Neue Strategien gegen Schaderreger
Vier Versuchsanstalten testeten neue Ansätze im Kampf gegen tierische und pilzliche Schaderreger im Steinobstanbau. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Es wurden unter anderem wirksame Präparate gegen Monilia in Sauerkirschen und gegen den Pflaumenwickler gezeigt.
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Bei Überdachung und Einnetzung von Süßkirschen bereitet die Schwarze Kirschenlaus häufig große Probleme, weil keine Nützlinge mehr zufliegen können. Da die offene Zucht von Nützlingen für Praxisbetriebe zu aufwändig ist, untersuchten die Forschenden die gezielte Freilassung von Nützlingen. Potenzial sehen sie beim Einsatz der Berry-Protect-Mischung, die sich aus verschiedenen Schlupfwespenarten zusammensetzt und häufig im Beerenanbau angewendet wird.
Vielversprechende Präparate gegen Spitzendürre in Sauerkirschen
Bei Versuchen unter Projektleitung der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt fu¨r Wein- und Obstbau Weinsberg, die Monilia-Pilzerkrankungen in Sauerkirschen zu regulieren, bestätigte sich unter Laborbedingungen und im Halbfreiland die gute Wirkung verschiedener Präparate. So erreichte "Neu 1143 F" in einem Freilandversuch einen Wirkungsgrad von 96 Prozent. Das Präparat ist damit laut dem Forscherteam ein geeigneter Baustein, um Kupfer in der Spritzfolge zu minimieren. Die Zulassung als Pflanzenschutzmittel wurde für Deutschland beantragt. Sobald sie vorliegt, soll das Produkt in die Betriebsmittelliste des Forschungsinstituts für ökologischen Landbau (FiBL) aufgenommen werden. Zudem zeigten Kumar und Extrakte aus der Schlüsselblume, Zanthoxylum, Zistrosenkraut oder Kurkuma, zum Teil kombiniert mit dem Netzmittel "TS forte", im Halbfreiland eine gute Wirkung gegen Monilia.
Bierhefeextrakt gegen Sprühfleckenpilz
Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass vier bis sechs Wochen nach dem Blattfall der Einsatz von Bierhefeextrakt den Abbau von pilzbefallenem Laub erheblich beschleunigen kann. Von Mitte Dezember bis Mitte Januar sollten die Betriebe überprüfen, ob eine weitere Behandlung erforderlich ist.
Wellpapperinge helfen gegen Pflaumenwickler
Mit Ringen aus Wellpappe, die am Stamm der Bäume angebracht werden, konnten im Pflaumenanbau in drei Versuchsjahren pro Baum bis zu 60 Larven des Pflaumenwicklers abgefangen werden. Das galt allerdings nur für die zweite Generation des Schädlings. Da die erste Generation nach dem Winter die Pappe kaum annahm, empfiehlt das Forscherteam diese Maßnahme für den Zeitraum August/September und tendenziell für spätreifende Sorten wie Presenta. Die Kosten für die Anbringung der Ringe liegen etwa bei 125 Euro pro Hektar.
Zur weiteren Eindämmung des Pflaumenwicklers wurden verschiedene Extrakte als Repellentien, also abschreckende Mittel, gegen die Eiablage getestet. Im Untersuchungszeitraum zeigten Auszüge von Beifuß, Eberraute, Wermut, Rainfarn und Gingko-Blatt eine gute Wirkung. Als besonderen Vorteil für die Praxis sehen die Fachleute, dass sich die Extrakte leicht herstellen und einsetzen lassen, etwa in Säckchen mit Blähton.
Zum Projekt
Das Verbundforschungsprojekt „Entwicklung einer Kombinationsstrategie gegen tierische und pilzliche Schaderreger im ökologischen Steinobstanbau unter besonderer Berücksichtigung der Kupferminimierung“ hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) finanziert. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreute die Arbeiten als Projektträger. Der Abschlussbericht steht online zur Verfügung.
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