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Neuer FSME-Höchststand 2020

Experten befürchten langfristig steigenden Trend

Das Krisenjahr Jahr 2020 hält einen weiteren dramatischen Rekord: Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mehr als 700 Menschen an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt. Dies ist der höchste Wert, seit die Erkrankung im Jahr 2001 meldepflichtig wurde. Dabei steht Baden-Württemberg in diesem Jahr wieder an der Spitze der Statistik in Deutschland.

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Erik_Karitz/www.pixabay.de
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Ebenso wie dort zeigt sich jedoch auch in den europäischen Nachbarländern kein einheitliches Bild: Während in den südlich angrenzenden Ländern Rekordzahlen gemeldet und neue Risikogebiete ausgewiesen wurden, ist in den nördlichen Nachbarländern die Erkrankungshäufigkeit sogar zurückgegangen. Noch ist zwar nicht ganz klar, ob es sich bei den neusten Entwicklungen nur um einen kurzfristigen Trend handelt, aber auf der heutigen Pressekonferenz der Universität Hohenheim in Stuttgart rechneten die drei Experten langfristig mit einer steigenden FSME-Gefahr ? auch außerhalb der bekannten Risikogebiete.

Pünktlich mit den ersten warmen Sonnenstrahlen krabbeln im Frühjahr die Zecken wieder aus ihren Verstecken. Bei ihrer Nahrungssuche haben sie es auf das Blut anderer Tiere abgesehen. Allerdings sind manche Zeckenarten nicht so wählerisch und befallen auch den Menschen. Dabei können sie Krankheiten wie beispielsweise die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Form der Hirnhautentzündung, übertragen.

Schon seit mehreren Jahren beobachten Fachleute in Deutschland eine Zunahme der FSME-Erkrankungen beim Menschen. So wurden 2018 insgesamt 583 Fälle gemeldet. Zwar traten 2019 nur 443 bekannte Krankheitsfälle auf, aber 2020 wurde mit über 700 Fällen wieder ein trauriger Rekord erreicht. Dabei traten die meisten Erkrankungen nach wie vor im Süden Deutschlands auf.

Baden-Württemberg führt FSME-Statistik an

„In den Jahren 2018 und 2020 wurden die meisten FSME-Fälle in Baden-Württemberg gezählt, während im Jahr 2019 die meisten FSME-Fälle aus Bayern gemeldet wurden.“, berichtete Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg. „Letztes Jahr sind hier 331 Menschen an FSME erkrankt. Das trägt natürlich auch zum deutlichen Anstieg der deutschlandweiten Fallzahlen bei.“

Mit Ausnahme des Stadtkreises Heilbronn sind in Baden-Württemberg nach wie vor alle Stadt- und Landkreise FSME-Risikogebiete. Doch nicht in allen Risikogebieten sind laut Dr. Oehme die Zahlen angestiegen: „Betroffen sind vor allem Naturherde, die in höheren Lagen angesiedelt sind, während andere Naturherde nur wenige und manchmal sogar gar keine Fälle ausweisen.“

Zu einem besonderen Hotspot entwickle sich der Landkreis Ravensburg: „Bereits im Jahr 2018 traten dort 22 Fälle auf. Mit 21 Fällen blieb die Zahl im vergangenen Jahr auf einem hohen Niveau stabil.“

Risiko nicht mehr lokal eingrenzbar

„Leider kennen wird die konkrete Ursache für diese Zahlen nicht“, bedauerte Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Zeckenexpertin an der Universität Hohenheim. Zwar könne eine Erklärung in dem durch die Corona-Pandemie veränderten Verhalten liegen: Die Menschen hielten sich häufiger draußen in der einheimischen Natur auf und besuchten dabei auch verstärkt FSME-Risikogebiete. Laut Prof. Dr. Mackenstedt ist dies aber sicherlich nicht der einzige Grund für die steigenden Zahlen.

„Insgesamt ist das ganze Geschehen sehr komplex. Es gibt offensichtlich Entwicklungen, die zu Veränderungen im Übertragungszyklus führen“, erklärt sie die Problematik. Und noch sind sich die Experten auch nicht sicher, ob es sich nur eine kurzfristige Entwicklung handelt oder sich gerade ein langfristiger Trend abzeichnet.

„Generell beobachten wir aber seit einigen Jahren, dass sich das Risiko nicht mehr lokal eingrenzen lässt. In einigen Hotspots bleibt das Krankheitsrisiko über Jahre hinweg unverändert, in anderen Regionen nimmt es zu und wieder in anderen sogar ab. Dabei korreliert die Anzahl der Erkrankungen nicht zwangsläufig mit der Zeckenzahl“, weiß Prof. Mackenstedt.

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