Johannisbeer-Anbau im Fokus
- Veröffentlicht am

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Abteilungspräsident Dr. Kurt Mezger vom Regierungspräsidium Stuttgart, der sich erfreut über die gute Beteiligung an der Veranstaltung zeigte. Auch gab er eine kurze Übersicht über die Erträge im Obstbau 2018. So wurden in Baden-Württemberg, trotz der schwierigen Witterungsverhältnisse, rund 371.000 t Äpfel, 180.000 t Birnen und 28.000 t Erdbeeren geerntet.
Grußworte sprachen auch Bürgermeister Stephan Thoma und der Präsident des Landesver-bandes Erwerbsobstbau, Franz Josef Müller.
Obstanbau in Baden-Württemberg
Als erste Referentin informierte Dr. Annette Hartmann, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, über den Obstanbau in Baden-Württemberg. Aufgezeigt wurden die Ergebnisse einer Baumobstanbauerhebung 2017, die interessante Ergebnisse brachte. So beträgt die Obstanbaufläche in diesem Bundesland 22.453 ha, davon entfallen auf Baumobst 82%, auf die Produktion von Erdbeeren 11% und auf Strauchbeeren 7%. Die Baumobstfläche beträgt 18.310 ha, die von 4.003 Betrieben bewirtschaftet wird. Das entspricht einer durchschnittli-chen Anbaufläche von 4,6 ha/Betrieb. Von dieser Fläche entfallen 13.017 ha auf die Produk-tion von Tafelobst, was etwa 70% der Baumobstfläche entspricht. Den größten Anteil an die-ser Baumobstanbaufläche entfällt auf die Produktion von Äpfel. Sie werden auf 66% der Ge-samtfläche produziert. Es folgen die Süßkirschen mit 15%, Zwetschgen mit 10%, Birnen mit 5% und sonstige mit 4% der Gesamtfläche. Interessant war dann auch die Information über die Verwendung des Baumobstes als Tafelobst oder Verwertungsobst. Die Spitzenposition als Tafelobst nehmen wiederum die Äpfel ein, von denen 83% als Tafelobst und 17% als Verwertungsobst verwendet werden. Es folgen die Pflaumen/Zwetschgen mit ca. 80% Tafel-obst und die Birnen mit rund 60%. Bei den Süßkirschen, Mirabellen/Renekloden wird die Mehrheit der geernteten Früchte als Verwertungsobst verarbeitet, wobei den größten Anteil in diesem Bereich die Süßkirschen haben, von denen nur knapp 20% als Tafelobst abgesetzt werden.
Interessant war in dieser Übersicht auch der Hinweis, in welcher Form sich die Betriebe und auch die Baumobstfläche in den letzten 30 Jahren verändert haben. So hat einerseits die An-zahl an Produktionsbetrieben deutlich abgenommen, sie muss 1987 noch bei etwa 20.000 Betrieben gelegen haben, während die Anzahl 2017 auf unter 5.000 zurückgegangen ist. Da-gegen betrug die Produktionsfläche des Baumobstes 1987 rund 15.000 ha, nahm nach der Jahrhundertwende ebenfalls etwas ab, stieg jedoch seit 2012 auf eine Fläche von rund 18.000 ha. Interessant waren auch die Hinweise, dass sich die Obstanbauflächen nicht gleichmäßig über das gesamte Bundesland verteilen, sondern sich in bestimmten Bereichen Schwerpunk-te befinden. Das größte Anbaugebiet für die Produktion von Baumobst befindet sich nach diesen Erhebungen im Gebiet rund um den Bodensee, wo Baumobst auf einer Fläche von 9.259 ha von 1.153 Betrieben angebaut wird und allein auf 7.100 ha Tafeläpfel angepflanzt sind. In diesem Zusammenhang wurden auch die 10 bedeutendsten Apfelsorten vorgestellt, von denen immerhin 9 seit 2017 auf größeren Anbauflächen produziert werden. Nur eine Sor-te hat an Anbaufläche verloren und zwar 'Jonagold' bei der die Anbaufläche von rund 1.600 ha auf 1.250 zurückgegangen ist. Spitzensorte im Anbau ist die Sorte 'Elstar', die 2007 auf einer Anbaufläche von rund 1.700 ha und 2017 auf rund 2.000 ha angebaut wurde.
Auf einen besonderen Punkt wurde von Dr. Annette Hartmann noch hingewiesen und zwar den ökologischen Anbau von Baumobst 2017. Immerhin haben sich zu diesem Zeitpunkt von den 4.003 Obstbau produzierenden Betrieben 345 auf den ökologischen Anbau umgestellt und auf einer Fläche von 2.191 ha Kernobst, also Äpfel und Birnen und auf 210 ha Steinobst produziert. Vor 2 Jahren waren auf der insgesamt 18.310 ha großen Baumobstfläche immer-hin 2.430 ha im ökologischen Anbau.
Insgesamt gesehen war das Referat von Dr. Annette Hartmann sehr informativ und hat allen Teilnehmern einen guten Überblick über den Obstanbau in dem Bundesland Baden-Württemberg gegeben. Tatsächlich war bei vielen Teilnehmern in der Diskussionsrunde zu erfahren, dass sie sehr gespannt sind, welche Entwicklung der Obstanbau in diesem Bundes-land weiter erfahren wird. In erster Linie natürlich stand im Vordergrund, ob die im Augenblick relativ große Baumobstfläche so erhalten werden kann und ob sie sich vielleicht in Zukunft sogar noch etwas vergrößern wird.
Maschinelle Ernte von Johannisbeeren
Voraussetzung ist natürlich, dass eine gewisse Betriebsgröße vorhanden ist, bei der es eigentlich unter heutigen Bedingungen nicht mehr möglich ist, entsprechende Arbeiten durch den Einsatz von Arbeitskräften auszuführen.
Eine interessante Übersicht über den großflächigen Anbau von Johannisbeeren vermittelte Michael Bullinger vom Obstbaubetrieb Bullinger in Untermünkheim. Eingangs vermittelte er eine kurze Übersicht über den Beerenobstanbau in seinem Betrieb, in dem seine Eltern vor genau 50 Jahren mit dem Anbau von Johannisbeeren begonnen haben. In der Zwischenzeit hat sich das Unternehmen im Anbau von Johannisbeeren stark ausgeweitet und ist aber trotzdem ein reiner Familienbetrieb geblieben, der ohne Fremdarbeitskräfte alle Arbeiten ausführen kann. Schwerpunktmäßig werden zurzeit auf einer Fläche von 70 ha schwarze Johannisbeeren in 4 Sorten und 40 ha rote Johannisbeeren in einer Sorte angebaut. Kultiviert werden pro Hektar 6.700 Pflanzen, die in einem Reihenabstand von 2,7 m und einem Pflanzenabstand in der Reihe von 55 cm produziert werden. Obstbau Bullinger war auch in Deutschland das erste Unternehmen, in dem selbst fahrende Erntemaschinen zum Einsatz kamen. Interessent war die zunächst kurze Vorstellung zur Lage seines Betriebes und den dortigen Anbaubedingungen. So führte er aus, dass in Hohenlohe, seinem Betriebsbereich, sehr schwere Böden aus Lettenkeuper und Gipskeuper im Vordergrund stehen und es für den Obstbau eigentlich eine zu kalte und trockene Gegend ist. Der Jahresniederschlag beträgt ca. 550 bis 650 l/m² und es so keine ideale Gegend für den Anbau von Johannisbeeren ist. Trotzdem hat sich das Unternehmen schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet und bisher erfolgreich den Anbau von Johannisbeeren durchgeführt.
Zunächst gab dann Michael Bullinger Hinweise zum Anbau der Johannisbeeren, wobei schon die Vermehrung der Sorten selbst durchgeführt wird. Grund dafür ist, dass man durch diese eigene Vermehrung keine Schädlinge in den Bestand einschleppt. Bewurzelte Pflanzen werden später zweireihig ausgepflanzt und die herangewachsenen Exemplare auch maschinell geschnitten. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen muss doch immer wieder mit einem gewissen Krankheits- oder Schädlingsbefall gerechnet werden. Hingewiesen wurde zum Beispiel auf einen möglichen Virusbefall oder die Ansiedlung von Blattläusen und Gallmilben. Als neuer Schädling wurde aus Frankreich der so genannte Glasflügler eingeschleppt, der auch in einem Exemplar vorgestellt wurde. Zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen wird eine maschinelle Pflanzenschutzspritze aus Dänemark eingesetzt, deren Spritzdüsen exakt auf die Pflanzenreihen ausgerichtet sind und so eine sichere Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen ermöglicht.
Ein besonderes Problem war natürlich 2018, aber auch schon 2003 und 2005, die Hitze und Trockenheit. Gerade im vergangenen Jahr führte dies zu akuten Trockenschäden und vor allen Dingen auch zu Sonnenbrandschäden bei den Früchten.
Natürlich wurde dann auch sehr ausführlich der Einsatz einer Erntemaschine vorgestellt, wobei es auf diese Weise möglich ist, bei diesem großflächigen Anbau die Früchte in qualitativ bester Form zu ernten. Nur durch dieses maschinelle Ernteverfahren ist es möglich, Johannisbeeren in diesem Umfang anzubauen und die Früchte termin- und qualitätsgerecht zu ernten. Sicher ist es auch auf diese Weise nur möglich, den Beerenobstanbau mit einem positiven finanziellen Ertrag durchzuführen. Die Preise sind offensichtlich sehr großen Schwankungen unterworfen und haben sich im Vergleich zu Zeiten um die Jahre 2000 und früher nach unten abgesenkt. Maßgebend ist dafür, so Michael Bullinger, auch der stärker angewachsene Import aus Russland und Polen, wobei Russland mit einer Produktion von 350.000 t schwarzer Johannisbeeren an der Spitze steht. Obwohl die Preise bei Durchschnittserträgen 2012 und 2013 relativ hoch waren, 2015 und 2016 sehr zurückgegangen sind, haben sie sich in den Jahren 2017 und 2018 doch wieder etwas erholt. So betrug der Erlös je Hektar 20017 2.412 € und 2018 2.281 €. Insgesamt gesehen war Michael Bullinger mit seinen Betriebsergebnissen durchaus zufrieden und stellte abschließend noch ein Familienfoto in fröhlicher Laune vor.
Kann ein Handschnitt oder ein mechanischer Schnitt zu einem höheren Ertrag beitragen?
Auch an der LVWO wurden bei schwarzen Johannisbeeren Schnittversuche durchgeführt und die Ergebnisse zwischen Handschnitt- und mechanischen Schnittmaßnahmen ermittelt. Über die Ergebnisse berichtete Stefan Volgenandt beim Weinsberger Obstbautag. Im Vergleich standen die Sorten 'Ben Alder', 'Ben Hope' und 'Tiben'. Die Versuche wurden in den Jahren 2010 bis 2015 durchgeführt und der Ertrag von 4 Versuchsreihen erfasst. Im Vergleich standen die Versuchsreihen
1: mechanischer Schnitt jährlich + Handnachschnitt
2: mechanischer / Handschnitt im jährlichen Wechsel
3: mechanischer Schnitt jährlich
4: Handschnitt jährlich.
Bei den Versuchen wurden die jährlichen Erträge erfasst. Dabei traten verständlicherweise innerhalb der Sorten immer wieder Unterschiede auf, aber auch innerhalb der verschiedenen Jahre. Interessant war im Endergebnis, dass die Erträge bei der Sorte 'Ben Alder' beim mechanischen Schnitt höher waren als beim jährlichen Handschnitt. Ähnlich war es auch bei der Sorte 'Ben Hope', wobei in diesem Fall der mechanische Schnitt jährlich mit Hand-Nachschnitt unter dem jährlichen Handschnitt lag. Bei der Gesamt-Beurteilung muss aber ein weiterer Punkt berücksichtigt werden. Dabei handelt es sich um die Arbeitsstunden, die bei unterschiedlichen Schnittarbeiten sehr verschieden waren. Hier brachte der jährliche mechanische Schnitt die besten Ergebnisse, da hierfür nur 3,5 Stunden/ha aufgebracht werden mussten. Bei den 3 anderen Variationen lag die Arbeitszeit jeweils über 20 Stunden/ha, was natürlich einen enormen Arbeitsaufwand bedeutet. Auf diese Weise kann zusammengefasst werden, dass bei einem relativ großflächigen Anbau von Johannisbeeren die mechanische Schnittarbeit dem Handschnitt vorgezogen werden sollte, da selbst bei einem vielleicht etwas geringeren Ertrag der Aufwand für die Schnittarbeiten im Bereich Handschnitt um ein Vielfaches höher ist.
Die Ergebnisse der Versuche an der LVWO Weinsberg haben deutlich gezeigt, dass auch bei der maschinellen Ernte von Johannisbeeren gute Erträge erzielt werden können und im Vergleich zu den Aufwendungen für die Schnittmaßnahmen diese bei dem Handschnitt deutlich höher sind im Vergleich zum maschinellen Schnitt. Auch sollte vielleicht auf die jeweilige Sorte etwas geachtet werden, denn bei einem Ertragsvergleich zwischen 2010 und 2014 erbrachte zum Beispiel die Sorte 'Tiben' einen Ertrag von 57,3 t/ha, 'Ben Hope' von 51,9 t/ha, während die Sorte 'Ben Alder' nur 38,3 t/ha erreichte.
Abschließend zeigte Stefan Volgenandt noch einige Fotos der Früchte von den schwarzen Johannisbeeren, wobei er bei 'Big Ben' vor allem auf die großen Einzelfrüchte hinwies, während zum Beispiel die Sorte 'Tiben' attraktive Fruchtstände ausbildet. Aufgefallen ist auch die Sorte 'Super Nova', die sich mit einem reichen Fruchtbehang präsentierte.
So waren auch diese Sortenvergleiche sehr interessant und ergänzten in positiver Weise die Ausführungen von Michael Bullinger über die maschinelle Bearbeitung von schwarzen Johannisbeeren auf großen Flächen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.