Nachruf auf Dr. Hermann Link
Dr. Hermann Link ist am 17. Juli 2025 in seinem 90 Lebensjahr in Ravensburg verstorben. Mit ihm verlieren die Universität Hohenheim und das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) einen langjährigen Kollegen und einen Wissenschaftler, der den Obstbau in Deutschland und auch international über Jahrzehnte hinweg geprägt hat.
von KOB erschienen am 25.07.2025Dr. Hermann Link wurde 1935 in Ulm an der Donau geboren, verbrachte auch dort seine Schulzeit und absolvierte nach dem Abitur eine zweijährige landwirtschaftliche Lehre in einem Gemüsebaubetrieb bei Heilbronn. Im Anschluss an das Landwirtschaftsstudium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim promovierte er am dortigen Institut für Obstbau und Gemüsebau bei Prof. Dr. Rudloff „Zur Kenntnis der Blütenbiologie des Walnussbaumes“.
Bereits 1961 wechselte er als einer der ersten Wissenschaftler an die neu gegründete Versuchsstation für Obstbau Bavendorf, Ravensburg. Dort übernahm er den Arbeitsbereich der Ertragsphysiologie im Obstbau. Als Teil des Teams um Professor Dr. Winter gestaltete er von Beginn an die wissenschaftliche Ausrichtung des Standorts mit ausgeprägtem Bezug zur obstbaulichen Praxis entscheidend mit. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1998 war er eine tragende Säule im Aufbau und der Weiterentwicklung zur späteren Versuchsstation für Intensivkulturen und Agrarökologie, der heutigen Stiftung ‚Kompetenzzentrum für Obstbau Bodensee (KOB)‘.
Sein zentrales Forschungsinteresse galt der Regulierung von Wachstum und Ertrag bei Obstbäumen. Einen besonderen Schwerpunkt bildete die manuelle und chemische Fruchtausdünnung mit dem Ziel, Fruchtgröße, Qualität, Haltbarkeit sowie eine gleichmäßige Ertragsverteilung durch Minderung der Alternanz zu verbessern. Langjährige Düngungsversuche mit den Hauptnährstoffen führten zu praxisrelevanten Empfehlungen für deutlich reduzierte Düngermengen im Obstanbau. Ergänzt wurden diese Arbeiten durch Schnittversuche zur Wirkung von Schnittzeitpunkt und -intensität sowie den gezielten Einsatz von Wachstumsreglern.
Das Ergebnis der jahrzehntelangen Forschung von Dr. Link fand Ausdruck in dem Konzept des „ruhigen Baums“, dem fundamentale Fragen des Wuchs- und Fruchtungsverhaltens der Obstbäume zugrunde liegen. Generationen von Obstbauern haben durch seine Veröffentlichungen, Vorträge und Schnittkurse gelernt, Bäume nicht nur zu pflegen, sondern zu verstehen.
Dr. Link war wissenschaftlicher Betreuer zahlreicher Diplomanden und Doktoranden sowie Mitautor oder Herausgeber von mehreren Fachbüchern, Buchbeiträgen und zahlreicher Fachartikel in nationalen und internationalen Fachzeitschriften. Doch noch stärker als seine Veröffentlichungen bleiben seine ruhige, besonnene Art und sein tiefer Respekt vor dem System Baum in Erinnerung. Er war einer der wenigen, die den Baum nicht nur wissenschaftlich analysierten, sondern ihn auch „fühlen“ konnten, mit Sachverstand, Erfahrung und einem großen Gespür für das Lebendige.
Mit seinem Tod verliert die Obstbauforschung eine ihrer prägenden Gestalten. Sein Konzept des „ruhigen Baums“ wird weiterleben, in den Köpfen und Händen all jener, die er mit seinem Wissen, seiner Klarheit und seiner Leidenschaft für den Obstbau geprägt hat.
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