Felsenbirne ist wichtiges Zukunftsgehölz
Die Felsenbirne (Amelanchier ovalis , syn. A. rotundifolia) wurde zum „Strauch des Jahres 2026“ gekürt, wie der Heckenretter e.V. in Hamburg mitteilt. Das in Mitteleuropa verbreitete Gehölz kommt mit den wechselnden Witterungsbedingungen im Klimawandel besonders gut zurecht.
von Heckenretter e.V./Redaktion erschienen am 12.12.2025Die sternförmigen weißen Blüten bieten schon ab Ende April eine Nektarquelle für die heimische Insekten-Welt und leisten einen wichtigen ökologischen Beitrag. Die Kür soll die Felsenbirne aber auch kulinarisch ins Bewusstsein rücken: Die farbenprächtigen Früchte lassen sich direkt vom Strauch naschen und sind in zahlreichen Kultursorten auch für den Ertragsanbau interessant.
Obwohl ihr Name dies nahelegt, hat die Felsenbirne wenig mit der Birne gemein: Ihre kleinen kugeligen Früchte erinnern eher an Blaubeeren und schmecken auch ganz ähnlich. Richtig ist, dass die Felsenbirne auf steinigen Böden im Gebirge gedeiht und mit ihren Wurzeln selbst in Felsspalten Halt und Nahrung findet. Überhaupt ist die Felsenbirne hart im Nehmen: Sie verträgt sowohl Hitze als auch Frost und übersteht auch Trockenphasen. „Diese Krisenfestigkeit war unser Hauptgrund für die Wahl zum Strauch des Jahres“, erklärt Alexandra Werdes, Vorsitzende des Heckenretter e.V.. „Kombiniert mit ihrem kulinarischen Potenzial sehen wir in der Felsenbirne ein wichtiges Zukunftsgehölz für den gewerblichen Anbau, zum Beispiel in der Agroforstwirtschaft.“
Eine Strauchpatenschaft hilft dem Heckenretter e.V. mehr Wildgehölze wie die Felsenbirne in die Landschaft zu bringen. Unter allen, die bis zum 18.12.2025 um 12 Uhr eine Strauchpatenschaft abschließen, verlost der Verein 5 Exemplare des Buchs „Die Großzügigkeit der Felsenbirne“ von Robin Wall Kimmerer (Aufbau.Verlag, 141 Seiten, 22 Euro). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Für Hausgärten ist die pflegeleichte und robuste Felsenbirne ebenfalls interessant. Dort ist heute meist die nordamerikanische Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) verbreitet. Aber auch die heimische Art zeigt einen eleganten Wuchs mit mehreren Stämmen, die sich nach oben locker öffnen. Im Herbst besticht sie ebenfalls durch orangefarbenes bis purpurrotes Laub, und ihre Früchte sind sogar größer und aromatischer. Sie werden gerne von Amseln, Drosseln oder kleinen Säugetieren wie dem Gartenschläfer gefressen. „Wenn man schnell genug ist, kann man sie ernten und zu leckerer Konfitüre verarbeiten“, sagt Werdes mit einem Augenzwinkern. „Getrocknet sind sie mit ihrem leicht marzipan-artigen Geschmack auch eine tolle Zutat fürs Müsli.“
1Hintergrund
Der Titel „Strauch des Jahres“ wird seit 2022 vom Heckenretter e.V. vergeben. Der gemeinnützige Naturschutzverein will mit der Wahl auf den hohen ökologischen Wert von heimischen Wildgehölzen und Hecken aufmerksam machen. Für die Mehrzahl der heimischen Insekten, vor allem Schmetterlinge, sind Sträucher als Futterpflanzen wichtiger als Blumenwiesen. Das dicht verzweigte Gestrüpp bietet Nistgelegenheiten für zahlreiche Vogelarten, die nicht hoch oben in Baumkronen brüten. Wilde Hecken, in denen die Sträucher wachsen, sind ein unverzichtbares und verbindendes Strukturelement unserer Kulturlandschaft und müssen wieder vermehrt angepflanzt und besser gepflegt werden, um ihren ökologischen Wert zu entfalten.
- Sie ist ein pflegeleichtes Gehölz, das kaum beschnitten werden muss und sich selbst verjüngt. Sie wird kaum mehr als 3 Meter groß.
- Mancherorts wird die Felsenbirne auch Edelweiß-Strauch genannt – ein Hinweis auf ihre weißen, sternförmigen Blüten und ihr Vorkommen in Gebirgslagen bis zu 2000 Metern Höhe.
- Nicht nur die weit geöffneten Blüten bieten eine leicht zugängliche Nahrungsquelle für heimische Insekten. Auch die Blätter werden gerne von den Raupen verschiedener Schmetterlingsarten wie dem Trauerwidderchen gefressen.
- Die Früchte der Felsenbirne sind im botanischen Sinne keine Beeren, sondern kleine Äpfelchen, da die Felsenbirne zu den Kernobstgewächsen gehört.
- Die Felsenbirne gehört zu den wenigen Heckenpflanzen, deren Früchte man unverarbeitet direkt vom Strauch naschen kann.
- Die Früchte haben einen hohen Eisen- und Kalziumgehalt und enthalten 9-Mal so viel Vitamin E wie zum Beispiel Süßkirschen.
- Der Geschmack der frischen Früchte erinnert an Heidelbeeren. Durch das Bittermandel-Aroma der Samen kommt eine marzipanartige Note hinzu, die im getrockneten Zustand verstärkt zum Tragen kommt.
- Der Volksname „Rosinenstrauch“ rührt daher, dass getrocknete Felsenbirnen früher als Rosinen-Ersatz genutzt wurden, da getrocknete Weintrauben viel teurer waren.
- Die nomadisch lebenden indigenen Völker Nordamerikas stellten aus Felsenbirnen vermischt mit Bisonfleisch und Talg eine Art Power-Riegel her, der „Pemmikans“ genannt wurde und als Reiseproviant diente.





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