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LVEO feiert 25-jähriges Jubiläum

Der Landesverband Erwerbsobstbau (LVEO) ist 25 Jahre alt geworden. Gefeiert wurde dieses Jubiläum 21. August mit Gästen aus Verbänden, Politik und Wirtschaft sowie den Mitgliedern der Bundesfachgruppe Obstbau, die ihre Sommertagung in Bad Waldsee abhielten. Für die musikalische Begleitung sorgte Bernhard Bitterwolf von der Bauernschule.
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Ehrung: LOGL-Vize-Präsidentin Sigrid Erhardt zeichnte Franz Josef Müller mit der LOGL-Ehrenmedaille aus.
Ehrung: LOGL-Vize-Präsidentin Sigrid Erhardt zeichnte Franz Josef Müller mit der LOGL-Ehrenmedaille aus.Borlinghaus
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Über 100 Gäste konnte LVEO-Präsident Franz Josef Müller zum Festakt anlässlich des 25-jährigen Verbandsjubiläums begrüßen. „Einen Minister in unseren Reihen zu sehen, mit dem man auch in Kontakt treten kann. Das tut gut“, freute sich Müller ganz besonders über das Kommen von Agrarminister Peter Hauk. Hauk lobte die Weitsicht der Obstbauern, dass sich der badische und der württembergische Verband bereits 1968 landesweit zusammengeschlossen haben. Heute sei der LVEO sozusagen die Klammer im Dach der beiden Bauernverbände im Land. „Die letzten 25 Jahre waren eine Erfolgsgeschichte, die mit dem legendären Präsidenten Franz Huchler begann und heute von Franz Josef Müller fortgeführt wird“, so Hauk. Diese Kontinuität präge den LVEO, der die Interessen der Bauern immer mit Nachdruck verfolgt habe.

Zwei Verbände mit gemeinsamen Wurzeln
„LOGL und LVEO ergänzen sich hervorragend“, freute sich Hauk. „Beide Verbände haben sich dem Obstbau verpflichtet. Wir stehen auf der gleichen Veredlungsunterlage“, meinte LOGL-Geschäftsführer Rolf Heinzelmann. Er warf eine Blick zurück in die Geschichte. "Baumwärter: Das müssen Leute sein, welche die Eigenschaft des Erdbodens und dessen Schicklichkeit zu dieser oder jener Gattung Obstbäume verstehen“, zitierte Heinzelmann Johann -Caspar Schiller, der diesen Satz um 1770 herum gesagt haben soll. Eine Ausbildung zum Beruf des Baumwärters gab es zu jener Zeit noch nicht und jeder erfüllte seine Aufgabe, so gut er konnte.

200 Jahre Eduard Lucas
Dies änderte sich im Jahre 1837, als der damals erst 21-jährige Eduard Lucas in Hohenheim bei Stuttgart die ersten staatlichen Baumwärterkurse abhielt. Ungepflegte Obstbaumbestände und die Verstärkung der Selbstversorgung mit Obst führten zu ersten Pflanzer- und Pflegegemeinschaften die sich gemeinsam eine Obstbaumspritze anschafften und Schnittunterweisungen durchführten. Aus diesen Gemeinschaften entwickelten sich erste Obstbauvereine. Der Hunger nach fachlichem Wissen wuchs. 1843 wurde Eduard Lucas als Institutsgärtner nach Hohenheim berufen, wo er die alte herzogliche Gartenbauschule mit Nutzpflanzen wieder neu aufbaute. König Wilhelm I. ernannte ihn 1853 zum „Königlichen Garteninspektor“ und die Universität Tübingen 1866 als ersten Gärtner überhaupt zum Ehrendoktor. 1860 gründete Lucas die private „Höhere Fachschule für Pomologie und Gartenkultur in Reutlingen.

Entwicklung der Obstwiesen
Um 1900 kam es wegen der Reblaus zu einem starken Rückgang des Weinbaus in der Landschaft und freie Flächen wurden mit Obstbäumen bepflanzt. Zunächst entstanden Baumäcker und dann durch die Unternutzung Wiese, die typischen Obstwiesen. 1938 zählte man in Baden-Württemberg 26 Millionen Obstbäume (Baden = 11 Mio. Württemberg = 15 Mio.)
Sechs Obstanbauschwerpunkte für Baumobst hat das Statistische Landesamt Württemberg anhand der Skizze von 1951 ausgemacht:

  1. Rund um Heidelberg
  2. Region Waiblingen, Stuttgart / Esslingen / Nürtingen,
  3. Bühl (Bühler Zwetschge)
  4. Pforzheim
  5. Heilbronn
  6. Tettnang


Entwicklung des Erwerbsobstbaus
Der Generalobstbauplan führte 1957 zur Weiterentwicklung des Erwerbsobstbaus und zur Veränderung des Obstsortensortiments in Richtung Wettbewerbsfähigkeit. Somit änderten sich auch die Obstbauschwerpunktregionen Stand 1951.1956 brachte der damalige Direktor des Württembergischen Landesobstbauverbandes Seitzer die Farbtafeln der Apfelsorten und 1957 Farbtafeln der Birnensorten im Verlag Ulmer heraus, die dem Generalobstbauplan im Sortenspektrum Rechnung trugen und als Sortenempfehlungen im ganzen Land verbreitet wurden. Wie überall gilt, dass Ideen zwar von Einzelnen angestoßen werden können, am Ende aber der Zusammenhalt und eine Gemeinschaft nötig ist, um diese Ziele weiterzutragen und ihnen Größe zu verleihen. Diese Einsicht begründete auch die Gründung und Entwicklung der Landesobstbauverbände Baden und Württemberg. Die beiden basisdemokratisch entstandenen Landesvereinigungen schlossen sich 1968 zu einem Baden-Württembergischen Landesverband zusammen. 1972 gab sich der Landesobstbauverband einen neuen Namen, Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft (LOGL). Im Verband integriert war die Landesvereinigung Erwerbsobstbau (LVEO).

Intensivierung nahm ihren Lauf
Gemeinschaftsobstanlagen wurden zunehmend in Spindelanlagen umgewandelt und die für den Erwerbsanbau notwendige Intensivierung nahm seinen Lauf, so dass schlussendlich die Selbstständigkeit des LVEO als Verband eine logische Konsequenz war, die dann 1991 vollzogen wurde. "Heute verfolgen die Landesverbände LVEO und LOGL teilweise unterschiedliche Ziele, sind sich aber fachlich und freundschaftlich verbunden und jeweils im anderen Verband vertreten", so Heinzelmann. Der LOGL sehe sich als wichtiges Bindeglied zwischen Erwerbsobstbau und dem Naturschutz und sorge dafür, dass obstbauliches Wissen weiter verbreitet wird. Als Jubiläums-Geschenk überreichte Heinzelmann dem Jubilar ein Wildbienenhotel. Er überbrachte die Grüße von LOGL-Präsident Erhard Hahn. LOGL-Vize-Präsidentin Sigrid Erhardt zeichnte Franz Josef Müller mit der LOGL-Ehrenmedaille aus.

Grüße der Bauernverbände
LBV-Vizepräsident Klaus Mugele überbrachte die Glückwünsche der Bauernverbände im Land, im Namen der Präsidenten Werner Räpple (BLHV) und Joachim Rukwied (LBV). Mugele lobte die erfolgreiche Verbandarbeit des LVEO und die gute und enge Zusammenarbeit mit den Bauernverbänden. „Der Informationsfluss läuft, es sind kurze Wege“. Dass diese Vernetzung heute so gut ist, dafür hätten die Vorgänger im Amt, der langjährige Präsident Franz Huchler und der ehemalige Geschäftsführer Manfred Hofmeister die Grundlagen gelegt. Er bedankte sich bei Franz Josef Müller und Geschäftsführerin Kathrin Walter für die gute Zusammenarbeit. „Sie können stolz sein auf Ihren Verband“.

LVEO hat bundesweit starkes Gewicht
Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau, hob den LVEO als wichtigen Partner in der Bundesfachgruppe hervor: „Der LVEO hört genau zu, ist immer bei der Sache, kann unbequem sein, mischt sich ein, nennt die Dinge unverblümt beim Namen und macht aus seiner Meinung keinen Hehl. ‚Mir aus Baden-Württemberg‘ sei bei der Bundesfachgruppe zu einem beflügelten Wort geworden. Seit LVEO-Gründung galt dessen Präsident als stellvertretender Vorsitzender der Bundesfachgruppe gesetzt.

Bündelung der Vermarktung
Eine Großteil der heute 3500 Erwerbsobstbauern im LVEO kommen vom Bodensee. Bei der Obstregion Bodensee, die 1986 gegründet wurde nachdem die abnehmende Seite immer stärker wurde, handelt es sich um 6500 Hektar Kernobst, 700 Hektar Birnen und 700 Hektar Beeren- und Steinobst, berichtete Helmut Jäger, Vorsitzender der Obstregion Bodensee e.V.. Die Zahl der Betriebe ging von 1990 mit 1600 auf heute unter 1000 zuück, bei insgesamt gleichbleibender Fläche. Heute werden über ein Verkaufsbüro über 70 Prozent der Produktion am See vermarktet, so Jäger. Zuwächse gebe es vor allem im Bio-Anbau. In der Region gibt es zwei Obstbauringe in Baden, zwei in Württemberg und einen in Bayern (Lindau).

Starker Einsatz für die Bauern
Franz Josef Müller erinnerte an die Ziele des LVEO bei der Gründung, wie die Interessensvertretung in der Öffentlichkeit sowie die Vertretung im Bundesausschuss Obst und Gemüse. Nicht fehlen durfte der Kontakt zur Fachberatung sowie zu Forschung und Lehre. Maßgeblich beteiligt war man beim Umbau des Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee (KOB) zur Stiftung oder beim Fortbestand des Instituts der ehemaligen Biologischen Bundesanstalt (BBA) in Dossenheim. Müller sprach die große Protestveranstaltung gegen die Erntehelfer Regelung 1997 an, als die Politik versuchte, deutsche Arbeitslose zum Einsatz in der Landwirtschaft zu bewegen. Bei Saisonarbeitskräften und beim Mindestlohn werden die Betriebe heute mehr denn je unterstützt. 2001 kam es mit Hilfe des LVEO zur Wiederaufnahme der Hagelbeihilfe. Das Obst-Marketing stand stets oben auf der Agenda. Zu Gunsten krebskranker Kinder stifteten die LVEO-Bauern 1994 fünf Tonnen Äpfel. Sie schafften es, 32.000 DM einzusammeln. Drei Jahre später warb der damalige Olympiasieger Dieter Baumann für Elstar und Jonagold – heute ist der LVEO bei den Fachmessen nicht mehr wegzudenken. Neuestes Projekt ist die Imagekampagne „Wir machen...

Einschätzungen und Forderungen von Peter Hauk

  • Pflanzenschutz: Im dritten Jahr der Kirschessigfliege sei man dabei Verfahren zu entwickeln, um die Plage erfolgreich in den Griff zu bekommen, berichtete Hauk. Hier zeige sich, wie wichtig der technologische Wissenstransfer zwischen den Landesanstalten sowie mit der Universität Hohenheim und mit der Praxis ist. Problem sei, dass die Zahl der zugelassenen Mittel sinkt. Deshalb ist es wichtig, mehr europäische Zulassungen zu erhalten, damit es sich für die Hersteller lohnt neue Präparate zu entwickeln und damit diese dann den Erzeugern im Kampf gegen die Krankheiten zur Verfügung stehen.
  • Saisonarbeitskräfte: Dauerthema im Obstbau sind genügend Arbeitskräfte. Seit Neuerung der Arbeitnehmerfreizügigkeit osteuropäischer Saisonarbeitskräfte zum 1. Januar 2015 haben alle in Deutschland beschäftigten Arbeitnehmer einen Anspruch auf den Mindestlohn. Problem sei weniger der Mindestlohn an sich, als vielmehr die damit verbundene Bürokratie und das Arbeitszeitgesetz. „Man muss hier flexibel sein und kann nicht nur starre Regeln einhalten“, so Hauk. Das Arbeitszeitgesetz muss an die heutigen Bedingungen angepasst werden. „Wenn das Geschäft da ist, muss man es machen“, so Hauk mit Blick auf die witterungsabhängigen Arbeiten in der Landwirtschaft.
  • Hagelnetze: "Heute müssen wir schauen, dass die Hagelnetze nicht verboten werden, weil sie im Landschaftsschutzgebiet stören", so Hauk. Er will deutlich machen, dass die Nutzung der Natur unverzichtbar ist, wenn man regionales Essen möchte. Dafür müsse man dann auch als Verbraucher zum Beispiel Hagelschutznetze in Kauf nehmen.
  • Risikorücklage: Für die seit Jahren von den Bauernverbänden geforderte steuerliche Risikorücklage sieht Hauk gute Chancen, dass sie endlich eingeführt wird. Finanzminister Wolfgang Schäuble sei dieser Forderung gegenüber offener als noch vor Jahren, weil mittlerweile die Bundeshaushaltskasse gut gefüllt sei, zeigte sich der Minister zuversichtlich.
  • Forschung: In Sachen Forschungsschwerpunkte seien die Arbeiten am KOB für den Minister sehr vielversprechend, bei der Bestimmung des Erntetermins und Fruchtreife sowie Fruchtqualität und Obstlagerung. Aktuell werden Möglichkeiten der Energieeinsparung während der Obsteinlagerung untersucht. Außerdem wird nach den besten Lagerstrategien für IP-Ware und Bioware gesucht.
  • Vermarktung: Die Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse tragen zur Bündelung des Angebots bei. Sie spielen eine besondere Rolle. Regionale Produkte liegen Hauk besonders am Herzen. Die Vollsortimenter wie Rewe, Kaufland und Edeka, die zu einem großen Teil von selbstständigen Kaufleuten vor Ort geführt werden, setzten verstärkt auf regionale Herkunft, meinte Hauk und: „Die Bereitschaft zur Regionalität ist hier unheimlich groß“. Beim Obst und Gemüse würden die Händler laut deren Aussagen mehr machen, wenn sie nur könnten. Deshalb gelte es diese Lieferketten zu optimieren, forderte Hauk.
     
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