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Dritte International Stonefruit Conference

Eins-a-Kirschen produzieren

Kurz vor dem Start in die Kirschensaison haben die drei Firmen Voen Überdachungssysteme im Kreis Ravensburg, die niederländische Baumschule Fleuren und der belgische Sortier- und Verpackungsspezialist Stas zur International Stonefruit Conference nach Blitzenreute und auf den Betrieb von Reinhard Vöhringer nach Aichach im Kreis Ravensburg geladen. Fast 300 Besucher aus 23 Ländern kamen und informierten sich über neue Anbautrends bei Steinobst. Bei der dritten Auflage Steinobstkonferenz stand die Süßkirsche im Fokus.
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Betriebsrundgang auf Hofgut Aichach bei Berg im Kreis Ravensburg
Betriebsrundgang auf Hofgut Aichach bei Berg im Kreis RavensburgWerner-Gnann
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Neben der Bedeutung Schwachwuchs induzierender Unterlagen für einen hohen Kirschenertrag und gute Fruchtgrößen sowie der Qualitätssicherung durch gezielte Bewässerungssteuerung sollten Kirschanlagen in Zukunft so angelegt und Bäume so erzogen werden, dass eine bessere Mechanisierung möglich ist. Ziel ist, die Arbeitseffizienz des Süßkirschenanbaus zu verbessern, bei dem bislang die Ernte noch mehr als 50 Prozent der Gesamtkosten ausmacht. Dabei ist dies laut Matthew D. Whiting von der Washington State University noch nicht das Ende der Fahnenstange, da die Arbeitskosten von Jahr zu Jahr weiter steigen. (siehe BWagrar 2018, Heft 22, Seiten 21 und 22).


Bestäubung der Zukunft


Neben der Planung mechanisierbarer Anlagen, die maschinell beerntet werden können, befasste sich der Wissenschaftler der US-amerikanischen Universität bei der Vortragstagung in Blitzenreute noch mit einem Zukunftsszenario: der sicheren Befruchtung der Bäume, um den Ertrag und die Qualität der Früchte in Obstanlagen sicherzustellen, wenn Bienen oder andere Bestäuberinsekten ihrem Job nicht mehr nachkommen. Dabei ging Whiting zunächst auf die Frage nach Zahl und Qualität der Bestäuberbäume ein. Nicht immer passe die Verteilung der entsprechenden Pollenspender. Außerdem sollte im Vorfeld der Anlage überlegt werden, wie viele Bestäuberbäume nötig seien und ob die ausgewählten Arten taugten. Fragen warf er auch mit Blick auf die eigentlichen Bestäuber – die Bienen – auf. Wie viele Bienenvölker sind für eine bestimmte Flächengröße nötig? Wo sollten sie am besten positioniert werden? Und wer stellt die Bestäubung in Zukunft sicher angesichts der sich wiederholenden Klagen über das Bienensterben? Zudem steigen in US-amerikanischen Anlagen die Kosten für Bienenvölker von ehemals 85 US-Dollar/ha auf heute 110 bis 120 US-Dollar/ha.
Anlass für den Wissenschaftler, Lösungen ganz neu zu denken, wie die Bestäubung der Zukunft aussehen könnte. Als Ersatz für die Insektenbestäubung ist laut Whiting die Ausbringung einer Pollensuspension durch ein Sprühgerät denkbar. Dazu müsse aber reiner Pollen aus noch geschlossenen Fruchtständen gepflückt und verwendet werden. Dieser wird mit verschiedenen Zusätzen versetzt und dann verflüssigt. Diese Pollensuspension ist zwei Stunden lang nutzbar, ohne dass sie ihre Keimfähigkeit verliert. „Wichtig ist, dass der Pollen die Narbe erreicht“, unterstrich er, weshalb über eine geringe Brühemenge von höchstens 100 l/ha die elektrostatische Haftung gesichert werden soll.


Neue Ansätze für eine bessere Lagerfähigkeit


Inwiefern sich mit Hilfe von natürlich vorkommenden Stoffen die Lagerfähigkeit von Kirschen und Zwetschgen verbessern lässt, beleuchtete Dr. Fabián Guillén von der Universität Miguel Hernández im spanischen Alicante. Dabei hat er herausgefunden, dass durch Anwendung von Salicylsäure oder bestimmten Derivaten davon sich der Reifeprozess steuern lässt. Pilzbefall verringert sich und Schäden durch Kälteeinwirkung bei der Lagerung sind vermindert. Der Grund: Zugabe von Salicylsäure und deren Derivate erhöht den Anteil an bioaktiven Substanzen und auch der Gehalt an Antioxidantien in der Frucht steigt. Zugleich wird die Produktion des Reifehormons Ethylen und die Atmung zurückgefahren. Dadurch bleiben die Früchte fester, und der Phenolgehalt ist höher. Laut den Untersuchungen des Lebensmitteltechnologen soll dies zu höherem Fruchtgewicht beitragen, die Festigkeit verbessern und den Früchten eine schönere Farbe verleihen. Insgesamt lasse sich damit die Lagerbeständigkeit bei Süßkirschen um zwei bis drei Tage verbessern.


Von Chile nach Fernost


Wie sehr die Absatzchancen auf dem chinesischen Markt den Süßkirschenanbau in Chile voranbringen, machten die Vorträge von Jon Clark vom Obstexporteur Fruit Grower Alianza und dem holländischen Obstbau-Privatberater Ronald Vermeulen deutlich. Dabei profitieren die chilenischen Produzenten von einem wachsenden Wohlstand der chinesischen Mittelschicht, deren Hunger auf die Steinobstfrüchte aus Südamerika scheinbar noch lange nicht befriedigt ist. So hat sich die Anbaufläche in den letzten zehn Jahren auf 30.000 Hektar mehr als verdoppelt. Gleichzeitig haben sich die Flächenerträge durch neue Sorten und neue Anbausysteme deutlich verbessert. Allerdings macht die hohe Exportabhängigkeit von China auch etwas Sorge. Dorthin wandern 95 Prozent der insgesamt exportierten Menge. Im vergangenen Jahr waren das 135.000 Tonnen. Bis 2021/22 soll sich diese Zahl nahezu verdoppeln. Das zumindest erwartet Clark. Neben dem chinesischen Schlüsselmarkt ist Südkorea ein wichtiger Absatzkanal. Ferner sind Großbritannien, Deutschland, Belgien und Polen mögliche neue Märkte.

Fünf Sorten dominieren im Anbau

Bislang konzentriert sich der chilenische Anbau vornehmlich auf fünf Sorten, die 81 Prozent der Anbaufläche einnehmen. Lapins und Bing dominieren mit 50 Prozent der Anbaufläche. Sweetheart wird aufgrund von Qualitätsproblemen zunehmend durch Regina ersetzt. Wegen des rund 23 Tage dauernden Schiffstransports nach Fernost ist die Transportqualität der Früchte wichtig. Besonders an die Festigkeit stellt dies hohe Ansprüche. Hydrokühlung spätestens einen halben Tag nach der Ernte soll die Qualität sichern.
Auf qualitativ hochwertige, spätreifende Kirschen hat sich David Geen spezialisiert. 300 Hektar baut er auf seiner Coral Beach Farm in British Columbia in Kanada in einer Höhenlage von 300 bis 600 m NN an. Dabei setzt er vornehmlich auf die selbstfruchtbaren Sorten aus dem kanadischen Summerland-Züchtungsprogramm, hat mittlerweile aber auch Kordia und Regina im Anbau. Vermarktet wird die Ernte über Jealous Fruits, eine eigene Vermarktungsgesellschaft, unter dem Namen Canadian Cherrys, vornehmlich in die USA und nach China, aber auch nach Taiwan oder Hongkong.

Rundgang auf Hofgut Aichach

Zum Abschluss der Vortragstagung ging es auf den Obstbaubetrieb von Reinhard Vöhringer in Aichach (Gemeinde Berg, Kreis Ravensburg), dessen Folienabdeckungsbetrieb Voen Mitorganisator der Tagung war. Dort konnte der Aprikosenanbau in der seit vier Jahre stehenden Tunnelanlage besichtigt, ein Blick auf den neuen Zwetschgenanbau mit den Sorten Presenta und Haroma in Schrägpflanzung geworfen und der Betriebsleiter zu Fragen des Kirschenanbau gelöchert werden.

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