Nordmanntanne am Limit
Die Nordmanntanne gerät unter Druck: Unser beliebtester Weihnachtsbaum leidet zunehmend unter den Folgen des Klimawandels. Zugleich könnten andere Nadelbäume in Zeiten von Hitze und Trockenheit zu wichtigen Zukunftsbäumen werden – etwa im Stadtgrün. Pflanzenforscher Norbert Kühn von der TU Berlin erklärt, warum ein Umdenken jetzt sinnvoll ist.
von Pflanzenforschung.de erschienen am 26.12.2025Kaum ein Baum steht so sehr für das Weihnachtsfest wie die Nordmanntanne. Doch ihr Erfolg hat einen Haken. Ursprünglich stammt sie aus dem Kaukasus und ist an kühle, feuchte Bedingungen angepasst. In Deutschland wird sie vor allem in Regionen angebaut, in denen noch ausreichend Niederschlag fällt. Mit zunehmend trockenen Sommern gerät dieses Anbausystem jedoch unter Druck.
„In den letzten Jahren wird ihr Anbau jedoch zunehmend schwieriger: Sie braucht viel Wasser, und unter trockeneren Bedingungen wächst sie nur mit hohem Aufwand“, erklärt Norbert Kühn, Leiter des Fachgebiets Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung an der Technischen Universität Berlin. Soll die Nordmanntanne weiterhin in großem Stil angebaut werden, werde Wasser zum entscheidenden Faktor.
Hinzu kommt: Viele Weihnachtsbaumplantagen arbeiten mit Herbiziden und Düngern, um die gleichmäßige Wuchsform und das satte Grün zu erzielen, das Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten. „Ökologisch ist das natürlich problematisch“, so Kühn – zugleich betont er aber auch den kulturellen Wert des Weihnachtsbaums als Tradition.
Nachhaltiger feiern: Alternativen zum klassischen Baum
Für Menschen, die Weihnachten nachhaltiger gestalten möchten, sieht Kühn durchaus Alternativen. Heimische Fichte oder Kiefer seien weiterhin Optionen, auch wenn sie ebenfalls unter dem Klimawandel leiden. Wer keinen ganzen Baum aufstellen möchte, könne mit Zweigen arbeiten.
Besonders empfiehlt Kühn die Douglasie. Zwar wird sie nicht als Weihnachtsbaum verkauft, kommt aber häufig in deutschen Wäldern vor. Ihre Zweige verströmen einen intensiven, weihnachtlichen Duft, wenn sie im Warmen trocknen. Auch die Weymouth-Kiefer (Pinus strobus) sei eine Option – ihre Zweige sind im Handel erhältlich und ebenfalls aromatisch.
Nadelbäume als Antwort auf die Klimakrise?
Über Weihnachten hinaus rücken Nadelbäume in Kühnens Forschung in einen ganz anderen Kontext: als mögliche Zukunftsbäume für die Stadt. Klassische Straßenbäume wie Ahorn oder Rosskastanie leiden zunehmend unter Hitze, Trockenheit und versiegelten Böden. Hier könnten robuste Nadelbäume eine Ergänzung sein.
„Nadelbäume mediterranen Ursprungs, könnten helfen, diese Lücken zu schließen. Sie sind robust, immergrün und bringen auch im Winter Lebendigkeit, Farbe und Struktur in die Stadt“, sagt Kühn. Der Anblick sei ungewohnt, könne das Stadtbild aber langfristig bereichern.
Mut zu neuen Stadtbildern
Als besonders geeignete Kandidaten nennt Kühn die Libanon- und Atlas-Zeder. Diese Arten sind an trockene Bedingungen angepasst, bilden markante Kronen und könnten in breiten Straßenräumen gut funktionieren. Auch bestimmte Kiefern- und Tannenarten aus mediterranen Gebirgsregionen zeigen vielversprechende Eigenschaften.
Dass Nadelbäume in Städten oft skeptisch betrachtet werden, hat historische Gründe. In der Nachkriegszeit galten sie als modern und pflegeleicht, später wurden sie von der Naturgartenbewegung als ökologisch „arm“ kritisiert. Dieses Image hält sich bis heute – zu Unrecht, wie Kühn betont. Gerade im Winter bieten Nadelbäume Struktur und Lebensräume, wenn andere Gehölze kahl sind.

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