Die bunte Vielfalt erhalten
In Baden-Württemberg befinden sich, unter anderen wegen der großen Sortenvielfalt, die bedeutendsten Streuobstbestände Europas. Mit Streuobst-Patenschaften soll nun auf diese Vielfalt aufmerksam gemacht und der Erhalt der Kulturgüter gesichert werden.
von KOB erschienen am 31.10.2025Die Landkreise in Baden-Württemberg zeichnen sich durch ihre Besonderheiten in Landschaft, Klima und Brauchtum aus. Auch der Streuobstbau und seine zahlreichen Obstsorten prägen die Landkreise, sei es auf großen zusammenhängenden Flächen, kleineren Streuobstwiesen oder prächtigen Einzelbäumen.
Besonders groß ist die Vielfalt bei den Kernobstsorten. Die meisten alten Sorten entstanden aus Zufallssämlingen, von denen die Besten ausgelesen und durch Veredlung vermehrt wurden. Die Bäume mussten vor allem widerstandsfähig und pflegeleicht sein. Neben gut lagerfähigen Tafeläpfeln waren Sorten gefragt, die sich zum Mosten, Backen, Kochen, Dörren oder Destillieren eigneten
Der Apfel- und Birnenanbau und die Ernährungsgewohnheiten haben sich jedoch im Laufe der Zeit stark geändert. Der Streuobstbau ist nicht mehr wirtschaftlich und geht stark zurück. Damit ist auch dieser ökologisch hoch wertvolle Lebensraum mit den verschiedensten Obstsorten in Gefahr. Mit den Sortenpatenschaften möchten wir den Streuobstbau stärken und die Sortenvielfalt erhalten.
Durch das Projekt „Streuobst-Patenschaften“ haben nun 32 Landkreise in Baden-Württemberg die Patenschaft für jeweils drei Streuobstsorten übernommen. Die ausgewählten Sorten machen auf die Sortenvielfalt und den regionalen Streuobstbau aufmerksam. Die Landkreise können sie für ihre Streuobst-Aktionen, die Öffentlichkeitsarbeit und Fördermaßnahmen nutzen.
Die Landkreissorten
Für die Sortenpatenschaften wurden Sorten ausgewählt, die im Landkreis gezüchtet oder gefunden wurden, eine besondere Bedeutung für den Landkreis haben oder sich in der Region bewährten. Im Vordergrund der Sortenwahl stand der Bezug zu den Landkreisen. Viele - aber nicht alle Sorten - wurden in den Landkreisen gefunden oder gezüchtet. Bei der Auswahl der Sorten wurde deutlich, dass die Verbreitung nicht an den Kreis- oder Ländergrenzen haltmachte. Manchmal stammt eine Sorte aus einem nahe gelegenen Kreis, manchmal kamen auch Sorten aus anderen Ländern und Regionen hinzu, die sich im Landkreis bewähren.
Neben sehr anpassungsfähigen, robusten Sorten, die für den allgemeinen Anbau empfohlen werden können, finden sich auch Liebhabersorten mit besonderen Anforderungen an den Standort oder speziellen Verwertungseigenschaften unter den Sorten. Die Sorten können Anlass und Motivation für verschiedene Aktionen zur Förderung der Sortenvielfalt und des Streuobstbaus sein. Sie können vorhandene Aktivitäten unterstützen.
Streuobstsorten in Baden-Württemberg
Die wohl bekannteste Sorte im „Ländle“ ist der ‘Brettacher‘. Charakteristisch für diese Sorte sind stark wachsende, reich tragende und robuste Bäume. Weitere bekannte Apfelsorten aus Baden-Württemberg sind ‘Jakob Fischer‘, ‘Börtlinger Weinapfel‘, ‘Haux-apfel‘, Heslacher Gereutapfel‘, ‘Herzogin Olga‘ und der einst so berühmte ‘Luikenapfel‘. Bei den Birnensorten sind ‘Herzogin Elsa‘, ‘Stuttgarter Geißhirtle‘, ‘Wildling von Einsiedel‘, ‘Weilersche Mostbirne‘ und ‘Champagner Bratbirne‘ würdige Vertreter. Auch die am meisten verwendeten Sämlingsunterlagen, der ‘Bittenfelder Sämling‘ (für Apfel) und die ‘Kirchensaller Mostbirne‘ (für Birne) stammen von hier.

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