Moderne Technik im Fokus
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Das wirtschaftliche Umfeld mit den stark unter Druck stehenden Auszahlungspreisen aufgrund der europaweit guten Ernte schafft nicht gerade ein gutes Investitionsklima. Daraus machte Hubert Bernhard als Vorsitzender des Maschinenring Tettnangs (MR) keinen Hehl bei der Begrüßung zur Veranstaltung, die wieder in den Obstanlagen von Klaus Wenzler in Langenargen-Oberdorf stattfand. Dennoch zwängen der Wettbewerb sowie die politischen Vorgaben dazu, mit intelligenten und sinnvollen Investitionen die Produktion weiter zu rationalisieren und zu optimieren. Ohne technischen Fortschritt könne man den wachsenden Anforderungen im gemeinsamen Markt nicht begegnen.
Vorführungen finden Anklang
Das Fachpublikum schien die Auffassung zu teilen, zumindest drängten sich die Besucher bei den beiden Vorführungen entlang der Apfelreihen, bei der es Technik im praktischen Einsatz zu sehen gab. Den Auftakt machte der Baumschnitt mit einem mit Schlagmessern ausgestatteten Schneidegerät der Firma Fruit Tec. Laut Hersteller bieten sich diese Schneidwerkzeuge vor allem im Vor- oder Nachernteschnitt mit grünem Holz an. Im Gegensatz zu Kreissägeblättern würden die Äste hier beim Schnitt nicht ausweichen. Mit den Firmen Andreoli, Wanner und Munckhof präsentierten drei Hersteller moderne Sprühtechnik. Bislang kommt das selbstfahrende Sprühgerät Andreoli aufgrund seiner Flächenleistung vorwiegend in Großbetrieben im Osten zum Einsatz. Doch der Fahrkomfort mit einer entsprechend ausgestatteten Kabine wird für Käufer zusehends wichtiger angesichts des Zeitaufwands fürs Sprühen. Die vorgestellten Geräte der N(Normalspur)-, K(Kompakt) und S(Schmalspur)-Baureihen der Firma Wanner machten deutlich, dass eine Abdriftminderung mit 90 bis 95 Prozent mit moderner Technik zu erreichen ist. „Angesichts der Diskussion um den Pflanzenschutz brauchen wir künftig auch keine andere Technik mehr“, erklärte Bernhard, der die Vorführung moderierte. Noch getoppt wird dies durch eine Abdriftminderung von 99 Prozent bei einem etwas seltsam anmutenden Gerät der Firma Munckhof, das in Deutschland noch in der Zulassung steht. Dabei sorgt ein hoher Luftsack im Heck des Geräts für eine Anpassung des Luftstroms an die Windrichtung, um so eine optimale Verteilung der Spritzbrühe zu sichern. Zur Einsaat von schmalen Blühstreifen dient ein Vimas-Gerät, das die Firma Kremler zeigte. Mittels Umkehrfräse wird das Saatbett bereitet, eine Walze sorgt für die nötige Rückverfestigung des über die aufgesattelte Sämaschine ausgesäten Samens.
Farbe an den Früchten zahlt sich aus. Daher wurde in der Vergangenheit vor allem bei Kanzi arbeitsaufwendig von Hand entblättert. Dies kann künftig maschinell erfolgen. Mit überzeugendem Ergebnis, wie MR-Vorsitzender Bernhard von ersten Testeinsätzen im vergangenen Jahr berichtete. Maschinell zwei Wochen vor der Ernte entblätterte Fuji und Braeburn konnten in einem Durchgang geerntet werden. Zwei Entlauber wurden beim BOTT vorgestellt: einmal das Redpuls der Firma FruitTec, das mit pulsierendem Luftstrom aus zwei Rotoren, die jeweils mit zwei Düsen bestückt sind, Blätter in der Arbeitszone entfernt; zum anderen das Olmi-Gerät der Firma Kol-Technik, das als Sieger aus dem erstmals ausgelobten Wettbewerb für die beste Innovation hervorging.
Überaus umfangreich war die Palette der gezeigten Geräte zur Bodenbearbeitung. Unverkennbar, dass die mechanische Baumstreifenpflege angesichts der in die Kritik geratenen oder bereits fehlenden Herbizide an Bedeutung gewinnt. Vom altgedienten Ladurner-Gerät über Roll- und Fingerhacke, verschiedene Schare bis zur Bodenfräse und dem Fadengerät spannte sich der Bogen. Ergänzt wurde die Vorführung durch die Präsentation eines Raupenschleppers, dem verbesserten Pluk-o-Trac für eine rationellere Ernte und dem GOtrack-GPS-System, das ein autonomes Fahren in der Obstanlage ermöglicht.
Volksbegehren bedroht Existenz
Überlagert wurde der Techniktag durch das beantragte Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Schon bei der Begrüßung hatte Vorsitzender Bernhard erklärt, dass der Gesetzentwurf existenzbedrohend sei. Er appellierte an seine Berufskollegen, politische Kontakte zu aktivieren und jede Gelegenheit zur Aufklärung zu nutzen. Die Strahlkraft des Premium-Sympathieträgers „Biene Maja“ sei ein extrem schwieriger Gegner. Diesem Appell schlossen sich Obstregionsvorsitzender Erich Röhrenbach, der Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau, Franz Josef Müller, sowie der badische Weinbaupräsident Kilian Schneider an. Letzterer regte an, das Gespräch mit Verbrauchern zu suchen und diese zu fragen, ob sie noch Interesse an regionalen Produkten, an Äpfeln vom Bodensee hätten oder ob künftig alles importiert werden sollte.
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