Ingrid-Marie
Ingrid-Marie heißt der Apfel des Jahres 2021. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg hat den Titel traditionell zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hamburg der über 100 Jahre alten Apfelsorte vergeben.
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„Der Name ‚Ingrid-Marie‘ geht auf die Tochter des Entdeckers zurück: Lehrer K. Madsen fand 1908 zufällig einen Sämling auf der dänischen Insel Fünen und benannte die Apfelsorte nach seiner Tochter. Die von der Apfelsorte „Cox Orange“ abstammende Sorte gab es ab 1936 im Handel, in Norddeutschland wurde sie ab den 1960er Jahren mit dem Erwerbsobstanbau verbreitet.“, berichtet Eckart Brandt, Pomologe und Fachautor.
Die Eigenschaften
„Ingrid-Marie“ hat ein süßsaures Aroma und ein gelb-weißliches Fruchtfleisch. Der Apfel ist karminrot überzogen mit einer hellen Maserung. Eine dunklere Farbmutation der Sorte heißt „Karin Schneider“. Der Baum wächst mittelstark und bildet viel kurzes Fruchtholz. Der Apfel gedeiht an kühlen und feuchten Standorten wie der Niederelbe. „Heute ist ‚Ingrid-Marie‘ selten zu finden. Das zunehmend wärmere Klima verträgt dieser Apfel nicht, er ist auch ein Opfer des Klimawandels“, erklärt Eckart Brandt. „‚Ingrid-Marie‘ wird Mitte September pflückreif und lässt sich nur bis Ende Dezember lagern. Die Apfelsorte wurde im Handel von süßeren, ertragreicheren Sorten verdrängt.“
Gudrun Hofmann, Biologin vom BUND Hamburg ergänzt: „Nicht nur die alten Obstsorten verschwinden: Auf Streuobstwiesen leben bis zu 5.000 Tierarten, insbesondere heimische Insekten. Etwa 560 verschiedene Wildbienenarten sind angepasste Nahrungsgäste für Pollen und Nektar aus Blüten. Bereits die Hälfte der Wildbienenarten ist vom Aussterben bedroht. Belassen wir Totholz und Höhlungen an älteren Obstbäumen, entsteht auch ein Unterschlupf für Insekten und Vögel.“
„Ingrid-Marie“ nun auch im Freilichtmuseum am Kiekeberg
Seit 2001 wird der Titel „Apfel des Jahres“ vom BUND Hamburg und dem Freilichtmuseum am Kiekeberg vergeben. „Wir bewahren neben alten Gebäuden und Haustierrassen auch historische Obst- und Gemüsesorten der Region für zukünftige Generationen“, erklärt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. „In unserem Landwirtschaftlichen Entdeckergarten gegenüber dem Museumseingang wachsen auf vier Hektar über 300 Obstbäume. Es ist ein lebendes Gen-Archiv und umfasst über 70 verschiedene Obstbaumsorten.“ Die Pflege der Bäume im Landwirtschaftlichen Entdeckergarten am Kiekeberg übernimmt Museumsgärtner Matthias Schuh. Er rät: “Einfach mal nix im Garten machen! Wir wollen oft aktiv der Natur helfen und es fällt uns schwer, Wildwuchs zu akzeptieren. Statt mähen, pflanzen, planieren sollten wir mehr abwarten und zugucken.“ Das Team von der Außenstelle Museumsbauernhof Wennerstorf (in Kooperation mit der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg) hilft bei der Ernte der Früchte und vermostet sie zu Saft, der im Museumsladen erhältlich ist. Ein Teil der Wiesen dient den Museumstieren als Weidegrund.
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