Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Mehrgefahrenversicherung braucht Unterstützung

Zeit ist reif für eine Frostversicherung

Der durch den Klimawandel bedingte frühere Vegetationsstart bleibt im Obstbau nicht ohne Folgen. Die Spätfrostgefahr nimmt zu und kann zu immensen Schäden führen. Ob, wie und zu welchen Bedingungen sich die Betriebe versichern können, um ihre Existenz nach einem Frost nicht aufs Spiel zu setzen, wurde auf der Fruchtwelt Bodensee in Friedrichshafen diskutiert.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Für Kern- und Steinobst will die Vereinigte Hagel erstmals ein Modell zur Frostversicherung anbieten. Dabei wird Ertrag und Qualität abgesichert. Die Prämien allerdings sind für die Betriebe ohne staatliche Unterstützung wohl kaum zu stemmen.
Für Kern- und Steinobst will die Vereinigte Hagel erstmals ein Modell zur Frostversicherung anbieten. Dabei wird Ertrag und Qualität abgesichert. Die Prämien allerdings sind für die Betriebe ohne staatliche Unterstützung wohl kaum zu stemmen. Werner-Gnann
Artikel teilen:

Die Obstbaubranche drängt auf eine Versicherungslösung und fordert dazu staatliche Mittel ein, denn allein sind Prämien von grob 1000 Euro/ha nicht zu stemmen. Wie ein roter Faden zieht sich das durch die Forderungen der berufsständischen Vertreter, ob dies nun Jens Stechmann als Vorsitzender des Bundesausschusses Obst und Gemüse war, oder Franz Josef Müller als Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau oder Helmut Jäger als Vorsitzender der Obstregion Bodensee. Immer wieder wird auf Lösungen in anderen EU-Ländern verwiesen. Beispielsweise auf Österreich, wo die Hälfte der Prämie der Landwirt trägt und Bund und Land sich jeweils mit 25 Prozent beteiligen. Wiederholt fällt auch das Beispiel Italien, bei denen eine Frostversicherung über EU-Mittel aus der zweiten Säule mit neuerdings 70 Prozent bezuschusst wird.

Veränderte Risikolage

„Durch häufigere Wetterextreme hat sich die Risikolage der Landwirtschaft verändert. Es ist an der Zeit, nach Versicherungslösungen zu suchen“, pflichtet Klaus Mugele, Vizepräsident im Landesbauernverband, bei. Er verweist dabei auf Wettbewerbsverzerrungen, wenn Kosten für Mehrgefahrenversicherung in anderen Ländern abgefedert werden.
Bleibt die Frage, woher das Geld für eine Mehrgefahrenversicherung hierzulande kommen soll, damit die Prämien für die Obstbauern bezahlbar bleiben. Derzeit zeichnet sich zwischen Politik und Verbänden keine Einigkeit ab. So lehnt der Deutsche Bauernverband es ab, für ein Risikomanagement Mittel aus der ersten in die zweite Säule umzuwidmen. Mugele appelliert ans Land, mit den Fachverbänden dran zu bleiben, um für Sonderkulturbetriebe eine Lösung auf den Weg zu bringen.

Hagelschutzkonsortium bündelt

Wie die Abwicklung einer solchen Mehrgefahrenversicherung in Südtirol funktioniert, erläutert Heinrich Huber vom dortigen Hagelschutzkonsortium. Der 1973 gegründete Verein zählt heute 7770 Mitglieder. Diese können unter zwei Versicherungsmodellen wählen: entweder nur Hagel- und Starkregen oder ein umfassender Schutz gegen Witterungsextreme inklusive Frost. Das Konsortium bündelt die Nachfrage, tritt als Versicherungsnehmer auf und kann über Sammelverträge bessere Konditionen aushandeln. Außerdem betreut es die Mitglieder im Schadensfall und finanziert den vom Staat geförderten Anteil in Höhe von früher 65 und nun 70 Prozent an der Versicherungsprämie vor. Bedingung für den Abschluss einer Versicherung ist, dass die gesamte Ernte eines Produktes innerhalb der Gemeinde versichert wird. Die Schadensschwelle liegt dabei bei 20 Prozent bei einem abnehmenden Selbstbehalt von 30 auf zehn Prozent. Versichert werden kann maximal die Durchschnittserntemenge. Um den Versicherungswert zu berechnen, werden die dokumentierten Ernten der letzten fünf Jahre herangezogen, der höchste und der niedrigste Wert gestrichen und dann ein Durchschnitt aus den verbliebenen drei Jahren errechnet.
„Wir wollen ein Angebot zur Frostversicherung von Kern- und Steinobst machen“, kündigt schließlich Michael Lösche an, der bei der Vereinigten Hagel die Sonderkulturen verantwortet. Dabei betont er, dass das Angebot nachhaltig sein soll und zusammen mit dem Berufsstand entwickelt wurde, wohlwissend dass die Prämien ohne staatliche Beihilfen hoch sein werden. Er beziffert sie auf sieben bis zwölf Prozent, je nach Region, wobei die Tarifierung anhand von Wetterdaten erfolgt.

Modelle der Vereinigten Hagel

Zwei Modelle sollen angeboten werden: Bei Kernobst ohne Netz gibt es ein Versicherungspaket mit Hagel und Frost. Für Anlagen unter Netz kann zwischen diesem Paket und einer alleinigen Frostversicherung gewählt werden. Im Schadensfall wird die Gesamtsumme aus Frost- und Qualitätsschaden ersetzt, wobei ein Selbstbehalt von 20 Prozent und eine Maximalentschädigung von 70 Prozent gelten. „Bei Kernobst ist die Bewertung nicht problematisch, bei Steinobst vielleicht nicht ganz so einfach, um beispielsweise einen Frostschaden vom Röteln zu trennen“, meint Lösche. Schließlich macht er noch auf eine weitere Besonderheit bei der Frostversicherung aufmerksam: Der Versicherungsschutz beginnt erst vier Wochen nach Versicherungsbeginn, wobei ein Antrag bis Ende Februar gestellt sein muss. Nur in diesem Jahr gibt es eine Verschiebung auf den 15. März.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren