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Digitale Veranstaltungen zur Fruchtwelt Bodensee

Obstbau für die Zukunft rüsten

Aufgrund der Coronapandemie konnte die Fruchtwelt Bodensee, die als internationaler Branchentreff des Obstbaus gilt, in diesem Jahr nicht stattfinden. Die Messe wurde auf Januar nächsten Jahres verschoben. Als Ersatz gab es zum angestammten Zeitpunkt ein Digitalangebot mit Grußworten und Vorträgen, das live von der Messe in Friedrichshafen gestreamt wurde.
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Die nächste Fruchtwelt Bodensee findet vom 13. bis 15. Januar 2023 in Friedrichshafen statt.
Die nächste Fruchtwelt Bodensee findet vom 13. bis 15. Januar 2023 in Friedrichshafen statt. THERESA PETSCH
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Dort wo sich Mitte Februar Menschen in den Messehallen getummelt hätten, wo wichtige Gespräche zur Zukunft des Obstbaus am Bodensee anstanden, herrschte gähnende Leere. Allerdings nicht ganz. Am eigentlichen Eröffnungstag wurden Statements, Diskussion und Vorträge live zu den Interessierten an den heimischen Bildschirmen übertragen. Im Fokus stand dabei die Weiterentwicklung des Obstbaus, um ihn in eine sichere Zukunft zu führen.

Wie sehr politische Vorgaben, ständig weitere Auflagen und gesellschaftliche Wünsche die Branche mehr und mehr belasten, kam im Grußwort von Erich Röhrenbach zum Ausdruck. Der Vorsitzende der Obstregion Bodensee, der sich diese Aufgabe mit Thomas Heilig teilt, erinnerte an die vergangene Vegetationsperiode, die mit einer bislang nicht gekannten Zahl an Regentagen den Obstbauern alles Wissen abverlangt habe.

Regionale Produkte stärken

Um mehr Wertschätzung für das Obst vom Bodensee zu schaffen, wurde ein neues Projekt aufs Gleis gesetzt. Dabei spiele die Nachhaltigkeit in der Produktion eine zentrale Rolle. Als Handlungsfelder nannte der Obstregionsvorsitzende die Förderung der Biodiversität, die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, die Pflanzung robuster Sorten sowie die CO2-Bilanz des Anbaus.

Eine Forschung im engen Schulterschluss mit der Praxis sei wichtig, so der stellvertretende Leiter des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB), Dr. Ulrich Mayr. Ein Projekt befasse sich mit resistenten oder zumindest robusten Sorten, die einen verringerten Pflanzenschutz erlaubten. 

Auf den Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten drängte auch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk, der live aus Stuttgart zugeschaltet war. Einen Beitrag dazu könnten die Qualitätsprogramme des Landes mit dem Biozeichen und dem Qualitätszeichen sowie die Regionalkampagne ‚Natürlich. Von Daheim!‘ leisten. Diese würden derzeit weiterentwickelt. 

Mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig

Dass der Kauf von Bioobst noch allzu oft auf den Mitnahmeeffekt beim Einkauf im Lebensmittelhandel begrenzt bleibt, bedauerte Birgit Gutberlett. Die Geschäftsführerin der ÖKOBO, einem Zusammenschluss von Biobauern am Bodensee, appellierte an das Land, die Verwendung heimischer Produkte in landeseigenen Kantinen und Schulen zu fördern und so den Absatz anzukurbeln. 

Um beim Verbraucher wieder mehr Akzeptanz zu erreichen und die Zukunft des Obstbaus zu sichern, wurde von Obstbauern am Bodensee ein neues Projekt gestartet. Den Anstoß dazu gab das Volksbegehren ‚Pro Biene‘ und das letztlich daraus resultierende Biodiversitätsstärkungsgesetz mit seinen Reduktionszielen beim chemischen Pflanzenschutz, wie Markus Maier als Initiator des Projekts in seinem Vortrag berichtete. Der Obstbauer aus Markdorf suchte nach einer Lösung und fand sie in einer Kombination von Methoden aus dem Ökolandbau und der konventionellen Landwirtschaft, bei der soziale Aspekte mit eingebunden werden.

Zentraler Baustein dieses neuen Konzepts für einen nachhaltigen Apfelanbau sind resistente oder zumindest robuste Sorten. „Damit können wir beim Pflanzenschutz einsparen, machen aber keine Abstriche bei der Produktivität“, erklärte Maier. Ein weiterer Aspekt ist die Förderung der Biodiversität, bei der die Bodenseeregion mit dem Wildbienenmonitoring bereits Erfolge vorzuweisen hat. Zudem soll der ökologische Fußabdruck in dem unter dem Namen „Echt Bodenseeapfel“ firmierenden Konzept erfasst werden. Damit sich diese Leistung für die Produzenten auch auszahlt, soll Verbraucheraufklärung betrieben und ein Vermarktungskonzept entwickelt werden.

Sortentests in Modellanlagen

Erste Schritte zur Umsetzung sind bereits erfolgt, wie der Geschäftsführer der Obstregion Bodensee, Andreas Ganal, berichtete. So wurden vier Arbeitspakete geschnürt, in denen Obstbauern das Projekt weiter ausarbeiten. Bereits in der Planung ist der Aufbau von zwei Modellanlagen auf Praxisbetrieben, um in Zusammenarbeit mit dem KOB neue Sorten auf ihre Anbaueignung und die Behandlung mit einem reduzierten Pflanzenschutzprogramm zu prüfen.

Bei der Biodiversitätsförderung sollen alle bereits erfolgten Maßnahmen erfasst und bewertet sowie vorhandene Ansätze weiterentwickelt werden. Ziel ist auch, sie in Modellanlagen zu vereinen und darzustellen. Außerdem wird an der Entwicklung eines Vermarktungskonzeptes für die Äpfel gearbeitet. Noch steht das vorläufig bis zum Jahr 2023 datierte Nachhaltigkeitsprojekt am Anfang. Lob gab es für diese Initiative aus dem Berufsstand heraus aber bereits vom Landwirtschaftsminister, der eine Förderung in Höhe von 580.000 Euro zugesagt hat.

 

 

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