele beim diesjährigen KOBstbautag (10. Juli 2024). Sorbitol wird dabei nicht in Fructose umgewandelt und nicht ins Zellinnere verlegt, sondern reichert sich in den Zellzwischenräumen an.
Die physiologische Störung tritt vor allem in Jahren mit sehr guten Fotosynthesebedingungen auf. Dann findet tagsüber eine hohe Zuckerproduktion statt. Gleichzeitig verringern kühle Nachttemperaturen die Atmung der Früchte. Dies hemmt den Assimilattransport der Früchte und es kommt zum Stau, der zum bekannten Erscheinungsbild der Glasigkeit mit glasig durchscheinenden Stellen im Fruchtfleisch führt.
Auf den Erntetermin achten
Verstärkt treten die Symptome bei verspäteter Ernte auf. Ursache dafür könnte eine höhere Durchlässigkeit der Zellmembranen sein. „Deshalb ist darauf zu achten, rechtzeitig zu ernten“, betonte der Lagerexperte.
Einen Einfluss auf das Phänomen schreibt er auch der Behangstärke, der Position der Äpfel am Baum (stärker der Sonne ausgesetzt und damit höhere Fotosyntheserate) sowie dem Zeitpunkt der Ausdünnung vor, da dies die Zellgröße und damit die Anfälligkeit für Glasigkeit beeinflusst. Außerdem wird noch untersucht, inwiefern ein Zusammenhang mit Stippe und damit der Mineralstoffversorgung der Früchte besteht, da glasiges Fruchtfleisch häufig niedrige Calciumkonzentrationen aufweist. Zudem kann Calcium die Ethylenproduktion und damit die Reife hemmen.
Ob eine bessere Mineralstoffversorgung, beispielsweise durch Bor-Applikationen, die Glasigkeit reduzieren kann, soll geprüft werden. Bei Birnen ist eine Wirkung bekannt. Allerdings hat Bor den Nachteil, dass es reifebeschleunigend wirkt, wodurch sich der Effekt wieder aufheben könnte.
Nicht sofort ins CA-Lager
Früchte mit Glasigkeit sollten auf keinen Fall direkt ins CA-Lager gehen. Grund ist die unter der Lageratmosphäre herabgesetzte Atmung und damit der Gasaustausch. In der Folge sterben die betroffenen Zellen ab und das Fruchtfleisch verbräunt. Eine angepasste Lagerstrategie kann dazu beitragen, dass die Symptome wieder verschwinden. Dabei sollten betroffene Früchte zunächst bei Temperaturen von 3 bis 4 °C kühl unter Normalatmosphäre gelagert werden. „Je höher die Temperatur, desto schneller erfolgt der Abbau. Allerdings wächst damit die Gefahr, dass die Äpfel zu weich werden“, erläutert Büchele und empfiehlt in diesem Zusammenhang eine 1-MCP-Anwendung, um die Reife zu verzögern.
Ob diese bei Fuji bekannte „Abbaustrategie“ auch bei Magic Star funktioniert, ist noch offen. Denn anders als bei Fuji, wo die Glasigkeit vom Kernhaus ausgehend sich sternförmig nach außen ausbreitet, ist die Glasigkeit bei Magic Star bereits von außen erkennbar. Beobachtungen zufolge trat das Phänomen oft in Verbindung mit Sonnenbrand auf. Damit könnten bei dieser Sorte auch andere Faktoren, die es noch zu erforschen gilt, eine Rolle spielen.