Vielfalt der Schweizer Obstsorten
In der Schweiz gibt es mehr als 5000 Obstsorten. Viele von ihnen konnten nur knapp vor dem Aussterben gerettet werden, andere sind noch relativ weit verbreitet. Seit 8 Jahren werden diese Obstgenressourcen von der Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Fructus umfassend beschrieben.
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Die Beschreibung der Obstsorten basiert auf drei Pfeilern: auf dem Herstellen eines „genetischen Fingerabdrucks», auf klassischer Beschreibung von Frucht- und Baumeigenschaften und auf der Prüfung der Anfälligkeit gegenüber den wichtigsten Krankheiten. Hier steht beim Kernobst die Bakterienkrankheit Feuerbrand im Zentrum, aber auch die Pilzkrankheiten Schorf und Mehltau werden untersucht. Die Forschungsresultate zeigen, dass alte Sorten gegenüber ihren modernen Verwandten nicht pauschal als anfälliger oder robuster eingestuft werden können. Als „Highlight“ entpuppte sich die zuvor nahezu unbekannte Sorte ‘Alant’, die sehr robust gegenüber Feuerbrand ist; auch Apfelschorf kann ihr nicht viel anhaben.
Beim genetischen Fingerabdruck wird DNA aus Blättern der entsprechenden Sorte gewonnen. Indem man definierte DNA-Abschnitte miteinander vergleicht, lassen sich Duplikate innerhalb des Sortenspektrums identifizieren und ausscheiden. Auf diese Weise fanden die Forscher heraus, dass fast die Hälfte aller Obstsorten unter mehreren Namen in den Sortensammlungen gepflanzt worden sind. Künftig werden viele Duplikate ausgeschieden, so dass jeder Genotyp nur einmal erhalten wird. Dies hilft mit, die vorhandenen Mittel für die Sortenerhaltung effizienter einzusetzen.
Die Beschreibung der Früchte brachte eine enorme Vielfalt an Farben, Formen, Geschmacksrichtungen und Inhaltsstoffen zum Vorschein. Interessant ist etwa, dass viele der alten Obstsorten eine außergewöhnlich hohe Konzentration an sekundären Pflanzenstoffen (Polyphenole) beinhalten, die gesundheitsfördernd wirken. Allgemein musste jedoch festgestellt werden, dass – unabhängig von der Obstart – die meisten alten Sorten den heutigen Ansprüchen an Tafelfrüchten nicht mehr genügen, da sie z.B. nicht genügend lagerfähig sind. Umso besser sind viele von ihnen jedoch für die Verarbeitung geeignet.
Die meisten der genetisch einzigartigen Sorten sollen in den nächsten 4 Jahren von der kurzfristigen in eine langfristige Erhaltung überführt werden, indem man Bäume in speziellen Sortensammlungen in der ganzen Schweiz aufpflanzt. Diese Sammlungen sind ein wertvolles Genreservoir für künftige Generationen. Dank der enormen genetischen Vielfalt kann auf künftige Veränderungen (Klima, Krankheiten, Konsumenten-Ansprüche etc.) reagiert werden. Zudem könnte die eine oder andere Sorte sogar zurück auf den Markt finden.
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