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Fördermittel des Bundes

Historische Gärten im Klimawandel

Ein großer Erfolg für die Arbeit des Initiativbündnisses Historische Gärten im Klimawandel: Für insgesamt zehn Projekte der im Initiativbündnis zusammengeschlossenen Historischen Parks wurde jetzt eine Gesamtförderung von 26,25 Mio. € aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren freigegeben.
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lmz/Steffen Hauswirth
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Die Projekte sind darauf ausgerichtet, Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels zu entwickeln. Allein sieben der Projekte reichten Mitglieder des Vereins Schlösser und Gärten in Deutschland e.V. zur Förderung ein. Die Mittel stammen aus dem Förderproramm des Bundes „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“. Und ein mittelfristiger Erfolg ist es nach Aussagen der Sprecher des Initiativbündnisses, dass zugleich die Zahl der antragsreifen Forschungsprojekte stieg, die sich aus unterschiedlichen Blickrichtungen den Gefährdungen für die historischen Gartenanlagen durch den Klimawandel widmen: Auch hier sind bereits die ersten Förderzusagen ergangen.

Dank für die Hilfe des Bundes

„Diese Bundesmittel sind die schönsten Weihnachtsgeschenke, die wir den Gartendenkmalen machen können.“ So fasst Michael Hörrmann, einer der Sprecher des Bündnisses und Vorsitzender des Vereins Schlösser und Gärten in Deutschland die Situation zusammen. Im Namen von Initiativbündnis und Verein Schlösser und Gärten Deutschland e.V. dankte Michael Hörrmann dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung für den wirkungsvollen Beitrag zur Erhaltung der grünen Denkmale für künftige Generationen. „Die Schäden, die auf den Klimawandel zurückgeführt werden müssen, sind leider 2019 weitergewachsen. Daher waren Hilfen zur Pflege und Erhaltung noch nie so notwendig und gut eingesetzt wie jetzt.“

Schadensbilder haben 2020 bedrohlich zugenommen

„Auch 2020 haben die massive Unterversorgung mit Wasser, die Hitze, die intensive Sonneneinstrahlung und die aus dieser Stresssituation erwachsende höhere Anfälligkeit für Schädlinge viele Gärten geschädigt. Besonders dramatisch: Es leiden insbesondere die Gehölze, die das Bild der Kulturdenkmale prägen: die großen alten Bäume. In den meisten Gärten stiegen die Schadensbilder, die auf den Klimawandel zurückgehen, im Vergleich zu den beiden Vorjahren deutlich an. In einigen deutschen Gärten explodierten sie geradezu“, erklärt Jens Spanjer, Mitinitiator des Initiativbündnisse. Die Anzahl der abgestorbenen Altbäume – dabei handelt es sich um Bäume, die 150 Jahre und älter sind – hat sich wiederum deutlich erhöht und der Anteil der massiv geschädigten Gehölze ist weitergewachsen. Zum ersten Mal war 2020 eine deutliche Ausweitung der Beschädigungen auch auf die Bestände der jungen Bäume und auf bisher vitale Bäume zu beobachten. Ein dramatischer Indikator sind die Baumfällungen, die durch die Schäden notwendig werden: In den Gärten von Schloss Dyck (Nordrhein-Westfalen) und Schloss Schwetzingen (Baden-Württemberg) stiegen die Not-Fällungen von einer langjährigen Durchschnittsrate enorm an: 70 Bäume mussten im Schlossgarten Schwetzingen gefällt werden, 90 waren es in Schloss Dyck. In Wilhelmshöhe in Kassel müssen dieses Jahr rund 400 abgestorbene Fichten entnommen werden, im großen Garten in Dresden waren dieses Jahr bereits 250 Fällungen notwendig. Im Schlossgarten Benrath bei Düsseldorf wurden bereits bis April diesen Jahres 67 schwerstgeschädigte Bäume gefällt. Auch in den historischen Gärten in Hessen, Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern mussten deutliche Schäden, teilweise sogar ein flächiges Absterben konstatiert werden.

Pflegeaufwand steigt enorm

Für die Träger der Gärten stieg 2020 der finanzielle und personelle Aufwand für Sonderpflegemaßnahmen. Und ebenso verursachte die Sicherung der Wege beträchtlich mehr Kosten: Laufend müssen die Fachleute in Baumbeschauen den Zustand der Bäume kontrollieren und Totholz muss entfernt werden. Nur wenn die Besucherinnen und Besucher sicher sind vor Astbruch und umstürzenden Bäumen lassen sich die Gärten und Parks offenhalten und für alle ist weiterhin eine breite Teilhabe am kulturellen Erbe möglich. Diese Situation erzeugt bei den meisten Gartenverwaltungen inzwischen eine massive Überforderung. Denn nur in seltenen Fällen wurden in den letzten Jahren die Pflegeetats und der Personalbestand den gewachsenen Aufgaben angepasst.

Beispiel für Förderung: Schlossgarten Schwetzingen

Dabei können bereits überschaubare Summen sofort spürbare Linderung verschaffen und die Erhaltungschancen der historischen Gärten als Kulturdenkmale deutlich verbessern. Der Schlossgarten Schwetzingen (74 ha) erhielt durch eine 2019 genehmigte zusätzliche Stelle für eine Baumexpertin und durch 300.000 € Sondermittel vom Landtag von Baden-Württemberg für die Jahre 2020/2021 neue Möglichkeiten. Damit können, wissenschaftlich begleitet, bereits ab Herbst 2020 die besonders geschädigten Buchen und Eichen im landschaftlich gestalteten Teil betreut werden. Gleichzeitig lässt sich damit die historische Baumschule reaktiveren. Hier werden künftig unter den Bedingungen des Klimawandels Jungbäume aus dem eigenen Genpool unter kontrollierter Beobachtung gezogen, die in einigen Jahren die jetzigen Altbäume ersetzen können.

Die akuten Aufgaben des Initiativbündnisse

Michael Hörrmann benennt die akut anstehenden Aufgaben für das Initiativbündnis und den deutschlandweit agierenden Schlösserverein für 2021: Es gelte jetzt, für weitere Mitglieder Fördergelder für die Pflege und Erhalt ihrer jeweiligen historischen Anlagen zu akquirieren. „Außerdem müssen wir weiter für die Verbesserung der Fortbildung und eine angemessene Bezahlung der Menschen werben, die in den Gärten und in der Baumpflege arbeiten. Es sei essentiell, für die in den nächsten Jahren aufwändiger werdende Erhaltung ausreichend kundige Hände zu finden und in den Gärten zu halten. „Nur mit kompetenter und engagierter Pflege können die Fördermittel und neuen Forschungserkenntnisse wirkungsvoll umgesetzt werden.“ Jede Investition in fachkundiges Personal sei eine Investition in die nachhaltige Widerstandskraft der Gärten gegen die Herausforderungen des Klimawandels.

Die akuten Aufgaben des Initiativbündnisse

Jetzt gelte es zudem, eine deutschlandweit wirksame Informationsplattform einzurichten , um die vielen Forschungserträge und neuen Erkenntnisse für eine erfolgreiche Pflege zu bündeln und sie den staatlichen, kommunalen und privaten Betreuern der großen und regional prägenden historischen Gärten umfassend zur Verfügung zu stellen. So könnten sich die Erkenntnisse ohne Verzögerung in allen Gärten und Parks in einer verbesserten und zielgerichteten Pflege der Gartendenkmale auswirken. „Nur durch ein Zusammenwirken lassen sich unsere Gärten retten“, fasst der Sprecher des Initiativbündnisses die Dramatik des Geschehens in Worte: „Es ist jetzt schon nicht mehr 5 vor 12, es ist 12 Uhr, wenn es darum geht, das große europäische Kulturgut der historischen Parks in Deutschland trotz der massiven, durch den Klimawandel verursachten Schäden für die nächste Generation in seine Denkmalsubstanz zu erhalten.“

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