Standards in der Obstbaumpflege
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Im Artikel haben wir das Anwendungsbeispiel des alten Apfelbaums vorgestellt, der in seiner Vitalität deutlich und in seiner Stabilität gering beeinträchtigt ist. Da seine Regenerationsfähigkeit unsicher ist (Regenerationsstufe RS -1), wird in den „Standards der Obstbaumpflege“ empfohlen, mit geringer Stärke einzugreifen. So ließe sich die Regenerationsfähigkeit in einem ersten Schritt testen. Das bedeutet: maximal 15 Prozent Blattmasseentnahme und maximal 5?cm Wundgröße.
Die Tabelle veranschaulicht an diesem Beispiel, wie sich eine fachgerechte Pflege aus dem normativen Teil der Standards ableiten lässt und welche Aufgabe verschiedene Anhänge dabei erfüllen.
Umgang mit einem alten Obstbaum, der in seiner Vitalität deutlich und in seiner Stabilität gering beeinträchtigt ist (Regenerationsstufe RS -1) | |
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Kap. 2.4.1 Baumansprache |
“Die Vitalität ist einzustufen in “sehr vital” (RS 2), „vital“ (RS 1), „gering beeinträchtigt“ (RS 0), „deutlich beeinträchtigt (RS -1)“ oder „erheblich beeinträchtigt (RS -2)“. Die Wahl des Verfahrens zur Beurteilung des Baumzustandes ist frei.” |
Kap. 2.4.2: Pflegeziele |
Das Pflegeziel ist vorrangig an der Vitalität auszurichten, selbst bei gleichzeitig deutlich oder erheblich beeinträchtigter Stabilität (ausgenommen bei Verkehrssicherungspflicht). Es ist eine geringe Eingriffsstärke zu wählen. Ziel ist die Testung der Regenerationsfähigkeit. Bei Bedarf kann derselbe Eingriff einmal wiederholt werden. Nur bei verbesserter Neutriebbildung sind weitere Schnittmaßnahmen zu erwägen. |
Kap. 2.4.4: Eingriffsstärke |
Bei Eingriffen mit dem Ziel, die Kronenfunktionen zu erhalten oder zu erneuern, sind grundsätzlich schonende Schnittmaßnahmen anzuwenden. Eine deutliche oder erhebliche Beeinträchtigung der Funktionen zieht nicht zwangsläufig eine höhere Eingriffsstärke nach sich. An Kronen mit deutlich verminderter Vitalität (RS -1) darf in Bezug auf die Blattmasse nur mit geringer Stärke eingegriffen werden. |
Anhang A 11.2: Pflegeziele (Erläuterungen) | Ziel ist die Überprüfung der Regenerationsfähigkeit, da nicht mehr sicher davon ausgegangen werden kann, dass der Baum noch in der Lage ist, Blattmasseverluste durch eine Neutriebbildung zu ersetzen. |
Anhang A 13.4: Beispiele zu Vitalität und Eingriffsstärke (Erläuterungen) | An Kronen mit deutlich verminderter Vitalität ist die Regenerationsfähigkeit unsicher. Um sie zu überprüfen, dient ein erster Eingriff der vorsichtigen Stimulation der Trieberneuerung. Bereits ein Eingriff von nur mittlerer Stärke ist an vergreisten Kronen in aller Regel mit Blattmasseverlusten verbunden, die sich auf den Energiehaushalt des Baumes anhaltend negativ auswirken. Denn an vergreisenden Obstbaumkronen befindet sich ein bedeutender Teil der Blattmasse in der Peripherie. Es besteht die Gefahr, die Regenerationsfähigkeit des Baumes zu überfordern und seine Lebensdauer dadurch einzuschränken. Eventuell reicht ein einziger schwacher Eingriff nicht aus. Dann kann über einen zweiten Eingriff in den Folgejahren mit ebenfalls geringer Blattmassenentnahme erneut versucht werden, die Trieberneuerung zu stimulieren. Nur wenn sich die Vitalität verbessert (v. a. in Form einer einsetzenden Neutriebbildung) sind weitere Schnittmaßnahmen in darauffolgenden Pflegeintervallen mit dem Ziel der Erneuerung der Vitalität sinnvoll. |
Anhang C 4.2.7 Musterleistungsbe-schreibungen (Beispielpositionen) | „Erneuerung der Vitalität an Obstbäumen in der Altersphase“: Erneuerungsschnitt an Obstbäumen in Altersphase ausführen. Obstart Apfel, Alter ca. 80 Jahre, Kronendurchmesser etwa 8 bis 9 m, Baumhöhe etwa 8 bis 9 m, Bäume seit mind. 15 Jahren nicht geschnitten; Vitalität deutlich und Stabilität gering beeinträchtigt; Pflegeziel: Erneuerungsschnitt zur Überprüfung der Regenerationsfähigkeit, geringe Eingriffsstärke; Eingriff bevorzugt im vergreisten Fruchtholz (überwiegend im Feinastbereich) gleichmäßig über die Krone verteilt |
Anhang D 2: Checkliste älterer Baum | „Wurde an Bäumen mit deutlich beeinträchtigter Vitalität eine geringe Eingriffsstärke (max. 15 Prozent Blattmasse, max. 5 cm Aststärke) eingehalten?“ |
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