Süß oder doch lieber sauer?
Es ist wieder „gut Kirschen essen“ in Deutschland. Angeführt wird die Saison von den Süßkirschen, gefolgt von den Sauerkirschen. Beide Arten haben Ihre Vorzüge und lassen sich ganz unterschiedlich genießen.
- Veröffentlicht am

Unfassbare 28,51 Meter weit flog laut „Guinness Buch der Rekorde“ der Kirschkern von Brian Krause im Jahr 2003. Damit ist er der nach wie vor amtierende Weltrekordhalter im „Kirschkernweitspucken“, einer Disziplin, bei der ein Kirschkern mit möglichst hoher Geschwindigkeit, in einer optimalen Flugbahn so weit wie möglich gespuckt wird. Talentierte Weitspucker können jedes Jahr ab Mai mit heimischer Ware in die Trainingssaison einsteigen. Denn dann reifen die ersten, frühen Kirschen.
Süßkirschen als Favorit
Den saisonalen Auftakt machen wie immer die Süßkirschen. Sie sind, je nach Sorte, als gelbe, hellrote oder sogar schwarzrote Früchte erhältlich und ab etwa Mai/Juni erntereif. Angebaut werden sie größtenteils in Süddeutschland und Niedersachsen. Ob als saftige Herzkirschen oder als später reifende, festere Knorpel- bzw. Knupperkirschen, Süßkirschen stehen bei den deutschen Verbrauchern besonders hoch im Kurs.
Auch sauer beliebt
Ab Juli etwa komplettieren die ersten Sauerkirschen das Angebot. Sie werden in Deutschland vor allem in Rheinland-Pfalz und Sachsen angebaut und haben ebenfalls große Fangemeinden. Allein von privaten Haushalten wurden im vergangenen Jahr fast 44.000 Tonnen Süß- und rund 2.000 Tonnen Sauerkirschen gekauft. Während der Großteil der Anbaugebiete in Baden-Württemberg (3.000 Hektar) liegt, erfreuen sich Kirschen in Nordrhein-Westfalen besonderer Beliebtheit: Dort landen Süßkirschen mit 18,6 % und Sauerkirschen sogar mit 23,6% der Einkaufsmenge überdurchschnittlich oft im Einkaufswagen. Insgesamt wurden 2021 rund 60.000 Tonnen Süßkirschen verspeist*. (*Agrarmarkt Informationsgesellschaft mbH, Statistisches Bundesamt)
Frisch oder verarbeitet lecker
Sowohl Süß-, als auch Sauerkirschen zählen zum Steinobst und gehören zu der Familie der Rosengewächse. Der wichtigste Unterschied liegt im höheren Fruchtsäuregehalt der Sauerkirschen und ihrem dadurch leicht säuerlichen Geschmack. Generell schmecken Kirschen frisch am besten. Doch nicht nur pur überzeugen Süßkirschen die Genießer, auch in Kuchen und Desserts oder einer pikanten Hauptspeise setzen sie mit ihrer fruchtig-süßen Note raffinierte Akzente. Sauerkirschen, zu denen die beliebten Schattenmorellen gehören, eignen sich perfekt zum Einmachen, Kochen und Backen und schmecken köstlich zu Waffeln. Ihr leicht säuerliches Aroma ist ein perfekter Partner zu Wild, Geflügel, Chutneys und anderen herzhaften Gerichten.
Kirschen süß und frisch halten
Neben den Vitaminen A, B und C enthalten Kirschen viele wichtige Nährstoffe wie Folsäure, Kalium, Magnesium und Eisen. Zudem sind Kirschen im besten Fall auch noch nachhaltig, da sie in Deutschland angebaut und geerntet werden.
Vollreife Kirschen sind sehr saftig und reifen nach der Ernte nicht mehr nach. Man erkennt sie am besten an ihrer prallen, runden Form. Die Farbe ist kein verlässliches Kriterium. Denn je nach Sorte können sowohl dunkle als auch helle Kirschen süß und aromatisch schmecken. Zusätzlich sollte man beim Einkauf auf einen sattgrünen Stiel achten. Am besten lagert man die Früchte direkt nach dem Einkauf, in einem Plastikbeutel verpackt, im Kühlschrank – und zwar mit Stiel. So bleiben die Kirschen bis zu drei Tage frisch. Wer nicht nur von Juni bis Ende August Kirschen essen möchte, kann seinen Kirschenvorrat problemlos einmachen oder einfrieren. Wichtig: Kirschen erst kurz vor dem Verzehr waschen – so bleiben sie länger frisch.
Süß- oder Sauerkirsche?
Da Kirschen recht empfindlich sind, empfiehlt es sich, sie nur vorsichtig abzubrausen. Den grünen Stiel erst nach dem Waschen abzupfen. Das schont das Aroma und verhindert, dass die Frucht verwässert. Süßkirschen eignen sich vor allem als purer Fruchtsnack. Für Kuchen, Marmelade, Saft und Co. sollte die Wahl dagegen auf Sauerkirschen fallen. Denn sie schmecken aromatischer und werden mit etwas Zucker, Süßstoff oder Honig ebenfalls zur süßen Verführung.
Richtiges Entsteinen
Bevor die Kirschen verarbeitet werden, müssen sie – eine etwas lästige Aufgabe – zunächst entsteint werden. Am schnellsten geht das mit einem Kirschentsteiner. Alternativ kann man die Frucht mit einem spitzen Messer halbieren und den Stein heraustrennen. Tipp: Kirschen lassen sich leichter entsteinen, wenn man sie vorher einige Minuten ins Gefrierfach legt.
Kirschen essen und Wasser trinken
„Nach Steinobst wie Kirschen sollst du kein Wasser trinken“, das hat schon die Oma gepredigt. Der Hintergrund dafür: Früher war das Trinkwasser gelegentlich stark mit Hefepilzen belastet. Diese Hefepilze ließen die Kirschen dann im Magen gären und verursachten Blähungen und Krämpfe. Heutzutage ist das glücklicherweise kein Problem mehr.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.